Hoffnung auf grünes Öl: Kann dieser Energieträger eine Alternative sein?

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Wenn grüner Wasserstoff für Gasheizungen eine mögliche Alternative darstellen soll, warum sollte man nicht über grünes Öl für Ölheizungen nachdenken? Tatsächlich gibt es klimaneutrales Heizöl, doch ähnlich wie schon beim grünen Wasserstoff, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden.
Moderne Ölheizung im Keller

Hoffnung auf grünes Öl - Kann dieser Energieträger eine Alternative sein

Wie wäre es, wenn wir schlichtweg ein Öl in unsere Heizungen füllen könnten, das sich als nicht oder nur wenig klimaschädlich erweist? Die Heizungen in Deutschlands Haushalten zu dekarbonisieren, ist für eine vollständige Energiewende entscheidend. Dabei lohnt es sich, einen realistischen Blick auf alle Möglichkeiten zu werfen. Doch auch, wenn klimaneutrales Heizöl existiert, kann es wohl eine Ausnahmeregelung als die Lösung für alle Haushalte darstellen. Noch immer heizt rund ein Viertel aller Heizsysteme in Deutschland mit Heizöl, rund die Hälfte etwa mit Gas. Ein flächendeckender Einsatz von grünem Öl oder grünem Wasserstoff als Heizvariante für den durchschnittlichen Haushalt bleibt jedoch unwahrscheinlich.

Dekarbonisierung über CO₂-Preis statt vorgeschriebene Heizsysteme

Im Vorfeld der Bundestagswahlen in Deutschland melden sich mehrere Parteien mit möglichen Änderungen zum Heizungsgesetz zu Wort. Statt Vorschriften zu schaffen, die konkrete Heizsysteme vorschreiben, drängen sie darauf, den CO₂-Preis als Faktor zu verwenden, mit der sich fossile Brennstoffe schrittweise weiter verteuern. Dadurch würden auch Ölheizungen weiterhin genutzt werden können, anstatt besondere Anforderungen erfüllen zu müssen. Tatsächlich ist der Weiterbetrieb einer Ölheizung auch heute möglich, wenn man sie etwa mit einer Wärmepumpe kombiniert oder durch den Einsatz eines Brennstoffes mit entsprechend erneuerbarem Anteil befeuert. Eine Änderung der Gesetzeskontrolle wäre somit nicht zwingend erforderlich, zumal dieses „grüne Öl“ eigene Hürden mit sich bringt.

In der Praxis dürfte kaum jemand auf diese Regelung zurückgreifen, da klimaneutrales Heizöl zurzeit nicht nur in kleineren Mengen vorhanden ist, sondern teurer als die fossile Alternative ausfällt. Allein die Quote von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energien zu erfüllen, kann sich damit bereits als schwierig und teuer erweisen. Eine Senkung der Quote wäre zwar denkbar, könnte sich für Besitzer von Ölheizungen aber dennoch langfristig rächen. Allein durch den ansteigenden CO₂-Preis kommt unweigerlich der Tag, an dem der Weiterbetrieb der Ölheizung mit fossilen Brennstoffen ein teures Ärgernis wird.

Grünes Öl ist keine echte Alternative

Allein zu bestimmen, welche Arten von „Bio-Heizöl“ zulässig wären und welche Quoten erfüllt werden müssen, dürfte bereits schwierig werden. Es gibt nicht das eine grüne Öl, das in Deutschland zur Verfügung steht. Vielmehr finden sich am Markt gleich mehrere Heizöl-Varianten, die sich in ihren Eigenschaften stark voneinander unterscheiden. Viele Produkte, die als „Bio-Heizöl“ vertrieben werden, enthalten maximal zehn Prozent Biodiesel. Dieser wird aus Raps oder Soja hergestellt. Tatsächlich vertragen die meisten neueren Ölheizungen nur einen Anteil von 15 bis 30 Prozent, wie das Branchenblatt Fuels Lubes Energy festhält.

