Kernkraftwerk soll Betrieb wieder aufnehmen – doch völlig anders, als du glaubst

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Das Kernkraftwerk Brokdorf scheint für die Energiewende keineswegs abgeschrieben. Der ehemalige Betreiber das Atomkraftwerks Preussen Elektra hat große Pläne, um das Kraftwerk und sein Gelände erneut in Betrieb zu nehmen. Doch mit Atomkraft selbst hat dieses Vorhaben nichts mehr zu tun.  
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Kernkraftwerk soll Betrieb wieder aufnehmen – doch völlig anders als du glaubst

Auf dem Kraftwerksgelände des Atomkraftwerks (AKW) Brokdorf in Schleswig-Holstein soll schon bald Europas größter Batteriespeicher entstehen. Zumindest, wenn es nach den Plänen des ehemaligen Betreibers Preussen Elektra geht. Das Kernkraftwerk soll den Betrieb wieder aufnehmen, in dem man es in eine Speichereinheit mit 1.600 Megawatt Kapazität verwandelt. Bis zu 800 Megawatt Leistung soll das Kraftwerk bei Bedarf zukünftig in das Stromnetz einschleusen können. Doch bevor die Umbaumaßnahmen begonnen werden können, benötigt das Unternehmen eine Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das AKW.

Kernkraftwerk soll Betrieb als Batteriespeicher wieder aufnehmen

Den Antrag für den Abbau des AKW stellte Preussen Elektra bereits im Jahr 2017. Noch immer wartet das Unternehmen auf eine Genehmigung. Dabei wäre ein derart großer Stromspeicher innerhalb des Netzes ideal, um Schwankungen durch erneuerbare Energien auszugleichen. Zahlreiche Kraftwerksbetreiber haben in den vergangenen Jahren mit dem Bau von Batteriespeicheranlagen begonnen, um überschüssig produzierten Strom einzuspeichern. Bisher reicht die Speicherkapazität innerhalb unserer Netze dafür jedoch bei Weitem nicht aus. So müssen noch immer regelmäßig Windräder in Deutschland gestoppt werden, um eine lokale Überlastung der Netze zu vermeiden. Dadurch entstehen jährlich Kosten in Milliardenhöhe, die letztlich auch die Verbraucher tragen. Der Strompreis könnte somit um ein Vielfaches günstiger werden, wenn sämtlicher produzierter Strom in den Netzen genutzt oder für einen späteren Zeitpunkt eingespeichert werden kann. Anlagen in der Größe, die Preussen Elektra plant, könnten ein zentrales Element in den Stromnetzen von morgen sein.

Der Standort des AKW Brokdorf ist für dieses Vorhaben laut Preussen Elektra sehr gut geeignet. Die Zwölf-Hektar-Fläche, die für den Stromspeicher nötig wären, können auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände erschlossen werden. Zusätzlich spart die Nutzung des Standorts Kosten im Bau des Batteriespeichers. Denn der Netzanschluss des Kernkraftwerks ist noch immer vorhanden und lässt sich somit für das Batteriekraftwerk weiter verwenden. Jeder andere Standort, der stattdessen genutzt würde, würde erneut freie Flächen besetzen, während das alte AKW-Gelände weiterhin ungenutzt verharren würde. Doch auch fern des praktischen Nutzens der bereits verfügbaren Fläche und Anschlüsse betrachtet, ist die Lage des AKW Brokdorf ideal für das Vorhaben. Der Ort liegt nördlich von Hamburg an der Elbe, unweit des Umspannwerk Wilster. Dieses transportiert zum größten Teil Windenergie und steht immer wieder vor Schwierigkeiten dank der schwankenden Einspeisung. Der Energiespeicher könnte diese Probleme dämpfen, im besten Fall sogar vollständig ausmerzen.

AKW Brokdorf bereits seit 2021 stillgelegt

„Mit dem Standort Brokdorf haben wir ideale Voraussetzungen, um in der aktuell angespannten Netzsituation in der Region Teil der Lösung zu sein“, erklärte Guido Knott, Vorsitzender der Preussen Elektra-Geschäftsführung gegenüber des PV Magazine. „Gemeinsam mit unseren Partnern im Eon-Konzern möchten wir nun in die Detailplanung einsteigen. Dafür benötigen wir jetzt Planungssicherheit für die Nutzung unseres Anlagengeländes.“ Doch solange die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das Unternehmen nicht erteilt wird, sind dem ehemaligen Betreiber die Hände gebunden. Das AKW stellte seinen Leistungsbetrieb dabei bereits am 31. Dezember 2021 ein – knapp vier Jahre, nachdem Preussen Elektra im Jahr 2017 bereits die Anträge für die entsprechenden Genehmigungen gestellt hatte. Seit seiner Stilllegung sind inzwischen beinahe zwei weitere Jahre vergangen, in denen Preussen Elektra vergeblich auf eine Antwort der zuständigen Behörden wartet. Sobald mit der erteilten Genehmigung die notwendige Planungssicherheit für das Unternehmen vorliegt, möchte Preussen Elektra das Kapitel für den Umbau sichern.

Ausbau soll in mehreren Stufen erfolgen

Bis das Kernkraftwerk seinen Betrieb als Batteriespeicher aufnehmen kann, soll noch einige Zeit vergehen. Erst ab 2026 soll in einer ersten Ausbauphase ein Speicher mit 100 Megawatt Leistung sowie 200 Megawattstunden Speicherkapazität entstehen. Damit das jedoch möglich ist, müssten bereits Mitte 2024 Komponenten-Bestellungen und Planungsvorgänge in die Wege geleitet werden – wofür die Genehmigung dringend erforderlich wäre. Der Beginn der Baumaßnahmen könnte sich somit weiter verzögern. Gelingt der Start des Bauvorhabens wie gewünscht, soll sich nach der ersten Ausbauphase eine zweite anschließen, die die Leistung auf 700 Megawatt bei 1.400 Megawatt Speicherkapazität anhebt. Diese sollen allerdings erst 2036 erfolgen.

Die einzelnen Ausbaustufen sind daher strategisch auf den Rückbaufortschritt des AKWs abgestimmt. Die ersten Maßnahmen erfolgen auf dem Teil des Kraftwerksgeländes, für den man den Rückbau des Kraftwerkes nicht benötigt. Für die zweiten Maßnahmen jedoch muss das AKW bereits zurückgebaut sein. Neben Brokdorf möchte Preussen Elektra auch allen weiteren ehemaligen Kraftwerksstandorten an der Elbe einen neuen Wertschöpfungswert zukommen lassen. Dazu zählen unter anderem die AKW Unterweser, Grohnde und Würgassen. Dabei bleibt jedoch bisher unklar, ob an jedem der Standorte ein Batteriespeicher entstehen soll oder weitere Nutzungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.

2 Kommentare

  1. Karsten Frel
    Wenn man nichts hat, worauf man stolz sein kann, erfindet man etwas in Zukunft, was man angeblich bald hat. So arbeitet Propaganda und es wird positive Meinunsbild über sich selbst erzeugt. Man soll sich die Grossbaustellen in Deutschland anschauen und es wird sofort klar, Deutschland ist zu Weltmeister im Wunschdenken verkommen. Ausser heisser Luft kommt aus Deutschland nichts mehr.
  2. Karsten Frei
    Willkommen in der Schrott-Republik Deutschland! https://focus.de/finanzen/news/autobahnen-bruecken-bahn-willkommen-in-der-schrott-republik-deutschland-wie-wir-unser-land-renovieren_id_201991650.html
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