Größter Windpark in Deutschland fertiggestellt: Doch Strom fließt nicht

3 Min. Lesezeit in Pocket speichern
Es könnte ein Meilenstein für die Energiegewinnung von Firmen in Deutschland darstellen. Ørsted hat bekannt gegeben, dass die letzte Windturbine des Windparks Borkum Riffgrund 3 installiert wurde. Er könnte eine Leistung von 913 MW bereitstellen – doch kann der Strom nicht fließen.
Installierte Windkraftanlage im Windpark Borkum Riffgrund 3

Größter Windpark in Deutschland hat Probleme mit dem Netzanschluss

Eigentlich sollte es ein Grund zur Freude sein, wenn man ein großes Projekt fertigstellt, das reichlich günstige Energie für Unternehmen in Deutschland bereitstellen soll. Doch leider kommt auch die Fertigstellung des Windparks Borkum Riffgrund 3 von Ørsted nicht ohne Schattenseiten aus. Denn damit die Leistung von 913 Megawatt (MW) auch Strom ans Netz liefern kann, benötigt der Windpark die Netzanbindung DolWin5, die in der Verantwortung des Übertragungsnetzbetreibers TenneT liegt. Wie der Betreiber jedoch mitteilt, wird sie voraussichtlich erst im Dezember 2025 betriebsbereit sein. Anstatt Strom bereitzustellen, werden die Turbinen somit rund ein Jahr stillstehen. Ørsted rechnet damit, dass der Windpark erst Anfang 2026 seinen kommerziellen Betrieb aufnehmen kann.

Netzbetreiber kann den größten Windpark nicht anschließen

Zwar soll Netzbetreiber TenneT für die Verzögerungen aufkommen, das dürfte die Situation jedoch nur geringfügig entspannen. Denn Borkum Riffgrund 3 ist ein Windpark, der für ein besonderes Geschäftsmodell konzipiert wurde, bei dem langfristige Stromabnahmverträge mit bekannten Unternehmen geschlossen worden sind. Darunter unter anderem Amazon, BASF, Covestro sowie Google, die praktisch 786 MW der verfügbaren 913 MW erhalten sollen. Dieses Preismodell ist bisher einzigartig für einen Windpark in Deutschland und soll dabei sowohl Ørsted als auch den Unternehmen eine lange Preisstabilität sichern. Dabei soll der Strom aus Windenergie zur Dekarbonisierung der großen Unternehmen beitragen.

Borkum Riffgrund 3 ist jedoch nicht nur wegen der geschlossenen Verträge besonders. Es ist zugleich ein Vorzeigemodell für weltweite Offshore-Windparks, denn das Projekt verzichtete komplett auf staatliche Subventionen. Stattdessen finanzierte er sich über die Stromlieferverträge mit den Unternehmen.

Größter Windpark in Deutschland fertiggestellt – Doch Strom fließt nicht

Windparks dieser Art könnten einen wertvollen Beitrag dazu leisten, eine wirtschaftliche Industrieproduktion in Deutschland zu ermöglichen, ohne öffentliche Gelder zu belasten. Umso unglücklicher ist der Umstand, dass der Windpark nicht wie geplant nach der Fertigstellung an das Stromnetz angeschlossen werden kann. Wie TenneT berichtet, ist dafür vorrangig die Verzögerung von Lieferketten durch Corona verantwortlich. Während der Covid-Pandemie traten immer wieder Unterbrechungen in den internationalen Handelswegen auf, deren Auswirkungen noch heute Auswirkungen auf Zeitpläne von Projekten haben. Gerade die Stahl- und Schweißarbeiten an der offshore-Plattform DolWin epsilon waren besonders von den Verzögerungen betroffen.

Besondere Netzanbindung spart Kosten, doch war anfällig für Lieferkettenprobleme

Die Netzanbindung DolWin5 ist dabei eine besondere Form von Anbindung an das Stromnetz. Sie ist eines der Offshore-Netzanbindungssysteme, das TenneT über 66-Kilovolt-Drehstromkabel direkt mit den entsprechenden Windkraftanlagen verbindet. Diese besonderen Anbindungen ermöglichen den Wegfall einer Umspannstation, die man bisher für jeden Windpark einsetzen musste. Ebenso sind keine 155-kV-Drehstromkabel mehr erforderlich, um die Offshore-Plattform von TenneT mit der des Windparks zu verbinden. Vielmehr wird der auf See erzeugte Strom direkt in die TenneT-Konverterplattform eingespeist.

In dieser Konverterstation erfolgt die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom, bevor der Strom per Unterseekabel an Land transportiert und schließlich per Erdkabel zur Onshore-Konverterstation gelangt. Diese wandelt den Gleichstrom in Wechselstrom zurück, den sie anschließend in die Hochspannungsnetze einspeist. Durch dieses neue Prinzip kommt es zu deutlichen Kosteneinsparungen beim Bau und der Anbindung von großen Offshore-Windparks. Gerade für Projekte, die versuchen, sich wirtschaftlich eigenständig zu tragen, ist diese neue Anschlussmethode ein Mehrgewinn. Durch die Besonderheit sind die benötigten Komponenten jedoch nicht in großen Mengen verfügbar in Lagern, wodurch sich Verzögerungen in den Lieferketten stärker auf Zeitpläne auswirken.

Keine Kommentare

[-AMP Version-]