Kabel vs. Glasfaser: Diese Nachricht blamiert gleich zwei Anbieter [Update]

5 Minuten
Es ist ein ewiger Glaubenskrieg: Ist Glasfaser besser als Kabel? Und was unterscheidet die Anschlüsse eigentlich. Ein Social-Media-Battle zwischen zwei Anbietern ging jetzt nach hinten los. Ein Nutzer blamierte sie.
Glaubensfrage: Kabel vs. Glasfaser
Glaubensfrage: Kabel vs. GlasfaserBildquelle: Pyur / Markus Altmann

Die hinter dem Kabelanbieter Pyur stehende Tele Columbus hat ihr Kabelnetz in München erweitert und kann dort nun in 270.000 Haushalten der Landeshauptstadt auch Gigabit-Anschlüsse anbieten. Pyur nutzt das aktuell für eine große Werbekampagne. Denn bisher war die Marke in München eher unbekannt und firmierte als Kabel & Medien Service KMS. München ist traditionell die Hochburg von M-Net. Der Anbieter hat schon vor Jahren angefangen, Glasfaser-Leitungen bis in die Häuser zu verlegen.

Kabelanbieter Pyur mit Angriff auf Glasfaser-Anbieter Pyur

Entsprechend nutzt Pyur seinen Rivalen vor Ort als Angriffsfläche in der Werbekampagne. Immerhin bietet man den Gigabit-Anschluss sechs Monate kostenlos an und berechnet danach 34,99 Euro monatlich. Pyur-Neukunden würden so gegenüber M-net 1.700 Euro innerhalb der Mindestlaufzeit sparen. M-Net berechnet für den vergleichbaren Tarif 99,90 Euro. Einziger Unterschied: Der Upstream ist hier mit bis zu 300 Mbit/s deutlich schneller als bei Pyur mit nur bis zu 50 Mbit/s.

Auf X (ehemals Twitter) schrieb Pyur daraufhin „Hallo #München! 99,90€ für #Internet in Gigabit-Geschwindigkeit von [M-net]? Das geht doch günstiger! Wir haben etwas Besseres: Wie klingen 34,99€ pro Monat für 1 Gbit/s?“ Das wollte man bei-M-net aber nicht auf sich sitzen lassen und antwortete „Netter Versuch […] Aber ihr wisst natürlich genauso gut wie wir, dass ein Vergleich des herkömmlichen Koax-Kupferkabels mit Glasfaserleitungen pÿurer Unsinn ist. Bei Glasfaser-Anschlüssen kommt die gebuchte Geschwindigkeit in der Regel auch an.“ Bei keinem anderen Übertragungsweg komme es zu mehr Problemen als dem Kabel, heißt es von M-net unter Verweis auf eine Umfrage von Verivox.

X/Twitter-Nutzer stellt Pyur und M-net bloß

Die Antwort von Pyur: Halbherzig und mit einem Verweis auf Testsiege, die man erreicht habe. Die eigentliche Antwort, die beide Anbieter am Ende des Tages blamiert, schickte ein Nutzer namens @vdsljunkie ab. „Liebes M-Net-Team, Ihr wisst natürlich, dass auch Pÿur in vielen Lokationen bereits die Glasfaser bis in die Keller verlegt hat. Somit muss das Kupferkabel nur noch die Distanz vom Keller bis in die Wohnung überwinden – so wie auch bei den meisten Eurer Anschlüsse in München“. Denn tatsächlich baut M-Net oftmals kein FTTH, also Glasfaser bis in die Wohnung, sondern FTTB mit Glasfaser bis in den Keller. Ab da geht es per Kupferleitung weiter. Entsprechend sei die Aussage „echtes Glasfaser-Internet gibt’s hier“ eine Mogelpackung. Und auch die GPON-basierten FTTH-Anschlüsse seien ein Shared Medium, bei dem sich bis zu 64 Teilnehmer 2,5 Gbit/s teilen.

