Horrorszenario für Gasnetze: „Versechzehnfachung der Netzentgelte“

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Für viele Experten ist sicher: Die Gasnetze müssen aus Deutschland verschwinden, um Kunden vor hohen Kosten zu schützen. Zugleich ist die Zukunft der Gasnetze jedoch ein heikles Thema, versorgen sie doch zurzeit doch die Heizung jedes zweiten Haushalts in Deutschland.
Horrorszenario für Gasnetze: „Versechzehnfachung der Netzentgelte“
Horrorszenario für Gasnetze: „Versechzehnfachung der Netzentgelte“Bildquelle: Image by Willfried Wende from Pixabay

Die Wärmewende stellt Deutschland vor zahlreiche Herausforderungen. Insbesondere, da der Austausch von Heizsystem für private Haushalte mit hohen Investitionskosten verbunden ist. Wer jedoch noch länger an einer Gasheizung festhält, könnte einen immensen Kostenschock in den nächsten Jahren erleiden. Im schlimmsten Fall könnte die Netzentgelte allein für das Gasnetz sechzehnmal so hoch ausfallen wie aktuell. Experten fordern daher ein Aus für große Teile des Versorgungsnetzes, um die hohen Kosten zu verhindern.

Gasnetze müssen weichen, um Kosten zu bremsen

Doch warum könnten die Kosten für Kunden so viel größer werden? Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das auch häufig Heizungsgesetz genannt wird. Es schreibt vor, dass künftig Heizungen mit wenigstens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Wie schnell individuelle Eigentümer jedoch wechseln müssen, ist stark an ein zweites Gesetz geknüpft, das Wärmeplanungsgesetz (WPG). Es verpflichtet Kommunen und Gemeinden in Deutschland bis zum Jahr 2026 beziehungsweise 2028 eine Wärmeplanung bereitzustellen, an der sich Bürger orientieren können. Bis zum Jahr 2045 soll diese Wärmeversorgung dann klimaneutral werden. Überall werden somit Anreize geschaffen, sich von Öl- und Gasheizungen zu verabschieden und stattdessen auf Fernwärme, Wärmepumpen oder vergleichbare Heizsysteme zu setzen.

Daraus ergibt sich eine versteckte Kostenfalle für die Bevölkerung. Denn die Betreibung von Versorgungsnetzen unterliegt in Deutschland dem sogenannten Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das Rechte und Pflichten für Netzbetreiber festhält. Darum müssen Gasnetzbetreiber die Netze so lange weiter betreiben, wie Nutzer dieser vorhanden sind. Das Gesetz wurde in Zeiten verfasst, in denen man von einer flächendeckenden Nutzung von Erdgas ausging. Doch zukünftig sollen die Gasheizungen in Deutschland immer weiter sinken, da es sich bei Erdgas um einen fossilen Energieträger handelt. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wird die Anzahl der Gaskunden stark sinken, da Erdgas gar nicht als alleiniger Energieträger in der Lage ist, die Voraussetzungen des GEG und WPG zu erfüllen. Umgekehrt heißt das jedoch, dass Gasversorgungsnetze laufen müssen, selbst wenn nur noch wenige Kunden vorhanden sind. Sogar die Instandhaltung dieser Gasnetze könnte in den kommenden Jahren Unsummen verschlingen, obwohl perspektivisch immer weniger Haushalte sie benötigen.

Untersuchung sagt Versechzehnfachung der Netzentgelte voraus

Um eine Einschätzung zu erhalten, wie teuer die weitere Gasnutzung für Kunden in den kommenden Jahren ausfällt, wurde eine Untersuchung durchgeführt. Das Unternehmen Agora Energiewende kam schließlich zu dem Schluss, dass Gaskunden bis in die 2040er-Jahre eine „Versechzehnfachung der Netzentgelte“ bevorstünde. Die Handlungsempfehlung ist für Agora daher klar: Um die hohen Kosten zu verhindern, müssen Netzbetreiber schon jetzt die Stilllegung ihrer Gasnetze planen. Wie ein neues Gesetz unter Berücksichtigung des Rückgangs der Gaskunden aussehen könnte, hat Agora Energiewende ebenfalls ermittelt. Nach Ansicht der Experten sind vor allem drei Grundpfeiler entscheidend, um die Wärmewende in Deutschland voranzubringen:

  • Netzbetreibern sollte man erlauben, ihre Investitionen bis zum Jahr 2045 abzuschreiben. Anstatt Gasnetze zurückzubauen, sollen sie viel mehr stillgelegt werden, um den teuren Rückbau zu verhindern. Werden Kosten durch Stilllegungen eingespart, sollen diese an Kunden weitergegeben werden
  • Kommunen sollten schon heute bei der Wärmeplanung mitentscheiden, welche Gasnetze sie perspektivisch behalten möchten. Eine Möglichkeit wäre etwa die Umwidmung als Wasserstoffnetze. Gleichzeitig soll man mit dieser Planung einen „Kipppunkt“ definieren, ab dem Netzbetreiber ihren Kunden mit ausreichend Vorlauf kündigen dürfen. Wo ein Gasnetz somit nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben wäre, soll die Versorgung abgeschaltet werden dürfen.
  • Der wohl wichtigste Punkt ist jedoch, dass Gaskunden frühzeitig und möglichst transparent über ihre Umstiegsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Für Kunden, die nicht wechseln möchten, soll man eine Unterstützung für die Zahlung der Netzentgelte bereitstellen.

Mitreden

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Es soll untersucht werden, welches wirtschaftliches Schaden heutige Regierung angerichtet hat und ob der Wirtschaftsminister persönlich dafür haftbar gemacht werden kann.
    Angefangen bei überteuerten LNG Importen aus USA, bis hin zur Vernichtung von Gasnetzen und Abschaltung von letzten Atomkraftwerken. All die Firmen, die davon immens profitieren, sollen auf Korruption und Geldwäsche überprüft werden.
    Ich hoffe, es kommt zu Regierungswechsel und all die Schäden kommen auf den Prüfstand.

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  2. Nutzerbild Dirk

    Na ich glaube das die schlauen Menschen die sich noch schnell eine Gasheizung gekauft haben jetzt verstehen das Herr Habeck es nur gut meinte. Fortschritt ist nun mal nicht aufzuhalten.

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