Mit dem Fahren von Baggern und dem Aufreißen von Straßen ist es beim Glasfaserausbau nicht getan. Damit die Regeln und Gesetze möglichst im Sinne der Anbieter sind, müssen sie im politischen Berlin sowie in Brüssel Lobbyarbeit betreiben. Diese erfolgt in der Regel über Branchenverbände. Zu nennen sind hier primär der VATM, der Breko, die Anga oder der Buglas. Alle vertreten Telekommunikationsunternehmen – aber jeder Verband hat seine eigenen Interessen. Aber eines hatten bisher alle gemeinsam: Die Deutsche Telekom galt als gemeinsamer Gegner in vielen Belangen – sie war in keinem der Verbände Mitglied. Bis heute.
Deutsche Telekom wird Mitglied beim Wettbewerbsverband Buglas
Denn wie die Deutsche Telekom und der Glasfaserverband Buglas mitteilen, wird der Bonner Ex-Monopolist Mitglied des Verbandes. Bemerkenswert ist das auch, weil der Buglas nach dem angekündigten Ausscheiden seiner Gründungsmitglieder M-net und NetCologne angeschlagen schien. Die beiden Unternehmen galten als die beiden größten Finanzierer des Verbandes, waren aber nicht mehr in jedem Punkt einer Meinung mit der generellen Linie des Verbandes und beenden ihre Mitgliedschaft zum Ende des Jahres. Branchenkenner erwarteten hinter vorgehaltener Hand schon das Aus des Buglas.
Nun aber die Ankündigung, dass die Telekom dem Bundesverband Glasfaser beigetreten ist. „Telekom und Buglas-Unternehmen eint das Ziel, die Rahmenbedingungen für den Glasfaserausbau weiter zu verbessern und Deutschland mit der modernsten FTTH-Technologie zu verbinden“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan spricht davon, dass der langfristige Investitionshorizont beim Glasfaserausbau die Telekom und den Buglas eine. „Wir möchten den Schulterschluss mit den regionalen Anbietern weiter intensivieren und noch mehr FTTH-Kooperationen für eine zukunftsfähige Digitalisierung schließen“, so Gopalan. Profitieren würden die Kunden in den jeweiligen Ausbaugebieten.
Im Rahmen der rechtlichen Grenzen ermöglichen Kooperationen nach Angaben von Telekom und Buglas neben dem reinen Glasfaseranschluss auch die Sicherstellung der Qualität bei Geschwindigkeit, Latenz und Stabilität. Kooperationen zwischen regionalen und lokalen Versorgern sowie der Telekom sind nichts Neues. Schon seit Jahren sucht die Telekom den Schulterschluss zu Unternehmen, die ihre Wurzeln im Bereich der Energieversorger oder der Stadtwerke haben. Als Beispiele sei der Ausbau im westfälischen Münster oder das Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest genannt. Die Telekom will sich gemeinsam mit dem Buglas für schnellere Genehmigungen und alternative Verlegemethoden einsetzen.
Scharfe Kritik vom Mitbewerber-Verband
Kritik an der Mitgliedschaft kommt vom Breko, der sich auch als Vertreter zahlreicher Glasfaser-Netzbetreiber positioniert. Er zählt nach eigenen Angaben 500 Mitgliedsunternehmen, während es der Buglas auf 170 bringt. „Mit der Aufnahme des Ex-Monopolisten gibt der Buglas seine Identität als Vertreter der Wettbewerberinteressen im Glasfaserausbau auf und wird zum Deutsche-Telekom-Verband“, sagt Stephan Albers, Geschäftsführer des Breko. „Nach dem Austritt seiner größten Mitgliedsunternehmen begibt sich der Buglas nun in die Abhängigkeit des marktbeherrschenden Unternehmens.“
Damit verliere der Buglas die Möglichkeit, den Telekommunikationsmarkt im Sinne der Wettbewerber mitzugestalten und sich zu den für die Wettbewerber und für den flächendeckenden Glasfaserausbau wichtigen Themen zu positionieren. Dabei geht es Albers vor allem um „die dringend erforderliche Regelung einer wettbewerbskonformen Abschaltung der DSL-Netze“. – die sogenannte Kupfer-Glasfaser-Migration. Auch der „destruktiv-strategischen Glasfaserdoppelausbau der Telekom“ sowie die „notwendige Wiedereinführung einer Mobilfunk-Diensteanbieterverpflichtung“ sind für ihn schwierige Punkte. Der Breko betont, dass auch Unternehmen aus Reihen des eigenen Verbandes mit der Telekom kooperieren. Sie können aber „angesichts der übergroßen Marktmacht der Telekom auf einen starken Verband an ihrer Seite zählen“.
Für dich als Kunde ist vieles von dem, was im politischen Berlin geschieht, auf den ersten Blick nicht relevant. Wenn es aber darum geht, wie die Glasfasernetze verlegt werden und ob sie nur im Bürgersteig (Homes Passed) oder in deiner Wohnung (Homes Connected) enden, ist es letztlich aber für dich sehr entscheidend. Denn erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die verschiedenen Störfeuer dafür sorgen werden, dass das Ziel Glasfaser für alle bis 2030 wohl deutlich verfehlt wird. Ob es nun hilft oder stört, dass die Telekom den Schulterschluss mit einem der Wettbewerbsverbände sucht, wird sich zeigen müssen.