Kabel-TV: So droht Vodafone jetzt mit Abschaltung

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Vodafone ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber. Jetzt versucht der Kabel-TV-Anbieter, bei einem Teil seiner bisherigen TV-Kunden Druck aufzubauen, einen eigenen TV-Vertrag abzuschließen. Offenbar vermutet Vodafone hier, Schwarzseher zu versorgen.
Ein Schreiben von Vodafone an Kabel-TV-Nutzer

Ein Schreiben von Vodafone an Kabel-TV-Nutzer

In einem offiziell aussehenden DIN-A4-Umschlag bekommen derzeit Mieterinnen und Mieter, aber auch Wohnungseigentümer Post von Vodafone. Sie ist persönlich adressiert, richtet sich also primär an Kunden, deren Adresse Vodafone bereits im Bestand hat – etwa für einen Internet- oder Mobilfunkvertrag. Das Ziel: Sie sollen einen Kabel-TV-Vertrag abschließen. Denn Geld fürs Kabelfernsehen bekommt Vodafone nur noch, wenn der jeweilige Haushalt einen eigenen Vertrag abschließt und nicht mehr automatisch für jede Wohnung von der Hausverwaltung.

Kabel-TV: Abschaltungen und Reaktivierungen kosten Netzbetreibern Geld

Das setzt die Kabelnetzbetreiber in Deutschland unter Druck. Sie müssen das TV-Signal oftmals erst abschalten, damit die Kunden reagieren und einen Vertrag fürs Kabelfernsehen buchen. Das aber bedeutet massiven Aufwand, da eine Abschaltung und eine erneute Anschaltung in aller Regel mit Technikereinsätzen vor Ort verbunden sind. Oftmals befinden sich die Hausübergabepunkte in verschlossenen Kellerräumen, sodass auch noch ein Hausmeister koordiniert werden muss.

Diese Aspekte versucht Vodafone offenbar mit schriftlichem Druck umgehen zu wollen. „Mögliche Deaktivierung des Kabel-TV-Signals“ prangt in einem roten Kreis oben rechts auf dem Schreiben. In diesem wird der Wegfall des Nebenkostenprivilegs kurz angerissen. Danach folgt der Satz, der vermeintliche Schwarzseher zu einer Buchung animieren soll: „Laut unseren Daten hast Du bisher noch keinen Vertrag für Deinen Kabel-TV-Anschluss mit uns abgeschlossen. Sofern kein gültiger Vertrag vorliegt, behalten wir uns vor, Dein Kabel-TV-Signal spätestens ab 21.11.2024 zu deaktivieren.“

Antragsformular für Rentner

Das genannte Datum variiert von Wohnobjekt zu Wohnobjekt und wird am Ende vermutlich eh nicht gehalten. Zumindest im vorliegenden Fall hatte Vodafone bereits im Juli mit einem vergleichbaren Schreiben die Deaktivierung für Anfang September angedroht. Passiert war nichts, jetzt folgt eine neue Frist.

Dem Schreiben beigefügt ist ein Antragsformular, wie man es aus den 1990er Jahren für einen Telefonanschluss der Telekom kennt. Nur die Bankverbindung muss noch ausgefüllt werden. Den automatisch erstellten Durchschlag darf man behalten, das Original soll mit dem beigelegten, vorfrankierten Umschlag an Vodafone geschickt werden.

Auffällig: Vodafone versucht überhaupt nicht, seine Premium-Produkte aus der Giga-TV-Reihe zu vermarkten. Angeboten wird nur der Vodafone TV Connect Start, mit dem das TV-Signal unverschlüsselt aus der Kabeldose kommt und einfaches Fernsehen auf jedem Fernseher ermöglicht – alles wie immer. Damit versucht Vodafone offenbar, die eigentliche Zielgruppe des Kabelfernsehens in bezahlte Verträge zu überführen. Dabei handelt es sich, wie Vodafone selbst sagt, um die TV-Puristen, die einfach nur fernsehen und sich nicht mit Streaming-Diensten und besonderen Funktionen beschäftigen wollen. Das geht auch aus dem Anschreiben hervor, in dem es heißt: „Einfach wie gewohnt weiterschauen mit Vodafone“.

Ob die Methode Erfolg hat und Vodafone wirklich unbezahlte Kabel-TV-Verträge in bezahlte wandeln kann, wird sich zeigen. Im November legt der Konzern seine Zahlen für das 1. Halbjahr seines Fiskaljahres vor, das entspricht dem dritten Quartal 2024. Hier zeigt sich, wie viele TV-Kunden Vodafone im ersten Schritt durch die Abschaffung der Abrechnung über die Nebenkosten verloren hat.

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