Klimaanlagen sollen bald Strom speichern: Das ist der Plan

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Die Art, wie Klimaanlagen unsere Häuser kühlen, könnte sich in den kommenden Jahren stark verändern. Schon heute entfallen rund 20 Prozent des weltweiten Strombedarfs auf die Kühlung. In Spitzenphasen können es sogar die Hälfte des Strombedarfs sein. Klimaanlagen müssen sich anpassen.
Klimaanlage sollen bald Strom speichern - das ist der Plan
Klimaanlage sollen bald Strom speichern - das ist der PlanBildquelle: Shutterstock

Die große Belastung, die Kühlsysteme, insbesondere Klimaanlagen, für das Stromnetz darstellen, hat Forscher und Start-ups dazu bewegt, Klimaanlagen anders zu gestalten. Künftige Modelle könnten eine Kombination aus Kühltechnologien und Energiespeicherung darstellen. Der Sinn dahinter besteht darin, Strom in Zeiten einzuspeichern, in denen er besonders günstig ausfällt, um ihn während Spitzenbelastungszeiten des Netzes zu nutzen. Dadurch ergäben sich gleich mehrere Vorteile für die Klimaanlagen der Zukunft.

Klimaanlage als Stromspeicher: kostengünstige Lösung

Lädt die Klimaanlage den Strom in günstigen Phasen, bedeutet das nicht nur eine Kostenersparnis für den Besitzer. Sie entlasten dadurch auch das Stromnetz, in dem gezielt Solar- oder Windstrom abgerufen wird, wenn dieser in großen Mengen verfügbar ist. Zeitweise kann die Verfügbarkeit sogar den Bedarf an den Strombörsen übersteigen, was sich in negativen Strompreisen widerspiegelt. Würden Netze genau in diesen Phasen entlastet, sorgt das für eine bessere Stabilität. Zugleich nutzt man Erneuerbare umfangreicher, anstatt Einspeisung in das öffentliche Netz abregeln zu müssen. Diesen positiven Effekt spürt dadurch nicht nur der Anwender der Klimaanlage, sondern auch jeder Haushalt, der an das Stromnetz angeschlossen ist. Denn, je weniger Windräder abgeregelt werden müssen, desto seltener müssen Entschädigungen dafür an deren Betreiber fließen. Somit gibt es auch weniger Kosten, die über Netzentgelte auf alle Stromkunden umgelegt werden müssen.

Ein Nachteil lässt sich bei diesem Prozedere jedoch nicht verhindern. Der gesamte Strombedarf, der für die Kühlung notwendig ist, steigt an. Nutzt man den Strom jedoch gezielt in Momenten, in denen ein nicht zu verbrauchender Überschuss besteht, fällt das in der Gesamtbilanz nicht ins Gewicht. Je mehr Häuser jedoch einen solchen zusätzlichen Bedarf in gleichen Zeiten aufweisen, desto eher könnten solche Überschüsse knapp werden. Ein Kühlsystem, das für die Kühlung eines gesamten Gebäudes ausgelegt ist, stammt von der Firma Nostromo Energy. Sie installiert ihr erstes System in den USA bereits im Jahr 2023 im bekannten Beverly Hilton Hotel in Los Angeles. Der dortige IceBrick hat eine Kapazität von 1,4 Megawattstunden und versorgt neben dem Hilton auch das benachbarte Hotel Waldorf Astoria.

So funktioniert das smarte Kühlsystem

Der IceBrick besteht aus vielen Kapseln, die mit Wasser gefüllt sind. Die Geräte können aus Tausenden dieser kleinen Unterbehälter bestehen, von denen einer eine halbe Gallone an Wasser beinhaltet. Das sind umgerechnet etwas weniger als zwei Liter Wasser. Durch eine Isolierung können die Kapseln gefroren bleiben, bis sie im Kühleinsatz benötigt werden. Sobald eine Kühlung erfolgen soll, nutzt man die Eiskapseln, um die Temperatur eines Wasser-Glykol-Gemischs zu senken. Dieses wiederum gibt die Kälte an das Wasser ab, das im Kühlsystem von Gebäuden zirkuliert. Mit dieser Vorgehensweise lässt sich nicht nur der „Strom“ praktisch vorab im Kühlsystem einspeichern. Es kann auch unkompliziert an bereits bestehende Systeme angeschlossen werden, sodass weniger Umbaumaßnahmen erforderlich sind.

Die smarte Kühlung bietet nicht nur dem einzelnen Gebäude mehr Flexibilität. Setzen viele, insbesondere große Gebäudekomplexe, auf solche Klimaanlagen, kann Strombedarf äußerst variabel eingesetzt und Netze ideal entlastet werden. Gänzlich neu ist der Hintergrundgedanke dabei jedoch nicht. Schon zuvor haben Gebäude, speziell in heißen Regionen, auf Tanks mit kühlem Wasser oder Kühlflüssigkeiten gesetzt, um eine Kühlung bei Bedarf zu erzielen. Was den neuen Ansatz unterscheidet, ist jedoch die Möglichkeit, diese Schritte flexibel an die Zeiten mit hohen Mengen an verfügbarem Strom anzupassen. Neben der Speicherung von Strom gibt es weitere Ansätze, die darauf abzielen, das Kühlverfahren selbst effizienter zu gestalten. Neben Speichersystemen für Kälte wäre auch eine Kombination aus Klimaanlagen und klassischem Batteriespeicher denkbar, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Im Verhältnis müssten diese Batteriespeicher jedoch groß dimensioniert sein, um den Strombedarf decken zu können.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Interessanter Ansatz.
    Interessant ist auch, wie groß tatsächlich so eine Erweiterung/Anlagenteil ist?
    Kommt bei einem oder dem anderen Einfamilienhaus vielleicht in Frage.
    Klingt auf den ersten Blick vernünftig.

    Aber, was sollen all die Mieter damit anfangen, die eine Gasetagenheizung haben?
    Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass diese Reformen von Reichen für Reiche gemacht werden. Die Normalverdiener zahlen nur drauf, da sie gar keine Möglichkeit haben, sich eine Wärmepumpe im Haus/Wohnung installieren zu lassen.

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