Hohe Kosten für Ökostrom: Das sind die wahren Preistreiber

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Die Zunahme an Ökostrom im Stromnetz sollte eigentlich für sinkende Strompreise deutschlandweit sorgen. Einige Faktoren durchkreuzen dieses Vorhaben jedoch und sorgen stattdessen dafür, dass selbst die Erneuerbaren Energien die Strompreise in die Höhe schnellen lassen.
Hohe Kosten für Ökostrom - das sind die wahren Preistreiber
Hohe Kosten für Ökostrom - das sind die wahren PreistreiberBildquelle: Foto von Sid Ramirez auf Unsplash

Es könnte ein Gewinn für die deutsche Stromproduktion sein, dass der Ökostrom im Netz stetig ansteigt. Erst kürzlich klärte eine Studie des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) darüber auf, dass Solarparks selbst mit den Kosten für Stromspeichern Gaskraftwerke in den Stromgestehungskosten ausstechen. Die Kosten pro produzierter Kilowattstunde (kWh) Strom lägen damit lediglich zwischen 6 und 10,8 Cent. Doch in der Realität spiegeln sich diese Zahlen nicht in den Strompreisen am deutschen Markt wider. Der Grund dafür liegt im mangelnden Ausbau unserer Stromnetze begründet.

Ökostrom muss teuer abgeregelt werden

In einer idealen Welt würden die günstigen Produktionskosten für die erneuerbaren Energien zum Endkunden gelangen und sich lediglich durch eine geringe Gewinnmarge verteuern. Wir leben jedoch in einem Land, dessen Stromnetz nach wie vor nicht den heutigen Bedürfnissen entspricht. Zwar nehmen die Bemühungen zum Netzausbau seit vergangenem Jahr zu. Die langwierigen Prozesse in Deutschland verlangsamen den Vorgang jedoch. Anstatt Strom, der uns zur Verfügung stünde, effektiv zu nutzen, müssen Windräder und Solarparks abgeregelt werden. Dadurch gehen nicht nur potenziell günstige Stromquellen verloren. Die Praktik ist auch mit erheblichen Entschädigungssummen an die Betreiber der abgeregelten Kraftwerke geknüpft. Laut Zahlen des Bundesrechnungshofs beliefen sich die finanziellen Entschädigungen im vergangenen Jahr auf 3,1 Milliarden Euro. Fast doppelt so viel, wie noch im Jahr 2017 anfielen.

Netzentgelte als doppelte Kostentreiber

Während die erneuerbaren Energien fleißig weiter anwachsen, hinkt das Stromnetz nicht nur weiterhin hinterher. Die Genehmigungsprozesse müssten sich deutlich beschleunigen, damit der Kluft keine Vergrößerung droht. Zusätzliche Abhilfe sollen Stromspeicher im Stromnetz schaffen. Einige Betreiber wie das Energieunternehmen Uniper prüfen die Wiederinbetriebnahme aller Stromspeicherkraftwerke, um die Netze langfristig stabil zu halten. Die hohen Entschädigungssummen landen in Form von Netzentgelten am Ende beim Stromkunden. Theoretisch zahlt jeder Haushalt somit doppelt für die Energiewende nach aktuellem Ausbautempo. Einmal in Form der Kosten für den tatsächlichen Netzausbau, zum anderen für jede Entschädigung, die auf abgeregelte Anlagen entfällt.

Dadurch stellen die Netzentgelte einen der größten Kostenfaktoren unserer heutigen Strompreise dar. Zurzeit entfallen rund 27 Prozent aller Kosten allein auf die Netzentgelte. Bis zum Jahr 2035 prognostizieren Experten sogar, dass die Netzentgelte allein auf bis zu 23 Cent pro Kilowattstunde steigen könnten. Dabei könnten die Geldsummen, die in die Entschädigungen fließen, an andere Stellen wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Sei es durch den verstärkten Ausbau der Stromtrassen selbst, um weiteren Abregelungen entgegenzuwirken. Oder in Form des Baus neuer Stromspeicher sowie der Wiederaufbereitung von bereits vorhandenen Speicherkraftwerken. Rund 250 Millionen Euro muss Uniper etwa in die Sanierung des Pumpspeicherkraftwerks Happurg investieren. Mit 3,1 Milliarden könnten rund zwölf solcher Anlagen erneut in Betrieb gehen, um die Stromnetze zu entlasten.

EEG-Konto verschlingt jährlich Milliarden

Dabei sind die Entschädigungssummen nicht das einzige teure Problem, das der Ökostrom mit sich bringt. Auch das EEG-Konto, über das unter anderem die Einspeisevergütung für PV-Anlagen geregelt wird, verschlingt jährlich Milliarden Euro. An dieser Stellschraube will die Politik nun ansetzen, indem es keine Vergütung mehr für eingespeisten Strom zu Zeitpunkten geben soll, in denen die Strompreise negativ am Markt ausfallen. Da die neuen Regelungen jedoch nur neue Anlagen ab dem 1. Januar 2025 betreffen, können sie das bereits bestehende Problem nicht auflösen, nur abfedern. Denn sämtliche Anlagen, die bereits heute am Netz angeschlossen sind, haben die Einspeisevergütung auf 20 Jahre nach Inbetriebnahme garantiert bekommen. Es werden somit Jahre vergehen, bevor die Belastung tatsächlich eine nennenswerte Senkung erfahren würde.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Je teurer Strom um so weniger wird davon verbraucht.
    Industrie wandert ab und Privatverbraucher schalten alles ab.
    Willkommen in der Realität.
    Anstatt Steuern und Abgaben zu erhöhen, soll Regierung dafür Sorgen, dass der Strom 7 bis 10 Cent für Endverbraucher kostet.
    Dann werden im Privatsektor auch die E-Autos und Wärmepumpen nachgefragt und Stahl und Chemieindustrie haben ein Grund weniger die Produktion ins Ausland zu verlagern.
    Das grüne Wunder wirkt. Doppelwurms ist da.

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