Während Pyur wohl peinlich berührt war, nicht selbst solche fundierten Antworten zu geben, scheint man bei M-net das Thema lieber nicht weiter befeuern zu wollen. Beide Anbieter antworteten nicht mehr und bleiben am Ende blamiert zurück.

Dabei verlieren beide Anbieter eines aus dem Blick: Ein Anschluss mit Gigabit-Datenraten interessiert die allermeisten Internetnutzer kaum, da diese Datenrate heute schlichtweg nicht notwendig und mehr ein Statussymbol ist. Ein Anschluss mit 100 bis 250 Mbit/s reicht heute für den Großteil der Haushalte aus. Auch interessiert die meisten Kunden wenig, wie der Anschluss realisiert wird. Viele wissen nicht einmal, ob sie Kabel, DSL oder Glasfaser nutzen. Viel wichtiger ist ihnen in der Regel eine vernünftige Geschwindigkeit zu einem fairen Preis. Vor allem aber auch, dass diese Leitung dann vernünftig funktioniert. Ob der Anschluss per Glasfaser oder Kabel realisiert wird, ist den wenigsten Nutzern wirklich wichtig.

Update: Nicht-Reagieren von M-net hat einen traurigen Grund

Als Reaktion auf unseren Artikel meldete sich M-Net bei uns und erklärte, warum man die Diskussion, die bereits am 6. November stattfand, beendete. Man habe sie nicht weiterverfolgt, weil die Debatte um technische Details der Übertragung „für uns in der Zwischenzeit durch die Nachricht vom Tod unseres geschätzten Geschäftsführers Hermann Rodler vollkommen in den Hintergrund geraten ist. Dafür bitten wir um Verständnis.“ Das lässt die Nichtreaktion von M-net auch für uns in einem anderen Licht erscheinen. Die Information über den Tod Rodlers, der der Geschäftsführung der M-Net seit 2017 angehörte, war bislang nicht öffentlich. Rodler starb am 6. November im Alter von 63 Jahren unerwartet nach einer schweren Erkrankung, wie es aus München heißt.

Gegenüber inside digital verwies ein Sprecher darauf, dass die auf X getätigten Aussagen des Nutzers nicht korrekt seien. M-Net setze beim FTTH-Netzausbau und auch bei der Aufrüstung von bestehenden Netzen bereits seit etwa zwei Jahren verstärkt auf die XGS-PON Technologie mit einer Bandbreite von 10 Gigabit pro Sekunde. „Zum anderen ist es in unserer Standard-Netzarchitektur auch nicht zutreffend, dass sich bis zu 64 Nutzer die Bandbreite teilen – diese Größenordnung ist völlig übertrieben.“

Eine FTTB- und FTTH-Technologie sei mit der HFC-Technologie der Koax-Kabelnetze, „bei der in der heutigen Ausbaustufe über hundert bis hin zu mehreren Hundert Haushalten an ein Fiber-Node angeschlossen sind, nicht zu vergleichen“, so der Sprecher. „Zu der Tatsache, dass die Glasfaser-Technologie der herkömmlichen Kabel-Technologie im Hinblick auf Leistungsstärke und Zuverlässigkeit technisch deutlich überlegen ist, kann es keine ernsthafte zweite Meinung geben.“

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Mitreden

5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Flo

    Naja. Halbwahrheiten oder komplette Lügen können alle gut. Mein damaliger Chef hat von einer sehr großen Firma einen Glasfaseranschluss abgedreht bekommen. Ich fragte mich wie man das realisieren soll wenn nicht mal Leitungen da gelegt wurden. Ich sollte dann dem Techniker zeigen wo die Anschlüsse liegen. Dieser fragte mich dann, wo der Kabelanschluss sei. Als ich ihm sagte, dass er daran nichts verloren hat, fragte er mich allen ernstens, woran er sonst die Leitung anklemmen soll. Als ich ihm den Vertrag zeigte und sagte, dass wir Glasfaser gebucht haben, sagte er, dass das nur vom Verteiler aus gilt. Auf meine Frage hin, ob sie dann falsche Angaben im Vertrag gemacht haben, wollte er mir nicht antworten…

    Und ich finde es schön, dass endlich mal gesagt wird, dass schnelle Leitungen im Privathaushalt nur ein Statussymbol ist. Die meisten nutzen von ihren schnellen Anschlüssen in 95% der Zeit nicht mal 10% der Geschwindigkeit. Viel wichtiger wären kurze Latentenzen und wenig Verbindungsabbrüche. Das kann man mit Geschwindigkeit nicht kompensieren.

