Die AGF Videoforschung hat in einer repräsentativen Studie erhoben, wie sich die TV-Nutzung mit dem Ende des automatischen Kabelfernsehens in der Miete entwickelt hat. Die Studie offenbart eine brisante Zahl: 26,6 Prozent der betroffenen Haushalte haben bislang keinen neuen Vertrag für den TV-Empfang abgeschlossen – weder für Kabel noch für eine alternative Lösung wie Satellit oder IPTV. Nur 10,3 Prozent gaben an, dass bei ihnen das Signal abgeklemmt worden sei.
Mehr als die Hälfte der Haushalte wartete Kabel-Abschaltung ab
Offenbar wollten viele dieser Haushalte schlicht abwarten, ob der Empfang nach dem Stichtag tatsächlich unterbrochen wird. Laut Studie gaben 55,4 Prozent an, zunächst testen zu wollen, ob ihr Fernseher ohne neues Abo weiterläuft. Offenbar ist genau das bei vielen Haushalten der Fall – und sie sehen weiterhin kostenlos fern. Das wiederum dürfte den Kabelanbietern kaum gefallen. Schließlich erbringen sie eine Leistung, für die sie nicht bezahlt werden. Immerhin haben knapp 62 Prozent aber einen neuen Kabelvertrag abgeschlossen.
Dass zahlreiche Haushalte trotz fehlenden Vertrags weiterhin Kabel-TV nutzen, ist auf die Komplexität der Abschaltung zurückzuführen. Die Deaktivierung der Signale ist ein komplexer Prozess, bei dem die Techniker in jedes Haus einzeln gehen müssen. Oftmals ist eine Abschaltung im Keller möglich. Insbesondere bei älteren Verkabelungen ist das aber nicht möglich, da sich alle Wohnungen ein Kabel teilen. Sobald ein Kunde Internet oder TV gebucht hat, kann dieser Kabelstrang nicht abgeschaltet werden.
Wie lange bleibt das Schwarzsehen unentdeckt?
Die Frage bleibt, wie lange die betroffenen Haushalte unbemerkt Kabel-TV ohne Vertrag nutzen können. Wer sich bisher darauf verlässt, dass das Signal weiterläuft, könnte jederzeit vor einem schwarzen Bildschirm sitzen. Fest steht: Das Ende des Nebenkostenprivilegs hat den TV-Markt ordentlich durchgerüttelt. Während viele Haushalte auf legale Alternativen umgestiegen sind, scheint sich ein grauer Bereich zwischen unbeabsichtigtem Empfang und bewusstem Schwarzsehen aufzutun.
Erstaunlich ist aber, dass sich gemäß der Umfrage nur 6,8 Prozent aktiv für einen alternativen Empfangsweg entschlossen haben. Weitere 4,3 Prozent hatten sich schon vor dem Stichtag im vergangenen Sommer um einen anderen Empfangsweg gekümmert. Eine große Mehrheit der bisherigen automatischen Kabelkunden dürfte den Kabelanschluss also nie genutzt haben.
Während einige Haushalte das Kabel-TV-Signal weiter kostenlos nutzen, setzt sich eine andere Entwicklung immer stärker durch: Streaming und Connected TV sind auf dem Vormarsch. Die Studie zeigt, dass mittlerweile 61,4 Prozent der Haushalte über ein mit dem Internet verbundenes TV-Gerät verfügen. Das sind Smart-TVs oder Zusatzgeräte wie Streaming-Sticks oder Spielekonsolen. Besonders große Streaming-Plattformen wie Netflix, Prime Video oder Disney+ profitieren von diesem Wandel. Der klassische Kabelanschluss verliert dagegen zunehmend an Relevanz – auch weil immer mehr Nutzer auf flexible, individualisierbare Streaming-Angebote setzen.