Dass sich die China-Politik von US-Präsident Donald Trump negativ auf Huawei ausgewirkt hat, ist kein großes Geheimnis. Bleibt dem Technologiehersteller also nichts anderes übrig, als sich in Zukunft auf den Heimatmarkt zu konzentrieren? Nein! Das genaue Gegenteil ist der Fall.
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Keine Google-Services auf den Smartphones und Probleme mit Hardware-Zulieferern. Der US-Bann hat Huawei hart getroffen. Vom Aufgeben ist das chinesische Unternehmen allerdings noch meilenweit entfernt. Das könnte die Botschaft sein, die William Tian, Country Manager der Huawei-Consumer-Business-Group, in einem Online-Meeting einigen Medienvertretern zu vermitteln versuchte. Allerdings nicht unter Zuhilfenahme sinnfreier Phrasen, sondern mit konkreten Zahlen und Plänen für die Zukunft. Und diese wirken tatsächlich ziemlich vielversprechend.
Huawei in Deutschland
Huawei verfolgt eine sogenannte 1+8+N-Strategie. Dabei ist „1“ ein Smartphone, das als eine Art Steuerzentrale für andere Huawei-Geräte wie Monitore, Computer und Smartwatches („8“) dient. Bei „N“ handelt es sich derweil um zahlreiche andere digitale und materielle Produkte, die ebenfalls in das Huawei-Ökosystem integriert werden. Sie müssen allerdings nicht zwangsläufig von Huawei stammen. Der chinesische Hersteller arbeitet nämlich nach eigenen Angaben mit über 200 Partnern zusammen, zu denen auch Größen wie Siemens, Nespresso und TCL gehören.
Interessanter ist allerdings, dass Huawei bei einigen 8er-Geräten anscheinend einen großen Zuwachs verzeichnen konnte – und das nicht auf dem chinesischen Heimatmarkt, sondern in Deutschland. Demnach stiegen die Verkäufe der MateBook-Reihe hierzulande im laufenden Jahr um bisher 300 Prozent, die der Wearables um 150 Prozent und die der Audioprodukte um satte 500 Prozent. Allerdings nannte Huawei keine absoluten Zahlen, was die korrekte Einordnung dieses Wachstumserfolgs deutlich erschwert.
In den vorangegangenen Monaten und Jahren konzentrierte sich Huawei hierzulande eher auf die Bereiche „1“ und „8“. Das soll sich jedoch schon in wenigen Wochen ändern. Denn das chinesische Unternehmen möchte bereits im laufenden Monat das erste N-Gerät eines Drittherstellers in Deutschland auf den Markt bringen – die intelligente Zahnbürste Lebooo Smart Sonic. Diese bietet 36 unterschiedliche Säuberungsmodi, eine Batterielaufzeit von 90 Tagen und ist als Teil des Huawei-Ökosystems natürlich auch mit der Huawei AI Life-App kompatibel. In den kommenden Monaten sollen viele weitere N-Geräte folgen.
Huawei kämpft auf vielen Fronten
Abseits der 1+8+N-Strategie gab William Tian an, dass die AppGallery (Huaweis Play Store-Pendant) weltweit bereits 67 Millionen und in Deutschland 4,6 Millionen aktive Nutzer vorweisen kann. Der größte Kritikpunkt an der AppGallery war bisher, dass zahlreiche wichtige Anwendungen nicht angeboten werden; doch auch hier scheint Huawei mit Hochdruck an einer Lösung zu arbeiten. Derzeit soll die AppGallery bereits 85 Prozent der Top-200-Anwendungen an Bord haben. Und auch bei den lokalen Top-200-Apps in Deutschland hat Huawei nach eigenen Angaben schon die 85-Prozent-Marke erreicht.
Und zum Schluss noch ein weiteres Bekenntnis zu Deutschland: Huawei hat bereits vor einiger Zeit angekündigt, einen Flagship-Store in Berlin eröffnen zu wollen. Nun hat der Hersteller eine Eröffnung nach dem Lockdown angekündigt. Wenn also keine neuen Covid-19-Maßnahmen dazwischenfunken, wird Huaweis Flagship-Store noch im laufenden Jahr seine Pforten öffnen.