Die Deutsche Telekom steht erneut wegen möglicher Verstöße gegen die Netzneutralität in der Kritik. Wie der Spiegel berichtet, haben die Verbraucherzentrale Bundesverband gemeinsam mit mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen eine formelle Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Der Vorwurf: Die Telekom drossele gezielt den Datenverkehr bestimmter Dienste – und verdiene gleichzeitig daran, wenn Anbieter für eine bevorzugte Übertragung bezahlen.
Vorwurf: Peering absichtlich langsam?
Die Kritik ist nicht neu. Bereits im Januar berichteten wir über die technischen Hintergründe der sogenannten Netzbremse. Dabei geht es um das sogenannte Peering – also die Übergabepunkte, über die Daten von externen Diensten wie Meta oder Netflix ins Telekom-Netz gelangen. Während andere Anbieter auf öffentliche Peering-Knoten setzen, setzt die Telekom fast ausschließlich auf private Übergänge. Für diese verlangt sie von den Diensteanbietern meist Geld. Wer nicht zahlt, wird über Umwege geroutet – was zu spürbaren Geschwindigkeitseinbußen führen kann. Ohne derartige Netzübergangspunkte würde das Internet nicht funktionieren.
Laut Spiegel sprechen die Beschwerdeführer nun von einem „Frontalangriff auf das offene Internet“. Barbara van Schewick, Professorin für Internetrecht an der Stanford Universität, sagt: „Die Telekom schafft künstliche Engpässe am Netzeingang und verkauft bezahlte Überholspuren.“ Damit verletze der Konzern die Prinzipien der Netzneutralität, nach denen alle Daten gleich behandelt werden müssen.
Beschwerde auf Basis von Hunderten Berichten
Die Deutsche Telekom weist die Vorwürfe zurück. Eine Sprecherin erklärte gegenüber dem IT-Magazin Golem bereits im Januar, die Kritik beruhe auf „rechtlichem und technischem Unverständnis“. Man halte sich an die Regeln und habe die Qualität des Netzes in zahlreichen Tests unter Beweis gestellt. Die Beschwerdeführer sehen das anders. Sie verweisen auf Hunderte Nutzerberichte, die zeigen sollen, wie stark sich die Probleme im Alltag auswirken – etwa bei Video-Streams, Software-Downloads oder Social-Media-Diensten wie Instagram oder WhatsApp. Besonders in den Abendstunden komme es immer wieder zu Engpässen. Ob die Bundesnetzagentur den Vorwürfen folgt, ist noch offen. Klar ist aber: Der Druck auf die Telekom wächst.

Sehr gute Auswahl.