In der EU: Deutsche zahlen für Internet am meisten

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Für einen europaweiten Preisvergleich der Kosten des Internetzugangs wurden nicht die Datenvolumen, sondern die Preise im Hinblick auf die Geschwindigkeit analysiert. Besonders groß ist der Unterschied zwischen Deutschland und Rumänien.
Bauarbeiter errichten einen Kabelverzweiger für VDSL
Bauarbeiter errichten einen Kabelverzweiger für VDSLBildquelle: Telekom

Die Europäische Union (EU) ist zwar ein großer Wirtschaftsraum, allerdings können sich Preise durchaus von Land zu Land unterscheiden. Das gilt insbesondere für den schnellen Zugang zum Internet von zu Hause aus. Eine von Verivox präsentierte Auswertung zeigt dabei: Deutschland ist einmal mehr Spitzenreiter.

Um eine EU-weite Vergleichbarkeit der Preise zu erreichen, wurden nicht die zur Verfügung stehenden Datenvolumen bewertet. Diese sind in den meisten aktuellen Verträgen unbegrenzt. Vielmehr hat man für eine Bemessung der Kosten die gebotene Geschwindigkeit bei der Datenübertragung herangezogen. Die einzelnen Preise der bis zu 40 Tarife eines Landes pro Megabit pro Sekunde (Mbit/s) wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Internet ist in Deutschland übermäßig teuer

Dabei zeigte sich, dass die Internetkosten in Rumänien mit 0,01 Euro am günstigsten sind, es folgen Polen und die Slowakei. Hier werden im Mittel 0,03 Euro pro Mbit/s verlangt. Selbst in großen Ländern wie Frankreich, Italien, Portugal und Spanien ist der kabelgebundene Internetzugang mit weniger als 0,10 Cent je Mbit/s vergleichsweise günstig.

In die Höhe getrieben wird der durchschnittliche Preis, der in der EU rechnerisch bei 0,18 Euro liegt, vor allem von Deutschland. Hier muss im Mittel ein Euro gezahlt werden. Selbst in den beiden nächst teuren Ländern, Österreich und Belgien, reduzieren sich die Kosten um nahezu zwei Drittel! Hier liegt der Preis pro Mbit/s auf 0,35 Euro.

Telekom profitiert vom Festhalten am DSL

Den Grund für die enormen Preisaufschläge sieht der Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg insbesondere in der Vormachtstellung der Deutschen Telekom. Aufgrund des fehlenden Wettbewerbs hielt diese bei den Breitband-Anschlüssen viel zu lang an der überkommenen DSL-Technik fest. Und bis heute kommen die Konkurrenten – trotz der Marktliberalisierung von 1998 – nicht an den einstigen Monopolisten vorbei. Nach wie vor müssen sie benötigte Vorleistungen beim früheren Staatskonzern beauftragen, der dafür offenbar satte Festpreise in Rechnung stellt.

Und die Telekom kann sich allem Anschein nach auch in Zukunft über hohe Einnahmen aus dem DSL-Geschäft freuen. Schon jetzt eilt sie von einem Rekordergebnis zum nächsten.

Der Ausbau der Netze mithilfe der Glasfaser-Technologie verläuft schleppend. Mit einem Abschalten der veralteten DSL-Leitungen wird erst in den 2030er Jahren gerechnet. Dass es auch anders geht, zeigen demnach die Länder Portugal und Schweden. In diesen wird die Versorgung mit Internet im Prinzip bereits vollständig über Glasfaser-Leitungen bewerkstelligt.

Dabei bieten Glasfaser-Tarife erhebliche Sparpotenziale, wie der Verivox-Experte unterstreicht. Wird die gebotene Leistung als Gesamtes betrachtet, liegen die Preise um bis zu 47 Prozent unter den DSL-Angeboten.

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