Den Namen Glasfaser Direkt kennen wohl nur die Wenigsten. Das Unternehmen, das seit einer Übernahme unter anderem als Muttergesellschaft des Regionalanbieters Eifel-net fungiert, baut eigene Glasfasernetze aus und vermarktet sie. Doch jetzt gibt es eine Zäsur. Denn der hinter Glasfaser Direkt stehende Investor, die John Laing Group und damit die Investoren von KKR, ziehen sich zurück und geben kein Geld mehr. Die Folge: Die in Köln beheimatete Glasfaser Direkt GmbH musste Insolvenz anmelden. Was bedeutet das nun für Kunden?
Glasfaser-Pleite: 25.000 Haushalte direkt betroffen
Nach eigenen Angaben hat Glasfaser Direkt bereits 25.000 Haushalte angeschlossen und blickt auf 20 Jahre Erfahrung am Markt zurück. Die versorgten Haushalte befinden sich unter anderem in der Eifel und in Bayern. Dabei sollte es nicht bleiben. Deswegen gab es für verschiedene Orte konkrete Pläne, Netze auszubauen. So waren in Feihung, Ammerthal und Schnaittenbach laut Glasfaser Direkt schon Feinplanungen oder sogar Ausbauarbeiten angelaufen. In anderen Orten war man noch im Bereich der Vorvermarktung.
Doch der Betrieb von Glasfaser Direkt soll weitergehen. Eine Sprecherin sagte gegenüber der Wirtschaftswoche, die zuerst über das Thema berichtete, man führe den Geschäftsbetrieb fort. Die 60 angestellten Mitarbeiter bleiben demnach an Bord, nur von 17 Mitarbeitern in Probezeit werde man sich trennen.
Branche sieht keine abnehmende Dynamik im Glasfaser-Ausbau
Mit Glasfaser Direkt streckt nun der zweite Glasfaser-Anbieter mit namhaftem Investor binnen kurzer Zeit die Hufe. Erst vor wenigen Wochen verkündete HelloFiber das Aus. Hinter der Marke stand der Investor Liberty, dem einst Unitymedia gehörte – kein kleiner Anbieter in der Branche. Auch er zog sich vom Markt zurück.
Muss nun also aufgrund geänderter Rahmenbedingungen in der Finanzwelt mit einem Aus vieler kleinerer Projekte für schnelles Internet gerechnet werden? Nein, sagt der Branchenverband Breko. Er vertritt 440 Mitgliedsunternehmen – viele davon Glasfaser-Netzbetreiber. „Die Insolvenz der Glasfaser Direkt ist kein Indiz für eine abnehmende Dynamik im deutschen Glasfaserausbau. Der Glasfaser-Boom geht weiter, mit einer Vielzahl von Anbietern […], die weiterhin viele Milliarden in Glasfasernetze investieren und den Ausbau auf dem Land und in den Städten vorantreiben“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands.
Das Geschäftsmodell Glasfaser funktioniere in Deutschland. „Dies zeigt sich nicht zuletzt durch den Einstieg neuer Investoren in den letzten Monaten, wie Altice Europe, die im Oktober angekündigt haben, gemeinsam mit Vodafone Deutschland sieben Milliarden Euro in den Glasfaserausbau zu investieren.“ Der Breko betont aber auch „die Wichtigkeit passender Rahmenbedingungen für Investitionen in den Glasfaserausbau, um Verunsicherungen im Markt zu vermeiden.“ Dabei denkt der Verband unter anderem an den “volkswirtschaftlich unsinnigen Doppelausbau von Glasfasernetzen“ sowie eine Fokussierung der öffentlichen Förderung auf wirklich bedürftige Gebiete sowie die Beschleunigung und Digitalisierung der Genehmigungsverfahren.
Klar ist aber auch, dass vielen Kunden die Glasfaser-Leitung noch zu teuer ist. Sie brauchen entweder die möglichen hohen Datenraten nicht oder haben oftmals die Möglichkeit, über DSL oder Kabel ähnlich schnelle Anschlüsse zu einem kleineren Preis zu bekommen. Die EU will das nun ändern und will die Vorleistungskosten für DSL künstlich erhöhen und so DSL teurer machen.