Glasfaser-Ausbau: Verzögerung um Jahre erwartet

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Langfristig wird kein Weg an einem Glasfaseranschluss vorbeiführen: Der Datenhunger steigt zu stark. Gleichzeitig verzögert sich der Ausbau der Glasfasernetze wohl deutlich – möglicherweise um Jahrzehnte.
Glasfaser-Leerrohre

Glasfaser-Leerrohre

Der Branchenverband Anga hat seinen 50. Geburtstag dazu genutzt, eine Marktstudie zum Glasfaserausbau in Auftrag zu geben. Die Studie beschäftigt sich mit den Aspekten des Ausbaus und der Notwendigkeit von Glasfaserleitungen bis in deine Wohnung. Dazu hat das Beratungsunternehmen Goldmedia Prognose-Szenarien erstellt. Sie gehen von zwei verschiedenen Voraussetzungen aus und kommen zu dem Schluss, dass der Datenhunger in Deutschland massiv wachsen wird. Gleichzeitig wird sich aber der Ausbau notwendiger Glasfaserleitungen massiv verzögern.

Datenvolumen im Festnetz explodieren bis 2030

Interessant: Unter der Annahme eines Marktdurchbruchs neuer Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Künstliche Intelligenz (KI) wächst der durchschnittliche Datenverkehr pro Anschluss um den Faktor 3,7. Daraus folgt, dass aus heute durchschnittlich 351 GB pro Monat und Anschluss im Jahr 2030 fast 1.030 GB pro Anschluss und Monat durchs Internet geschickt werden. Aber selbst im Trendszenario, das ein moderates Wachstum annimmt, werden es 2030 schon 842 GB sein, so die Studie. Bei Power-Nutzern geht Geoldmedia sogar von 3.200 GB bzw. 5.927 GB pro Monat aus. Diese stark genutzten Anschlüsse generierten demnach 2030 ein Volumen von 457 Milliarden Gigabyte pro Jahr – das sind 76 Prozent des Bandbreitenbedarfs. Insbesondere, wenn derartige Datenmengen in kurzer Zeit heruntergeladen oder ins Internet geladen werden sollen, reicht ein VDSL-Anschluss nicht mehr aus.

Die Gigabit-Strategie des Bundes verfolgt das Ziel, bis Ende des Jahres 2030 alle Haushalte in Deutschland mit Glasfasernetzen zu versorgen. Dabei ist Versorgung eigentlich erst gegeben, wenn die Glasfaser mindestens im Haus liegt. Gemessen wird der Versorgungsfortschritt aber aktuell auf Ebene von Homes Passed, die Glasfaser liegt also noch vor dem Grundstück.

Auf die Frage, ob zumindest auf Basis von Homes Passed eine FTTB/H-Versorgung aller Haushalte in Deutschland bis Ende 2030 gelingen kann, hat die Studie eine sehr eindeutige Antwort: Nein! Für eine vollständige Homes-Passed-Versorgung müssten zwischen 2024 und 2030 13 Millionen Wohngebäude erschlossen werden. Das sind im Schnitt rund 1,9 Millionen pro Jahr. „Bei dem bisherigen Ausbautempo von 1,3 Millionen Wohngebäuden pro Jahr ist dies nicht realistisch“, so die Autoren der Studie. Sie gehen mit einer Vollerschließung frühestens 2034 aus – für Homes Passed. Und das sei das optimistische Szenario. Bedenken müsse man auch, dass bisher viele Glasfaseranschlüsse in Städten entstanden sind. Der Ausbau auf dem Land sei deutlich langsamer und aufwendiger.

Homes Passed ist nur die halbe Miete

Erschwerend kommt hinzu, dass damit das Glasfaserkabel noch nicht in deiner Wohnung liegt. Der Hausstich und die Verlegung in die Wohnungen gilt in Mehrfamilienhäusern als die größte Herausforderung. Bis das passiert ist, geht man bei den Glasfaser-Netzbetreibern noch von einem ganz anderen Jahr aus. „Wenn man bedenkt, wie personalintensiv und schwierig der Ausbau dieser Netzebene 4 ist, werden wir wohl über 2040 und später reden“, sagte Bernd Thielk, Geschäftsführer der in Hamburg tätigen willy.tel im Rahmen der Vorstellung der Goldmedia-Studie.

Vor wenigen Wochen hatte schon der Glasfaser-Verband Breko vor einer Verzögerung des Glasfaser-Ausbaus gewarnt.

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