Man baue superschnelles Internet für immer mehr Menschen, so die Deutsche Telekom. Allein in diesem Jahr habe man 2,5 Millionen neue Glasfaseranschlüsse geschaffen. Damit habe man die Pläne „voll erfüllt“ und werde mit Ende des Jahres insgesamt acht Millionen Haushalte haben, die einen Glasfaseranschluss buchen können. Genau das ist aber auch die entscheidende Formulierung. Denn dass acht Millionen Haushalte die Leitung buchen können, bedeutet nicht, dass die Leitung auch bereits in acht Millionen Haushalten liegt. Der Fachbegriff dafür ist Homes Passed. Das bedeutet, die Glasfaser liegt in unmittelbarer Nähe der Wohnung, aber noch nicht in der Wohnung. Beispiele dafür sind die Grundstücksgrenze oder bei Mehrfamilienhäusern auch der Keller des Gebäudes.
Telekom-Versprechen: Bis 2030 bis zu 30 Millionen Haushalte mit Glasfaser
In fast 3.500 Städten und Gemeinden hat die Telekom Ortsteile oder ganze Orte ausgebaut, teilte sie mit. Man mache in den kommenden Jahren „genau so konzentriert und fokussiert weiter“, so Gopalan. „Wir sind der verlässliche Partner für Deutschland. Was wir versprechen, bauen wir auch.“ Auch im kommenden Jahr will die Telekom erneut 2,5 Millionen Haushalte an das Glasfaser-Netz bringen. Damit werde man 2024 die Schallmauer von zehn Millionen Haushalten, die Glasfaser bekommen können, durchbrechen. Man wolle die Geschwindigkeit beim Ausbau halten. Gopalan verspricht, bis 2030 etwa 25 bis 30 Millionen Haushalte mit Glasfaserleitungen versorgen zu können.
Gebucht werden die Anschlüsse aber noch zurückhaltend, wenngleich man eine steigende Nutzung beobachtet. Die Zahl der Glasfaser-Verträge sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. „Den Ein-Millionsten Vertrag schaffen wir Anfang 2024. Außerdem haben wir mehr als 700.000 Haushalte und Unternehmen in der Pipeline, die bereits einen Anschluss in der Vorvermarktung gebucht haben“, so Gopalan weiter. Dass die Nachfrage bei der Telekom mit 13 bis 15 Prozent Auslastung („Take-Up-Rate“) geringer sei als bei anderen Anbietern, führt die Telekom auf ihre Ausbaustrategie zurück. Man picke sich einerseits nicht nur die Rosinen raus und baue andererseits auch in Städten aus. Dort besteht aber oftmals schon eine gute Breitbandversorgung, sodass der Wechselwille der Kunden heute geringer sei. „Unser Geschäftsmodell ist sehr langfristig angelegt. Wir sehen, dass der Bedarf nach Bandbreiten weiter steigt. Mit FTTH bauen wir schon heute die Infrastruktur für die Zukunft.“ In diesem Jahr habe die Telekom mehr als 2,5 Milliarden Euro in den reinen Glasfaserausbau investiert – weit mehr als jeder andere Wettbewerber.
Glasfaser-Ausbau: Gradwanderung zwischen Mit- und Gegeneinander
Beim Ausbau der Glasfaser-Anschlüsse setzt die Telekom auch zunehmend auf Partnerschaften. Zusammen mit der Wohnungswirtschaft erreiche man allein vier Millionen Haushalte, für die eine sogenannte Gestattung vorliegt. Eine der Vorzeige-Partnerschaften sei jene mit dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW. Millionen Mieter sollen so kostenfrei von einem Glasfaseranschluss profitieren können. In Braunschweig, Trier und Wismar gibt es bereits erste Ausbauarbeiten.
Die Telekom arbeitet auch mit verschiedenen Mitbewerbern zusammen beim Ausbau der Netze. Insgesamt habe man aktuell rund 40 Partnerschaften für den gemeinsamen Bau, Betrieb oder die Nutzung von Glasfaserinfrastruktur abgeschlossen. Dabei handelt es sich meist um Partnerschaften mit kommunalen Energieversorger über regionale, meist kommunale Netzbetreiber, bis zum größeren Wettbewerber. Darunter sind allein 18 Stadtwerke. Jeder dritte Glasfaseranschluss der Telekom entsteht aktuell im Rahmen einer Kooperation. Die Telekom gewähre anderen Unternehmen „auf kommerzieller und diskriminierungsfreier Basis“ den Zugang zu ihrem Glasfasernetz. 30 Netzpartner würden dies bereits nutzen. Auch die Telekom kaufe Leistungen ein. Sie besteht aber auf die Anschlussform FTTH, bei der die Glasfaserleitung bis in die Wohnung der Kunden geht. Oftmals werde aber gerade in Städten nur FTTB ausgebaut. Hier geht die Glasfaser bis in den Keller und wird dann auf die alte Kupfer-Telefonleitung übergeben.
Telekom: Überbau bei Glasfaser ist eine Scheindebatte
Doch es gibt nicht nur ein Miteinander in der Glasfaser-Branche, sondern auch ein Gegeneinander. So werfen einige Mitbewerber der Telekom immer wieder vor, dass sie von der Telekom gezielt überbaut werden. Das bedeutet, dass die Telekom dort, wo ein Mitbewerber Glasfaserleitungen ausgebaut hat oder ausbauen will, ein eigenes Glasfasernetz ausbaut oder den Ausbau ankündigt. Gopalan wies diesen Vorwurf von sich. „Wir überbauen nicht, wir bauen.“ Es gehe um gerade einmal zwei Prozent aller Anschlüsse, bei denen es zu einem möglichen Überbau kommt – auch durch die Wettbewerber, wie er betonte.
Es handele sich um eine Scheindebatte, bei der aus einer Maus ein Elefant gemacht werde. Zudem verstehe er die Diskussion nicht, da es letztlich um Infrastrukturwettbewerb gehe. Er verwies auf den Mobilfunkmarkt, wo nun sogar mit 1&1 ein vierter Netzbetreiber ein Netz aufbaue. Warum es beim Festnetz diesen Wettbewerb nicht geben sollte und stattdessen dort ein Monopol entstehen soll, verstehe er nicht. „Lassen Sie uns lieber die Zeit mit notwendigen Dingen wie Genehmigungsverfahren und alternativen Verlegungsverfahren verbringen.“