Deutschland arbeitet von zu Hause. Was macht das mit dem Internet? Müssen wir an Tag eins des Deutschland-Homeoffice mit Ausfällen und Engpässen rechnen?
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Bundesweit haben ab heute alle Schulen und Kitas geschlossen. Eltern müssen ihre Kinder zu Hause betreuen und nebenbei arbeiten. Und auch Angestellte ohne Kinder arbeiten vermehrt aus dem Homeoffice. Videokonferenzen, VPN-Übertragungen und dergleichen finden deshalb vermehrt statt. Radiosender senden aus dem Wohnzimmer der Moderatoren, Fotografen und Kameraleute laden ihre Dateien aus dem Homeoffice hoch zu den Sendern. Hält das das Internet aus? Oder gibt es einen Internet-Zusammenbruch?
Internet-Branche hat keine Bedenken
Nach Einschätzung des Branchenverbandes Bitkom werden die Breitband-Internet-Netze in Deutschland dem erhöhten Datenverkehr infolge der Coronakrise standhalten. Gegenüber dem Handelsblatt sagte der Verbandspräsident Achim Berg aber auch, es komme zu „wachsenden Anforderungen an die Netze“. „Das führt zwar zu größeren Datenmengen in den Netzen, aber nicht zwangsläufig zu neuen Lastspitzen, die sich üblicherweise abends nach Ende der üblichen Arbeitszeiten zeigen.“
Bislang seien in Deutschland „keine gravierenden Beeinträchtigungen bekannt und sie sind auch nicht zu erwarten“. Das aber darf offenbar nicht als Persilschein für die Zukunft verstanden werden. Deswegen beobachten die Netzbetreiber auch die Lage, um möglicherweise einschreiten zu können.
Internet-Traffic vor allem durch Streaming
Klar ist aber auch: Schon lange entsteht die höchste Last in den Netzen nicht tagsüber, sondern abends. Dann arbeiten nur die wenigsten in Büros. Stattdessen sitzt Deutschland abends vor dem Fernseher und nutzt Streaming-Dienste. „Die Lastspitzen lassen sich darauf zurückführen, dass die Nutzer am Abend etwa ihre Lieblingsserie streamen“, so Berg. Video-Streaming macht demnach etwa 60 Prozent des gesamten Datenverkehrs aus.
Wer indes aus dem Wohnzimmer arbeitet, überträgt vergleichsweise wenige Daten. E-Mails, Messenger und selbst Office-Dateien gehen im Grundrauschen des Internets schlicht unter. Selbst Videokonferenzen seien mit vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten zwischen 2 und 8 Mbit/s „problemlos möglich“, wie Berg sagte.
Gleichzeitig gibt es aber auch Berichte aus Ländern wie Spanien. Dort sind die behördlichen Maßnahmen noch einen Schritt weiter als in Deutschland: Es gibt Ausgangssperren. Die Netzbetreiber dort haben die Bevölkerung aufgerufen, datenintensive Streamingdienste und Spiele zumindest nicht in den regulären Arbeitszeiten zu nutzen. Die Angst um einen Internet-Zusammenbruch ist dort wohl etwas größer als hierzulande.
Die deutschen Netzbetreiber sehen das ganze zumindest derzeit noch entspannt. Es habe bislang keinen sprunghaften Anstieg bei der Datennutzung gegeben. Das zeigt auch ein Blick in die Statistiken der Netzknoten. Am ehesten dürfte es daher zu lokalen Problemen kommen, wenn zu viele Kunden gleichzeitig das Netz nutzen wollen. Vor allem vom Kabelnetz und den Mobilfunknetzen ist dieses Phänomen bekannt. Ein weiterer Flaschenhals könnten auch die Schnittstellen der Firmennetze sein, die nicht darauf ausgerichtet sind, dass sich alle Mitarbeiter von außerhalb einbuchen.
Ganz nebenbei hat es übrigens erst vor einer Woche in Deutschland einen Internetrekord gegeben. Der DE-CIX, der größte Internetknoten der Welt, meldete für den 10. März einen Datendurchsatz von 9,1 Tbit/s. Das Coronavirus hat hier sicher seinen Teil dazu beigetragen – aber auch das Erscheinen des Online-Spiels Call of Duty Warzone.