Schon dadurch hält sich der echte Nutzen für das Klima in Grenzen, zumal auch der vermeintliche Biodiesel nicht klimaneutral ausfällt. Dafür liegen seine Emissionen etwa 50 bis 60 Prozent unter fossilem Öl, die Mehrkosten bleiben überschaubar. Würde man das Heizen in Deutschland auf diese Heizöle umstellen, könnten jedoch lediglich zehn Prozent der Emissionen eingespart werden. Das bedeutet, dass auch Nutzer weiterhin stark durch den CO₂-Preis belastet würden, wenn auch geringfügig vermindert als beim fossilen Öl. Deutlichere Einsparungen könnte man mit dem sogenannten HVO-Öl erreichen. Das Produkt ist eine Alternative zu fossilem Diesel, den man aus alten Speiseölen und tierischen Fettabfällen herstellt. Gerade die Mineralölindustrie hofft, dass sich dieses Heizmedium durchsetzen wird. Denn neue Heizungen, die ein „Green Fuels Ready“-Label tragen, könnten ihn tatsächlich zu 100 Prozent nutzen.

Dank Mehrkosten bleibt grünes Öl unattraktiv

Allerdings sind die Mehrkosten aktuell im Schnitt mit 10 bis 15 Cent pro Liter nicht zu unterschätzen. Da die Einsparung von CO₂ jedoch bei 80 Prozent im Vergleich zu fossilem Heizöl läge, könnten sich diese Mehrkosten langfristig über den CO₂-Preis relativieren. Auch eine Preissenkung bei größeren Produktionskapazitäten wäre denkbar. Dennoch würde diese Einsparung aus Sicht des Umweltbundesamts nicht genügen, um klimaneutral zu werden. Ebenso benötigt HVO-Öl in seiner Fertigung Wasserstoff, der aus erneuerbarem Strom geliefert wird. Um es somit in ausreichender Kapazität herzustellen, würde auch grüner Wasserstoff in größeren Mengen benötigt. Ein Problem, das auch die potenziell klimafreundlichsten Heizöle, die sogenannten PtL-Kraftstoffe, eint.

Grüner Wasserstoff benötigt hohe Erzeugungskapazitäten an erneuerbarer Energie

Grüner Wasserstoff bleibt das Nadelöhr der Energiewende

Hinter der Abkürzung PtL verbirgt sich die Bezeichnung „Power to Liquid“, womit spezielle Flüssigkraftstoffe bezeichnet werden. Man stellt sie mit grünem Wasserstoff und in der Atmosphäre abgeschiedenem CO₂ her. PtL gilt jedoch in Deutschland bis auf Weiteres als Zukunftstechnologie. Es wären beträchtliche Mengen an grünem Wasserstoff zu günstigen Preisen nötig, um damit eine flächendeckende Versorgung von Ölheizungen zu erreichen. Allein dafür müsste die Produktionskapazität in Deutschland wesentlich höher ausgebaut werden, mehr erneuerbarer Strom in die Wasserstofffertigung fließen oder große Mengen an grünem Wasserstoff importiert werden.

Der letzte Punkt könnte sich innerhalb der nächsten Jahre womöglich realisieren lassen. Denn Deutschland hat gemeinsam mit vier weiteren Ländern eine Absichtserklärung zum Bau eines riesigen Wasserstoffnetzes unterzeichnet, das Deutschland mit Afrika verbinden soll. Doch niemand kann heute abschätzen, wann dieser Wasserstoff zur Verfügung steht, in welchen Mengen er vorhanden sein wird sowie zu welchen Preisen. Somit kann nur die Zukunft enthüllen, ob grünes Öl tatsächlich eine Heizalternative für Deutschland werden kann.

Quellen:

Bildquellen

  • gruener-wasserstoff-benoetigt-hohe-erzeugungskapazitaeten-an-erneuerbarer-energie: Appolinary Kalashnikova/Unsplash
  • loesung-fuer-energiewende-wie-ein-projekt-deutschland-voranbringen-soll: fotokaleinar/Shutterstock
  • hoffnung-auf-gruenes-oel-kann-dieser-energietraeger-eine-alternative-sein: Herr.Stock/Shutterstock

1 Kommentar

  1. Bolli
    Zum Glück stehen Neuwahlen vor der Tür. Für die überwiegende Wählerschaft stellt sich die Frage: Soll das so weiter gehen mit den ahnungslosen Schwachköpfen, die uns nur das Geld aus der Tasche ziehen? Mit aberwitzigen Projekten, die uns wirtschaftlich nicht voranbringen? Was bringt uns grüner, exorbitant teurer Wasserstoff, wenn Hunderttausende bezahlbare Wohnungen fehlen? Die Milliarden, die mittels Steuerlicher Subvention in diesem Projekt versenkt werden. Diese Milliarden gehören in Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, Wohnanlagen die ein Leben Lebenswert machen. Ach ja, unsere Straßen sind auch sanierungsbedürftig. 😎😎😇😇
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