Bisher war es in Mietwohnungen oft üblich, dass das TV-Signal „einfach da“ war. Abgesichert durch das Nebenkostenprivileg konnten die Kabelnetzbetreiber Rahmenverträge mit den Vermietern schließen und diese haben dir das Kabelfernsehen zur Verfügung gestellt. Natürlich nicht, ohne es in den Nebenkosten zu berechnen. Wehren konntest du dich nicht dagegen.
Millionen Wohnungen buchen kein Kabelfernsehen
Seit 1. Juli ist das nun Geschichte und die Kabelnetzbetreiber müssen, um weiterhin Geld mit dem Kabelfernsehen zu verdienen, mit jedem Mieter einzelne Verträge abschließen. Das aber wollen viele offenbar gar nicht. Schon vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass allein Vodafone als größter deutscher Kabelnetzbetreiber 2,2 Millionen Kunden verloren hat. Gleichzeitig gehen die Nutzungszahlen bei Streaming-Anbietern, die dir das TV per Internet liefern, nach oben. Sie bieten auch den Mehrwert, dass du ein TV-Signal anhalten kannst, eine Sendung neu starten oder aber sogar aufnehmen kannst. Das bieten die Kabel-Anbieter zwar auch an, aber für weitaus höhere Kosten.
Nun hat der nächste Kabelanbieter seine Zahlen vorgelegt, die ebenfalls deutlich machen, wie viele Kabelanschlüsse offenbar gar nicht genutzt wurden. Den eigenen Quartalszahlen zufolge hat Tele Columbus, besser bekannt als Pyur, im dritten Quartal 40,4 Prozent der Kunden fürs Kabelfernsehen verloren. 1,1 Millionen Kunden nutzen das Signal demnach noch gegen Entgelt. Bei Vodafone sind es 4 Millionen. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass beide Kabelnetzanbieter mehrere Millionen Kunden verloren haben. Und das, obwohl der Marketingdruck der Anbieter hoch war.
Hier gibt es aber noch Hoffnung für die Anbieter. Noch längst nicht alle Leitungen, die nicht bezahlt werden, sind auch abgeschaltet. Heißt im Umkehrschluss: Es dürfte noch viele Schwarzseher geben. Sie werden möglicherweise erst tätig, wenn das TV-Signal weg ist und buchen dann das Kabelfernsehen, so wie sie es kennen. Für die Abschaltung müssen Techniker in jedes einzelne Gebäude fahren und dort Leitungen abschalten. Bucht der Kunde dann das TV-Signal, muss der Techniker erneut das Haus aufsuchen und die Leitung wieder aktivieren. So lange die Leitungen zwar aktiv sind, aber nicht bezahlt werden, können Vodafone und Tele Columbus sie aber nicht in ihren Quartalszahlen als aktive Leitungen zählen.