Gehört die Zukunft wirklich dem E-Auto? Ist das Verbrenner-Verbot, das 2035 in Kraft tritt, ein Fehler? Immer mehr Zweifel an der Zukunft des Autos kommen auf. Das Elektroauto beschleunige den Klimawandel sogar noch, ist sich ein Experte sicher. Vor Kurzem warnte der Ex-Chef des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn: „E-Autos sind keine Lösung! Der schmutzige Auspuff liegt nur etwas weiter entfernt im Kohlekraftwerk.“ Doch nicht nur der Strom, mit dem E-Auto-Fahrer ihre Stromer volltanken, ist schmutzig.
Das E-Auto verstärkt ein Umweltproblem
Während in der E-Auto-Verbrenner-Diskussion viel über Abgase, Öl, Sprit und CO₂ gesprochen wird, macht sich kaum ein Autofahrer Gedanken darüber, welches Problem die Autoreifen darstellen. Nicht unbedingt in der Herstellung oder bei der Entsorgung, sondern im Laufe ihres oft kurzen Lebens. „Diese Zahl überrascht: Jedes Jahr gelangen pro Bundesbürger etwa 1,2 Kilogramm Reifenabrieb, also Partikel, die durch das Reiben von Autoreifen auf dem Straßenbelag entstehen, in die Umwelt“, erklärt die Initiative Plastik in der Umwelt. „Damit belegt Reifenabrieb Platz eins unter den Emissionen von Mikroplastik.“ Ist es nun nicht egal, ob Diesel oder E-Auto? Schließlich ist jedes Auto – unabhängig von der Antriebsart, bereift. Nun, nicht ganz.
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Der Reifenhersteller Michelin sagt, dass herkömmliche Reifen für Elektroautos 20 Prozent schneller verschleißen als für einen Benziner. Diese Zahl wird auch von E-Auto-Herstellern häufig genannt. Die Pneu-Experten von Goodyear sagen sogar, dass Reifen am E-Auto sogar bis zu 50 Prozent schneller verschleißen können. Dafür gibt es drei Gründe: Zum einen bringen Stromer den Gummi buchstäblich schneller auf die Straße als Verbrenner, da Elektromotoren nahezu sofort Spitzenleistung oder Drehmoment erzeugen. Beim Verbrenner dauert der Vorgang, bei dem Sprit und Luft zusammengeführt und entzündet werden müssen, damit sich eine Reihe mechanischer Teile in Bewegung setzt, deutlich länger.
Was das für uns alle bedeutet
Der zweite Grund: Die Reifen für Stromer sind meist weicher als die Schlappen für Verbrenner. Das hat den Vorteil, dass man als Fahrer eines E-Autos das Abrollgeräusch weniger hört als bei härteren Reifen. Beim Verbrenner übertönt der Motor das Reifengeräusch, beim lautlosen Elektroantrieb wäre das Abrollgeräusch für die Insassen sonst zu laut. Aber: Weiche Pneus verschleißen auch schneller. Und der dritte Grund: E-Autos sind aufgrund dicker Batterien und auch wegen des SUV-Trends einige hundert Kilogramm schwerer als vergleichbare Verbrenner. All das sorgt dafür, dass der Reifenabrieb zunimmt. Und was ist so schlimm daran? Eine Kehrmaschine mehr und das Gummi ist weg von der Straße. Oder etwa nicht?
So einfach ist das nicht. Denn in einem Test zeigte sich: Grundsätzlich hat die Straßenreinigung einen guten Effekt, der allerdings verbessert werden könnte. „Insbesondere in den Straßenrändern sammelt sich enorm viel Reifenabrieb, der oft nicht aufgenommen wird“, heißt es unter anderem im Fazit der wissenschaftlichen Untersuchung. Und so gelangen am Ende etwa 60 Prozent vom Reifenabrieb auf der Straße in unsere Böden, 20 Prozent ins Oberflächenwasser, also über das Niederschlagswasser in die Gewässer. Davon geht ein Teil – 2 bis 5 Prozent – über die Flussmündung letztlich ins Meer. Das klingt erst einmal wenig, ist es aber nicht: Bei 1,2 Kilogramm pro Bundesbürger und Jahr sind das 24 bis 60 Gramm und damit insgesamt 1,92 bis 4,8 Millionen Kilogramm Reifenabrieb, mit denen alleine wir Deutschen jedes Jahr die Meere verunreinigen. Gummi im Meer, aus den Augen, aus dem Sinn? Obacht!
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Denn neben den weitreichenden negativen Folgen für die Umwelt nehmen wir das Mikroplastik in uns auf, etwa wenn wir Fisch essen. Zudem trägt Mikroplastik im Meer zur Klimaerhitzung bei, wie die Deutsche Stiftung Meeresschutz aufzeigt. „Bei der Fragmentierung von Einwegkunststoffen und Verpackungen (Hitze, Wellenschlag, UV-Einstrahlung) gelangen Treibhausgase wie Methan und Ethylen in die Atmosphäre.“
Das E-Auto hat nicht nur ein Problem
Viele sprechen über die Batterien fürs E-Auto, die der Umwelt zusetzen oder den zum Teil schmutzigen Strom, mit dem die Elektroboliden geladen werden. Doch Reifeneigenabrieb ist ein zunehmendes Problem. Und so überrascht es wenig, wenn ein Experte vom unabhängigen Abgasprüfunternehmen Emissions Analytics der britischen Zeitung The Guardian sagt: „Reifen verdrängen den Auspuff als Hauptquelle der Fahrzeugemissionen.“
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Das Problem zu lösen, ist nicht einfach. Reifenhersteller bemühen sich, mit neuen Reifen wie diesen, es besser zu machen. Doch wer nicht auf seinen Benziner, Diesel oder sein E-Auto verzichten will, trägt zu dem Problem bei. Mit dem Stromer sogar mehr, als mit dem Verbrenner. Wer statt Auto doch mal gelegentlich auf die Bahn umsteigt, trägt also – wenig überraschend – in mehrfacher Hinsicht zum Umweltschutz bei. Oder man nimmt das Fahrrad. Ja, auch das hat Gummireifen, die Partikel auf den Radwegen und Straßen hinterlassen. Aber die Menge ist deutlich kleiner als die von vier Pneus am E-Auto.