Im letzten Moment hat Ford den ultimativen Super-GAU verhindert. Nach einem Urteil des Landgerichts München musste man befürchten, dass dem amerikanischen Autobauer in Deutschland ein Verkaufsverbot droht. Und nicht nur das. Theoretisch hätte Ford auch der Rückruf unzähliger in Deutschland bereits zugelassener Autos und derer Vernichtung drohen können. Und all das aufgrund fehlender Lizenzen für die Nutzung von Mobilfunkpatenten. Jetzt hat der Konzern aber doch noch eingelenkt.
Ford lizenziert Patente von Avanci
Konkret wurde ein Lizenzierungsprogramm mit dem Patentverwalter Avanci geschlossen, das es Ford erlaubt, auf zahlreiche Mobilfunkpatente zuzugreifen. Die sind wichtig, um Autos per 2G, 3G und 4G (GSM, UMTS und LTE) mit der Außenwelt zu vernetzen und kommen unter anderem beim Pkw-Notruf-System E-Call zum Einsatz. Immer mehr Auto nutzen über das mobile Internet aber auch andere Funktionalitäten hinsichtlich an Bord nutzbarer Unterhaltung und des an Bord verbauten Navigationssystems.
Die jetzt lizenzierten Patente kosten pro Auto bis zu 15 US-Dollar. Die tatsächliche Höhe ist abhängig davon, ob der gebaute Pkw nur mit E-Call-Funktionen ausgestattet ist oder auch 3G- bzw. 4G-Datendienste nutzt. Die Lizenz, für die Ford in Zukunft zahlt, deckt zehntausende Patente von 49 Unternehmen ab. Dazu gehören unter anderem Branchen-Schwergewichte wie Ericsson und Nokia.
Bis zu 15 Dollar Lizenzgebühr für einen Pkw zahlen zu müssen, klingt zunächst einmal nach nicht viel. Es sorgt aber für eine hohe Summe, wenn man die tatsächlichen Zulassungszahlen berücksichtigt. In Deutschland wurden im Jahr 2021 rund 126.000 Pkw von Ford neu zugelassen und wenn Ford für all diese Fahrzeuge eine Lizenzgebühr in Höhe von 15 Dollar an Avanci zahlen muss, wird es schnell teuer. Das macht dann nämlich einen zu zahlenden Betrag in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro aus.
Weiteren Pkw-Herstellern droht Ungemach
Ford ist übrigens nicht der erste Hersteller, der auf eine Klage von Avanci reagiert. Auch BMW, Daimler (Mercedes-Benz) und Volkswagen hatten sich zu entsprechenden Lizenzzahlungen durchgerungen, nachdem ihnen auf juristischem Weg Konsequenzen angedroht wurden. Als nächstes könnte Avanci weitere Hersteller wie Toyota oder Hyundai ins Visier nehmen. Avanci selbst gibt an, dass jetzt 41 Automarken und mehr als 65 Millionen Fahrzeuge lizenziert sind.