Internet-Drosselung bei der Telekom? Verbraucherschützer sind alarmiert

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Es ist Jahre her, dass die Telekom plante, bei DSL-Anschlüssen eine Datendrosselung nach einem bestimmten Volumen einzuführen. Jetzt mehren sich jedoch Berichte, dass die Telekom bestimmte Dienste auf andere Weise drosselt.
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Bei den Vorwürfen geht es um das sogenannte Peering. Dabei handelt es sich um die Zusammenschaltung verschiedener Netze zum Austausch von Daten. Schließlich müssen die Daten von den Netflix-Servern aus dem Netz von Netflix in das Netz deines Anbieters – in diesem Fall der Telekom. Diese Peerings erfolgen in der Regel auf zwei Arten: entweder über einen öffentlichen Peering-Knoten wie den DE-CIX in Frankfurt oder den BCIX in Berlin. Hier bucht, vereinfacht gesprochen, jeder Anbieter einen entsprechend großen Anschluss-Port, und alle Anbieter können untereinander Daten austauschen. Oder aber es erfolgt ein Private Peering. Hier vereinbaren die Anbieter private, exklusive Netzübergänge.

Telekom setzt auf Private Peering

Die Telekom setzt als einziger großer Anbieter nahezu ausschließlich auf Private Peerings. Für diese will sie in der Regel Geld von den Anbietern, mit denen sie sich zusammenschaltet. Meta war nicht mehr bereit, dieses Geld zu bezahlen, und nach einem langen Rechtsstreit wurden etwa 20 Übergangspunkte in Deutschland aufgegeben. Seitdem werden die Daten zu Meta und somit zu WhatsApp, Facebook und Instagram aus dem Netz der Telekom über einen Drittanbieter geroutet.

Genau um dieses Problem drehen sich auch die Vorwürfe, die nun Verbraucherschützer und Aktivisten für digitale Bürgerrechte erheben. „Die Telekom schafft künstliche Engpässe an den Zugängen zum Telekom-Netz“, heißt es auf der eigens eingerichteten Webseite netzbremse.de. „Finanzstarke Dienste, die die Telekom bezahlen, kommen schnell durch und funktionieren super. Dienste, die sich das nicht leisten können, werden ausgebremst und laden oft langsam oder gar nicht“, so der Vorwurf. In der Konsequenz bedeute dies, dass die Telekom entscheide, welche Dienste problemlos nutzbar seien. Das sei jedoch ein Verstoß gegen die Netzneutralität. Über die Webseite sucht man nun Betroffene mit entsprechenden Erfahrungsberichten, um eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur vorzubereiten.

Telekom-Kunden berichten seit Jahren von Problemen

Wenig überraschend sieht die Telekom das anders. Das IT-Magazin Golem.de zitiert eine Sprecherin des Konzerns mit den Worten: „Die erhobenen Vorwürfe sind falsch und zeugen von rechtlichem und technischem Unverständnis. Die Telekom verletzt weder die Netzneutralität, noch verschlechtert sie den Netzzugang für ihre Kundinnen und Kunden.“ Sie verwies auf zahlreiche gewonnene Netztests.

Tatsächlich beschweren sich jedoch schon seit Jahren immer wieder Telekom-Kunden über langsame Verbindungen zu bestimmten Diensten oder Anbietern. Oft stören langsame Software-Downloads oder ruckelnde Streams die Nutzer, vor allem in den Abendstunden, wenn die Last im Netz am größten ist. Der Verdacht: Die Übergabepunkte sind am Limit. Während die meisten Anbieter bei unbezahlten, offenen Peerings in der Regel ihre Ports vergrößern, ist dies bei Private Peerings anders – insbesondere wenn, wie im unterstellten Fall, die Peerings nur gegen Zahlung von Geld erweitert werden.

1 Kommentar

  1. Marco
    Habe genau deswegen gekündigt und wechsle nun zu einem anderen Anbieter. Man kann das ganz gut nachstellen, ich habe mir einen eigenen Server gemietet und über diesen dann sämtlichen Traffic meines Telekom DSL per Wireguard geschoben, sobald es über die Telekom langsam wurde. Wenn die VPN im Router an war, war alles wieder geschmeidig schnell.
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