Während bei Volkswagen ein Elektro-ID nach dem anderen vom Band rollt und man sogar den VW Bus elektrifiziert hat, geht es auch bei BMW und Mercedes darum, dem Verbrenner ein Ablaufdatum zu verpassen und ins E-Auto umzusteigen. Toyota hingegen hat erst vor Kurzem zwei neue, sparsame Verbrennungsmotoren vorgestellt. Beim Elektroauto aber zögern die Japaner. Doch im Vergleich zu den deutschen Autobauern läuft der japanische Motor rund – und sogar besser als je zuvor. Was macht Toyota richtig und was machen VW und Co. falsch?
Toyota: Ein E-Auto aber 75 Prozent aller Neuwagen elektrifiziert
Mit dem recht ungelenken und kryptischen Namen bZ4X hat Toyota ein einziges E-Auto im Portfolio. Trotzdem sind 75 Prozent aller 2024 weltweit zugelassenen Autos aus den Toyota-Werken elektrifiziert. Wie kann das sein? Die Japaner setzen bereits seit geraumer Zeit auf den sparsamen Hybridantrieb. Die Autos werden zum größten Teil also immer noch von einem Verbrennungsmotor angetrieben, es ist aber eben auch ein Elektromotor an Bord. Beim Bremsen erzeugt dieser Strom, der eine Batterie speist. Und diesen Strom verwendet das Auto etwa beim Beschleunigen. Rein elektrisch kommen die Autos nicht weit. Aber: Hybride verbrauchen weniger Sprit als reine Verbrenner und sie werden in vielen europäischen Staaten aufgrund der niedrigen CO₂-Emissionen bei der Besteuerung häufig belohnt.
Der Umweltaspekt ist dabei nicht zu unterschätzen und spricht für die Toyota-Strategie. Wie eine aktuelle Liste der umweltfreundlichsten Autos des American Council for an Energy-Efficient Economy (ACEEE) für das Jahr 2024 zeigt, ist es kein Stromer, der auf Platz 1 fährt, sondern der Plugin-Hybrid Toyota Prius Prime SE. Und so verwundert es kaum, dass Toyotas Hybride sich immens gut verkaufen. Auch Volkswagen hat Hybrid-Modelle im Programm. Doch die Werbetrommel rührt man in Wolfsburg eher für Stromer.
Günstigster E-VW immer noch zu teuer
Und so ergibt sich ein weiteres Problem: Ein neuer E-Volkswagen ist längst kein Wagen mehr fürs Volk. Im Jahr 2020 lag der Durchschnittspreis eines Elektrofahrzeugs in Europa bei rund 40.000 Euro. Heute liegt er bei rund 45.000 Euro – ein Anstieg von 11 Prozent. Ja, bei VW kostet das günstigste Modell nur 33.000 Euro. Für das Geld bekommt man einen Wagen der Kompaktklasse, der es auf eine Reichweite von etwa 300 Kilometern bringt. 2021 landete das Fahrzeug bei der europäischen Wahl zum Auto des Jahres auf Platz vier. Der Abstand auf Toyotas Dauer(ver)brenner, den Yaris, betrug 42 Punkte. Eine Deklassierung.
Und während VW mit ID-Modellen zum Teil vergeblich den Erfolg sucht, verkauft sich Toyotas Yaris Cross als Hybrid hervorragend. In Europa ist der Mini-SUV ein Bestseller und gehört zu einem der meistverkauften Toyota-Modelle. Zudem ist er auch noch rund 5.000 Euro günstiger als ein ID.3. Der für die europäische immer älter werdende Bevölkerung hohe Einstieg eines SUV spielt dabei aber eine ebenso wichtige Rolle, wie der Preis.
Vor Kurzem erst ergab eine Umfrage: Ein Großteil der Autokäufer (gut 30 Prozent) will für einen Neuwagen nicht mehr als 20.000 Euro ausgeben. Für 32,5 Prozent sind 30.000 Euro die Grenze. Damit ist selbst VW günstigstes E-Auto kein Wagen mehr fürs Volk.
Deutsche Autobauer mit falscher Strategie?
Zu teuer, zu elektrisch und zu weit an den Bedürfnissen der Autokäufer vorbei. So könnte man die Situation der deutschen Autobauer zusammenfassen. Sie haben zu kämpfen, die gesamte deutsche Autoindustrie hat zu kämpfen. VW hat unlängst die erste Werksschließung in Europa angekündigt. Ab Februar 2025 stellt Audi die Produktion im Werk Brüssel ein. Insgesamt verlieren 3.000 Mitarbeiter damit ihren Job. Der Gewinn von BMW ist im dritten Quartal dieses Jahres um 84 Prozent eingebrochen, der von Mercedes um mehr als 50 Prozent. Und der fränkische Autozulieferer Schaeffler will in den kommenden Jahren 4.700 Arbeitsplätze in Europa abbauen. Das sind nur einige der Hiobsbotschaften der hiesigen Automobilindustrie. Toyota hingegen fährt Rekordgewinne ein. Das Geschäftsjahr 2023/2024 war das erfolgreichste der Geschichte.
Der Grund: Die Japaner sind technologieoffen und wollen weiterhin die ganze Welt mit Autos beliefern. Auch Länder, die noch viele Jahre auf Verbrenner angewiesen sind. Zugleich aber darf man Toyota nicht unterschätzen und denken, dass sie im E-Auto-Rennen bereits ausgeschieden sind. Man kann Hybride zwar als Mogelpackung bezeichnen. Aber dank langer Erfahrung mit diesem Antrieb weiß Toyota ganz genau, wie man Batterien produzieren kann und sie mit Elektromotoren verbindet. Getreu dem einstigen Slogan: Nichts ist unmöglich.
Es gibt wohl keinen Zweifel daran, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört. Auch, weil die Batteriepreise sinken und die Energiewende unaufhaltsam voranschreitet. Doch Volkswagen, Mercedes oder BMW haben vielleicht zu voreilig das E-Auto als den Heiligen Gral auserkoren.