Seit Mitte Januar werden Krankheiten, Befunde und Diagnosen nicht mehr in einer Krankenakte hinterlegt, die beim Hausarzt in der Schublade liegt, sondern digital gespeichert. Das bedeutet: Alles, was ein Arzt in der neuen elektronischen Patientenakte (ePA) einträgt, kann unter anderem auch von Zahnärzten, Apothekern, Ernährungsberatern oder Altenpflegern eingesehen werden. Das hat Vor- und Nachteile, wie wir in diesem Artikel zeigen. Das Gesetz ist umstritten und viele Krankenkassenversicherte wollen der Weitergabe dieser sensiblen Daten widersprechen. Wie das funktioniert, zeigen wir hier. Das weiß auch die Politik und will nun dafür zahlen, wenn man seine Krankheiten offenlegt.
Der Staat will zahlen, wenn man Krankheiten offenlegt
„Jeder, der dazu bereit ist, seine Daten auf der Gesundheitskarte zu speichern, bekommt 10 Prozent weniger Krankenversicherungsbeiträge als derjenige, der Angst hat und sagt ‚Ich will das nicht, meine Daten sollen da nicht verwendet werden'“, sagt Friedrich Merz in einer Rede. Davon abgesehen, dass die Daten gar nicht auf der Karte gespeichert werden: Was der CDU-Vorsitzende hier vor hat, ist: Wer nicht will, dass die eigenen äußerst sensiblen und persönlichen medizinischen Daten von einem recht großen Kreis eingesehen und weitergegeben werden, soll mehr Beiträge zahlen. Wer Angst hat, soll also mehr zahlen.
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Dass diese Daten ein unheimlich großer Schatz etwa für die Pharmaindustrie sind, lässt Merz in seiner Rede nicht unerwähnt. Denn schon ab diesem Sommer wird auch ein digitaler Medikationsprozess eingebunden und die medizinischen Daten lassen sich dann auch zu Forschungszwecken freigeben. Offenbar ließ Merz sich vom Microsoft-Chef zu der Idee mit niedrigeren Krankenkassenbeiträgen für all die, die ihre Daten teilen, hinreißen.
Das große Geschäft mit Gesundheitsdaten
Satya Nadella soll ihm gesagt haben: „Ihr müsst an einer Stelle aufpassen. Ihr redet in Deutschland viel zu viel über den Datenschutz und Ihr redet viel zu wenig über Datennutzung und über Datensicherheit.“ Nun liegt es auf der Hand, dass ein Unternehmen, das mit Daten Geld macht, die wohl wichtigsten Daten heben will. Und auch die Pharmaindustrie hat Merz offenbar gesteckt, dass sie großes Potenzial in den Daten sehe. Zumindest habe er sich vor Kurzem das Pharmaunternehmen GSK in Dresden angesehen. Ja, auch für die Pharmaindustrie sind granulare Daten zu Krankheiten und Co. von hohem Interesse. Letztlich geht es hier nicht nur darum, „Potenzial freizusetzen und die Produktivität zu erhöhen“, wie Merz in seiner Rede erklärt. Sondern eben auch um Geld. Und wie man es mit den Daten von Krankenversicherten verdienen kann. Im Vergleich zu den Ausgaben, die man für 10 Prozent weniger Krankenversicherungsbeiträge hätte, dürfte dieser Datenschatz deutlich mehr Wert haben.
Übrigens: Bald wird auch die Gesundheitskarte digital. Patienten müssen dann, wenn sie den Arzt aufsuchen, keine Gesundheitskarte mehr vorzeigen, sondern können sich mit ihrer digitalen Identität ausweisen. Hier haben wir weitere Informationen dazu.