Der größte Windpark der Welt steht vor großem Problem

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Der größte Windpark der Welt steht vor einem Dilemma, das uns auch in Deutschland drohen könnte. Das Beispiel zeigt, welche Tücken wir für die Energiewende in Deutschland im Auge behalten müssen und wie essenziell eine vorausschauende Planung ist. Sonst drohen ärgerliche Konsequenzen.
Größter Windpark der Welt steht vor großem Problem
Größter Windpark der Welt steht vor großem ProblemBildquelle: Foto von Yitzhak Rodriguez auf Unsplash

Stell dir vor, du hast massenweise günstig produzierten Strom, mit dem du ganze Industriezweige versorgen könntest. Doch kaum etwas von dieser Energie kannst du faktisch dorthin bringen, wo sie benötigt wird. So schnell kann aus einer nützlichen Windkraftanlage ein ungelöstes Problem werden. Im größten Windpark der Welt ist das Ausmaß dabei wesentlich schlimmer als eine kurzfristige Überlastung des Stromnetzes, die eine Abregelung benötigt.

Größter Windpark der Welt – Massen an Strom verschenkt

Der gigantische Windpark in Chinas Provinz Gansu arbeitet so gut, dass er mehr Strom produziert, als überhaupt zu nutzen ist. Das Szenario erinnert ein wenig an die negativen Strompreise, die in Deutschland zurzeit immer wieder in den Schlagzeilen stehen. Durch den vielen Strom aus erneuerbaren Energien können unsere Netze und Stromspeicher zwischenzeitig keinen Strom mehr aufnehmen. Infolgedessen müssen Windräder und Solarkraftwerke abgeregelt werden. China steht vor einem ähnlichen Problem, das Ausmaß ist jedoch wesentlich größer. Die Fläche in der Wüstengegend von Gansu bietet sich gut für große Windkraftanlagen an. Mit einer Leistung von 20 Gigawatt ist der Windpark der größte der Welt, mit über 7.000 Windturbinen auf einer Fläche von 39.000 Quadratkilometern.

Ursprünglich beauftragte die chinesische Regierung den Bau des Windparks im Jahr 2008, um sich von der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe zu lösen. Die erste Phase wurde bereits im November 2009 fertiggestellt. Damals war der Windpark mit einer Leistung von 5.160 Megawatt und 3.500 Windturbinen noch wesentlich kleiner als heute. Damit der Größenvergleich etwas deutlicher wird. Im größten Windpark Deutschlands, dem Offshore-Windpark „He Dreiht“, finden sich lediglich 64 mit einer Leistung von 960 Watt. Nur ein Bruchteil der Leistung, die sich an einem Ort in China gebündelt finden lässt. Günstiger Strom in großer Menge sollte ein ideales Standortargument für zahlreiche Industrien sein. Die Umstände erschweren das Geschehen jedoch zusätzlich. Denn durch die Wüstenumgebung in Gansu müssen Bauten speziellen Herausforderungen trotzen. Eben jene sorgen dafür, dass sich keine Industrien ansiedeln wollen. Trotz des günstigen Baulandes, reichlich Platz und Strom, der praktisch geschenkt wäre, um Werte zu schaffen.

Stromleitungen für Übertragung fehlen

Der Transport der erzeugten Energie über weite Strecken ist kompliziert und lässt sich nicht ohne Verluste bewerkstelligen. Bisher kann von der verfügbaren Strommenge daher nur ein Bruchteil genutzt werden. China will dem nun gezielt entgegenwirken, indem neue Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen gebaut werden. Mit ihnen sollen 30 Prozent der Energie in 20 Provinzen fließen. Doch auch wie in Deutschland ist der Bau solcher großen Stromleitungen mit viel Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Das Beispiel zeigt somit genau, wie viele Hürden beim systematischen Ausbau erneuerbarer Energien beachtet werden müssen.

Natürlich hätte Deutschland, auch wenn man die Möglichkeiten für Offshore-Windparks berücksichtigt, nicht genügend Fläche, um einen vergleichbaren Windpark zu bauen. Dennoch beruht ein nicht unerheblicher Teil unserer Stromerzeugung ebenso auf Windkraft. Auch in Deutschland sehen wir uns daher immer wieder mit dem Problem konfrontiert, dass Windräder bei Überlastungen abgeregelt werden müssen. Das führt jährlich zu großen Entschädigungssummen, die an Betreiber von Anlagen fließen. Letztlich landen diese zusätzlichen Kosten beim Stromkunden in Form von Netzentgelten. Allein im vergangenen Jahr belief sich die Summe laut Bundesrechnungshof auf 3,1 Milliarden Euro.

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