Es ist Donnerstag, der 25. Februar. Verkaufsstart für Nvidias neue Mittelklasse-Grafikkarte RTX 3060. Offiziell soll die Karte 329 Euro kosten. Händler sind dazu angehalten, sich an diese Preisempfehlung bei der ersten Charge am Verkaufsstart zu halten.
MediaMarkt und Saturn verlangen direkt zum Start dennoch über 100 Euro mehr für die Karten. Bei Notebooksbilliger.de konnte ich noch pünktlich um 18 Uhr eine Grafikkarte in meinen Warenkorb legen. Wenige Sekunden später ist sie jedoch wieder verschwunden und ich gehe leer aus. Nach nicht einmal einer Minute ist die RTX 3060 bei allen Händlern ausverkauft. Kurze Zeit später tauchen die ersten Ebay-Angebote für 750 bis 1.000 Euro auf. Dabei hatte Nvidia bei der RTX 3060 eigentlich eine Verbesserung bei der Verfügbarkeit versprochen.
- RTX 3060 auf Ebay suchen (Vorsicht: Unter den Angeboten sind auch einige Betrüger)
Skalper, Bitcoins und Chipkrise: Das sind die Gründe für die Grafikkarten-Knappheit
Chipkrise betrifft viele Branchen
Die aktuelle Knappheit von Grafikkarten hat drei verschiedene Gründe. Der erste Grund betrifft nicht nur die Hersteller von Grafikkarten, sondern auch von allen anderen Elektronikprodukten und sogar Autos. Durch die Corona-Krise ist der Bedarf an Halbleitern stark gestiegen. Produkte in der Medizintechnik und Unterhaltungselektronik sind so stark nachgefragt wie noch nie. Gleichzeitig mussten jedoch wegen der Pandemie viele der Fabriken in China schließen oder ihre Produktion drosseln. Zudem benötigen moderne Autos deutlich mehr Computerchips als noch vor einigen Jahren. So wird die Nachfrage weiter erhöht.
Auch auf die aktuellen Konsolen Xbox Series X und PS5 hat dies Auswirkungen. So sind die beiden neuen Konsolen weiterhin kaum erhältlich und werden für viel Geld auf Plattformen wie Ebay gehandelt.
Skalper verschlimmern die Situation
Skalper nennt man umgangssprachlich Personen, die gefragte Elektronikprodukte gezielt aufkaufen, um diese anschließend teurer gewinnbringend zu verkaufen. Einige von ihnen verwenden sogar Bots, um neue Produkte wie Grafikkarten im Bruchteil einer Sekunde bestellen zu können.
Krypto-Miner auf der Suche nach Grafikkarten
Kryptowährungen sind so beliebt wie noch nie zuvor. So hatte ein einziger Bitcoin zwischenzeitlich einen Wert von fast 50.000 Euro. Auch jetzt bewegt sich der Wert der Digitalwährung noch bei über 40.000 Euro. Für das Mining dieser und anderer Währungen wird viel Rechenpower benötigt.
Vereinfacht erklärt ist das Mining eine Art dezentrales Bitcoin-Rechenzentrum zur Transaktionsverarbeitung. Im Austausch für Rechenkapazität erhält man Kryptowährungen wie Bitcoin oder Etherium.
Grafikkarten sind hier besonders interessant, da sie viel Rechenleistung und eine hohe Hash-Rate besitzen. Diese Rate beschreibt die Geschwindigkeit, mit der Transaktionen bestätigt und somit Geld verdient werden kann. An dieser Stelle versucht NVIDIA eine Lösung zu finden.
Nvidia verspricht eine Lösung
Um die Nachfrage von Krypto-Minern an den neuen Grafikkarten zu senken hat Nvidia angekündigt, die Hash-Rate der neuen RTX 3060 per Software zu halbieren. So soll die Grafikkarte für diese Zielgruppe weniger interessant sein. Gleichzeitig kündigt man spezielle Mining-Karten an, die eine besonders hohe Hash-Rate und dafür keinen Display-Ausgang besitzen. Für Gamer sollte sich so die Verfügbarkeit der „normalen“ Grafikkarten verbessern.
Das tut Nvidia jedoch nicht aus Verbundenheit zu den Gamern, sondern um sich nicht den Markt in der Zukunft zu zerstören. Die meisten Gamer nutzen ihre Grafikkarte einige Jahre, bis aktuelle Spiele nicht mehr zufriedenstellend laufen und steigen anschließend auf ein neues Modell um.
Beim Mining hingegen werden die Karten meist nur über einen relativ kurzen Zeitraum eingesetzt und anschließend gegen die nächste Generation ausgetauscht. Insbesondere wenn der Kurs von Bitcoin und Co. wieder fallen sollte, lohnt sich das Mining mit vielen Grafikkarten plötzlich nicht mehr und sie werden ausgemustert. Diese Karten würden dann den Gebrauchtmarkt auf Ebay überfluten und anderen Plattformen und Gamer könnten sich High-End-Karten vom Vorjahr zum Schnäppchen-Preis sichern, während Nvidia auf den aktuellen Mittelklasse-Modellen sitzen bliebe.
Mit den neuen Mining-Grafikkarten kann dies nicht passieren. Da sie keinen Display-Ausgang haben, sind sie für Gamer nicht zu gebrauchen und landen nach kurzer Verwendung im Recycling oder auf der Mülldeponie.
Ob sich die Verfügbarkeit von Grafikkarten für normale Anwender durch die neuen Kypto-Karten verbessern wird, muss sich zeigen. Die neue Nvidia RTX 3060 Grafikkarte ist zumindest aktuell überall ausverkauft. Dasselbe gilt auch für anderen Grafikkarten dieser Generation und von der davor.
- RTX 3060 bei MediaMarkt bestellen (aktuell leider nicht verfügbar)