    Des weiteren ist es die Wahrheit, wie in dem.bericht erwähn, dass die meisten gar nicht wissen, was sie für Anschlüsse haben.

    Antwort
  2. Nutzerbild Bb

    m-net , wenn das Internet im Keller endet.

    Antwort
  3. Nutzerbild Franz

    Also ich hatte Jahrzehnte lang Telekom DSL mitten in München. 50er Leitung war irgendwann zu langsam. Umzug zu Vodafone GB Anschluss Anfangs 39 € – soviel wie bei Telekom DSL 50er Leitung. Später erhöhte Vodafone auf 59 € um dann wieder auf 39 € zu senken nachdem man gekündigt hatte. Von den 1 GB bei Vodafone kamen in der Regel 600 MB (Download) und 50 MB Upload an) Ping war laut meinem Sohn, der regelmäßig zockt OK, anscheinend besser als bei Telekom. Nachdem Telekom die Leitung 3 Jahre später auf eine 250er erhöht hat und ich den Magenta 1 Vorteil wieder haben wollte, wechselte ich wieder zur Telekom mit dem Erfolg ständiger Abbrüche und Problemen. Nach 6 Monaten habe ich den Telekom Support gebeten zu untersuchen und der Techniker vor Ort stellte fest dass die 250er Leitung nicht geliefert werden kann und man auf eine 150er Leitung, die dann stabil wäre zurückschrauben müsste. Da zwischenzeitlich M-Net einen Glasfaseranschluss ins Haus gelegt hatte, entschied ich mich für eine 600er Leitung Download und glaube 150er Upload bei M-Net. Ich habe selbst vom Keller bis zum Modem ganz einfach für 30 € das Glasfaserkabel zum Modem / Router verlängert und habe seitdem ein stabiles schnelles Internet für 39 €. Die Latenzen sind DEUTLICH schneller als mit DSL oder Kabel. Ob das an dem weitergeleiteten Glasfaser liegen glaube ich aber nicht. vG

    Antwort
  4. Nutzerbild Mario

    Also ich bin mit meine Gigabit-Leitung zufrieden, habe sie allerdings von Vodafone vormals Unitymedia, ich habe in 17 Jahren fast nie einen Abbruch gehabt, alle 3-4 Jahre kann es Mal durch Störungen zu Unterbrechungen kommen was ich aber nicht so schlimm finde. Ich habe eine tatsächliche Übertragung von 850-1150Mbit und eine Latenz von unter 20, finde ich für rund 40€/Monat ok. Mit den ganzen Smarthome Geräten die meine Frau so mag bin ich auch nicht der Ansicht das eine 100er Leitung genügt.
    Ich muss aber dazu sagen ich wohne nicht in einer Großstadt, da wir ein Zweifamilienhaus haben sind am Hausanschluss nur 2 Parteien und in der Straße gibt es auch keine Hochhäuser, so hat man eine sehr gute Anbindung auch im ländlichen Raum.

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  5. Nutzerbild HarryHH

    Pur, Prijör o.ä.?
    Noch nie was von gehört.
    Wo bleibt die Erwähnung des Testsiegers 1&1?

    Vor 3 Monaten hab ich bei denen einen Glasfaseranschluss nach Hamburg bestellt.
    Gemäß der Werbung „Heute bestellt-morgen schon da“.
    Auch günstig vieles für einmalig nur O Euro!!
    Nichts ist bisher passiert
    Allem Anschein nach brach beim 1&1 Bagger am Stadtrand von Montabaur im Kabelgraben die Schaufel ab😂😂

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