Glasfaser-Internet für alle: Ziel wird deutlich verfehlt

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Die politische Vorgabe war klar: Bis 2030 soll jeder Haushalt in Deutschland die Möglichkeit haben, Internet per Glasfaser zu bekommen. Doch das wird wohl nichts, sagen die alternativen Anbieter – und weisen die Schuld der Ampel-Regierung zu.
Glasfaser-Ausbau bei DNS:net
Glasfaser-Ausbau bei DNS:netBildquelle: DNS:net

Erst einmal die guten Nachrichten: Mit 2,6 Millionen neu gebauten Glasfaser-Anschlüssen (Homes Passed) steigt die Glasfaserausbauquote. Laut einer aktuellen Marktanalyse des Branchenverbandes Breko legte diese Zählgröße binnen Jahresfrist um 7,6 Prozentpunkte auf 43,2 Prozent zu. Das heißt, 43,2 Prozent aller Haushalte haben das Glasfaserkabel zumindest schon einmal in der Straße liegen – nicht aber im Haus oder der Wohnung. „Das Handtuch ist ausgeworfen“, so Studienautor Prof. Dr. Jens Böcker. Der Anteil der angeschlossenen Haushalte (Homes Connected) steigt um 4,5 Prozentpunkte auf 22,8 Prozent. Dieser Wert stieg um 3,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zeitgleich steigt auch der Anteil der Haushalte, die einen Glasfaseranschluss gebucht haben (Homes Activated), leicht an. Die Take-Up-Rate liegt jetzt bei 26 Prozent im Verhältnis zu den Homes Passed-Anschlüssen. Nur mit diesen Anschlüssen verdienen die Anbieter auch Geld.

Glasfaser für alle bis 2030: Ziel wird deutlich verfehlt

Für die Studie hat Böcker mit seinem Team 194 Netzbetreiber befragt und weitere Statistiken zurate gezogen. Alle miteinander gehen davon aus, dass die politisch gewollte Quote einer Versorgung von Glasfaserfaser auf Basis des geworfenen Handtuchs (Homes Passed) von 50 Prozent bis Ende 2025 machbar ist. Möglicherweise sind sogar 54 Prozent drin. Doch dann kommt offenbar die Vollbremsung. Denn den Daten nach geht die Studie davon aus, dass das politische Ziel von 100 Prozent Versorgung bis 2030 krachend verfehlt wird. Bei einer stabilen Entwicklung sind 76 Prozent zu erwarten, ein Korridor bis 86 Prozent denkbar.

Aber zur Erinnerung: Das Glasfaserkabel liegt dann noch nicht im Haus oder der Wohnung. Hier geht man von weitaus geringeren Quoten aus: 48 Prozent Homes Connect bis 2030 seien realistisch – knapp doppelt so viele wie heute. Dabei geht die gesamte Branche davon aus, dass die Nachfrage nach Bandbreite steigt. Für 2028 werde das durchschnittliche Tarif-Angebot bei etwas mehr als 850 Mbit/s im Down- und 600 Mbit/s im Upstream liegen. Das ist mit Kabel oder DSL nicht machbar.

„Ampel hat Interesse am Glasfaserausbau verloren“

Mit Blick auf die Prognose der Marktanalyse warnt Breko-Präsident Norbert Westfal. Es brauche jetzt „mehr denn je eine klare politische Kurskorrektur, um Investitionssicherheit zu schaffen und Investitionsanreize zu setzen.“ Dass sich der Ausbau in der Fläche verlangsame, sei ein Frühindikator mit Folgen. Das Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 werde so deutlich verfehlt. „Als Breko schlagen wir schon lange konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels vor. Insbesondere fordern wir von der Bundesnetzagentur ein Konzept für einen wettbewerbskonformen Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze.“ Aus sich der Alternativanbieter gelte es zu verhindern, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz strategisch nur dort abschalte, wo sie selbst Glasfaser verlegt habe.

„Zudem braucht es endlich eine wirksame Diensteanbieterverpflichtung“. Westfal hatte als Geschäftsführer der EWE Tel gegen die Bundesnetzagentur geklagt und gewonnen. Man wolle einen Impuls für fairen Wettbewerb setzen und das herrschende Oligopol im Mobilfunk aufbrechen. Die Nachfrage der Kunden nach Bündelangeboten aus Internet, TV und Mobilfunk sei da, man könne diese aber ohne eine Diensteanbieterverpflichtung nicht bedienen. „Leider wurde in den letzten Monaten zunehmend deutlich, dass die Ampel-Koalition offenbar das Interesse am Glasfaserausbau verloren hat“, so Westfal.

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