Der Video-on-Demand-Anbieter Netflix ist in den vergangenen Monaten immer wieder damit aufgefallen, die Preise zu erhöhen. Jetzt kündigt sich eine neue Preiserhöhung an. Und dieses Mal betrifft sie nicht nur alle Neukunden, sondern Bestandskunden. Netflix hat nämlich angekündigt, das erschwingliche Basis-Abo ohne Werbung schon bald auch für bestehenden Kunden vom Markt zu nehmen. Los geht es im zweiten Quartal des laufenden Jahres in Großbritannien und Kanada. Die Maßnahme soll zu einem späteren Zeitpunkt aber auch auf andere Märkte ausgeweitet werden; möglicherweise schon bald also auch auf Deutschland.
Netflix lässt das Basis-Abo ohne Werbung auslaufen
Der Plan dahinter, den Netflix auch in einem Brief an seine Anleger teilte, ist schnell erklärt: Wer noch ein Basis-Abo ohne Werbung nutzt, soll entweder auf das Basis-Abo mit Werbung wechseln oder auf das teurere Standard-Abo. In beiden Fällen dürfte Netflix unter dem Strich mehr Geld verdienen. Gerade die Kundenzahl im werbefinanzierten Abomodell möchte Netflix steigern. Aktuell sind in diesem Bereich 23 Millionen aktive Nutzer zu verzeichnen, wurde in der Nacht zu Mittwoch bekannt. Klingt nach viel, entspricht aber weniger als zehn Prozent der gesamten Zuschauerschaft. Für steigende Einnahmen aus Anzeigen von Werbepartnern muss dieser Anteil deutlich steigen.
In Deutschland kostet das Standard-Abo mit Werbung aktuell 4,99 Euro im Monat. Das Basis-Abo ohne Werbung ist für 7,99 Euro zu haben, lässt sich aber nur noch von Bestandskunden verwenden. Sollte dieses Abo verschwinden, wäre die nächste Preisstufe ohne Werbung das Standard-Abo für 12,99 Euro. Der Wechsel vom Basis- auf das Standard-Abo hätte für Bestandskunden also eine Preiserhöhung von fast 63 Prozent zur Folge. Nicht unwahrscheinlich, dass viele Bestandskunden dann eher das Standard-Abo mit Werbung bevorzugen, auch wenn sie dafür mit Werbevideos vor Filmen, Serien und Shows leben müssen.
Weitere Preiserhöhungen wahrscheinlich
Doch es kommt noch dicker: Möglicherweise fällt die Preiserhöhung nämlich noch drastischer aus. Denn Netflix kündigt in seinem Investoren-Newsletter auch an, dass in Zukunft weitere Preissteigerungen auf die Kunden zukommen könnten. Wörtlich heißt es: „Während wir in Netflix investieren und es verbessern, bitten wir unsere Mitglieder gelegentlich, etwas mehr zu bezahlen, um diese Verbesserungen widerzuspiegeln, was wiederum dazu beiträgt, das Schwungrad mit zusätzlichen Investitionen anzutreiben, um unseren Service weiter zu verbessern und auszubauen.“ Im Jahr 2024 will Netflix bis zu 17 Milliarden Dollar investieren, um neue Inhalte auf die Plattform zu bringen.
Finanziell lief das vierte Quartal für Netflix übrigens rosig. Unterm Strich stand ein Umsatz von 8,83 Milliarden US-Dollar, was gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres einem Plus von 12,5 Prozent entspricht. Der Gewinn legte von 55 auf 938 Millionen Dollar zu. In Summe konnte Netflix zum Stichtag Ende Dezember auf rund 260 Millionen zahlende Kunden blicken. Allein im Weihnachtsquartal kamen mehr als 13 Millionen neue Abo-Kunden hinzu. Ein Rekordwert, der auch auf den Kampf gegen das Passwort-Teilen (Account-Sharing) zurückzuführen ist.