Kostenschock: Panne lässt Strompreise explodieren

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Durch eine technische Panne an der Pariser Strombörse EPEX kam es zu einer starken Verzerrung der Preisfindung. Das traf insbesondere Kunden von dynamischen Strompreistarifen am vergangenen Dienstag hart. Zwischenzeitig lag der Strompreis auf unfassbaren 2,33 Euro pro kWh.  
Kostenschock - Panne lässt Strompreise explodieren
Kostenschock - Panne lässt Strompreise explodierenBildquelle: Image by Gerd Altmann from Pixabay

Wenn wir von hohen Strompreisen reden, meinen wir damit in der Regel Preise, die einige Cent über den aktuellen Durchschnittspreisen liegen. Kaum jemand würde jedoch vermuten, dass bei Neukundenpreisen von rund 27 Cent pro Kilowattstunde, plötzlich die Kosten auf 2,33 Euro pro kWh steigen. Damit hatte sich der Preis durch den technischen Fehler fast verzehnfacht. Realistisch wären dabei in Wahrheit Strompreise um die 10 Cent pro Kilowattstunde gewesen.

Strommärkte in Europa agieren Hand in Hand

Doch warum hat ein Fehler in der Pariser Strombörse so große Auswirkungen auf unsere Strompreise? Verantwortlich dafür ist die Art, wie Strombörsen in Europa miteinander agieren. Jeden Tag kaufen und verkaufen wir Strom über Landesgrenzen hinweg. Insgesamt sorgt dieser Umstand dafür, dass die Strompreise deutlich günstiger ausfallen, da die unterschiedliche Nachfragen ausgeglichen wird. Darum wird die Day-Ahead-Auktion an der Pariser Strombörse EPEX Spot unter dem Namen „Single Day-ahead Coupling“ (SDAC) gekoppelt. Sie findet somit länderübergreifend statt – zumindest in der Theorie.

Denn bei der Preisfindung für den 26. Juni funktionierte der internationale Abgleich aufgrund eines technischen Fehlers nicht. Dadurch schnellte der Strompreis für Deutschland zwischen 5 und 8 Uhr in die Höhe. Im Zeitraum zwischen 6 und 7 Uhr waren diese Auswirkungen besonders spürbar. 2,33 Euro wurde für die kWh fällig, obwohl eigentlich ein Preis um die 10 Cent realistisch gewesen wäre. Ein großes Ärgernis, insbesondere für Kunden dynamischer Stromtarife, die in diesem Zeitraum überflüssig viel für ihren Strom zahlten.

Einige Betreiber von dynamischen Stromtarifen, wie etwa das Unternehmen Tibber, hatten ihre Kunden vorab gewarnt. Dadurch konnte der Effekt der technischen Panne zumindest teilweise abgefangen werden. Völlig entkommen kann ein dynamischer Strompreis solchen Fehlern jedoch nicht. Selbst wenn man keine zusätzlichen Geräte einschaltet, besteht allein durch Elektrogeräte wie Kühlschränke oder Gefriertruhen immer eine gewisse Strom-Grundlast im Haus. Was genau an der EPEX schiefgelaufen ist, wurde erst gestern bekannt gegeben. Anscheinend ließen sich Gebote und Nachfrage durch einen Mikrostromausfall nicht europaweit synchronisieren, wie heise berichtet. Dadurch waren alle Interessenten in Deutschland gezwungen, den Höchstpreis des teuersten deutschen Gaskraftwerks zu zahlen, das nach dem Merit-Order-Prinzip angeworfen werden musste, um den Bedarf zu decken.

Kunden mit Festverträgen sind nicht betroffen

Konkrete Auswirkungen auf den einzelnen Kunden hatte die Panne jedoch nur bei dynamischen Stromtarifen. Kunden mit einem Stromvertrag zu festen Preisen spüren die Auswirkungen dagegen nicht. Stromanbieter berechnen solche Schwankungen bereits in die festen Preise pro kWh ein, sodass einzelne Fluktuationen den Preis nicht verändern. Die entsprechenden Stromanbieter kaufen den Strom auch in der Regel nicht über den Day-Ahead-Markt ein, sondern wesentlich langfristiger. Dadurch sind die Preise im Schnitt zwar höher, jedoch weniger anfällig für kurzfristige Preisschwankungen. Dennoch sollten solch hohe Strompreise an der Strombörse eigentlich nicht möglich sein. Man darf somit hoffen, dass der Mikrostromausfall an der EPEX nicht erneut auftritt und es nicht zu weiteren Preisextremen kommt.

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