Nach eigenen Angaben hat Giga Fiber das Ziel, Digitalisierung aktiv und nachhaltig zu fördern. Dafür baut das Unternehmen nach eigenen Angaben kostenfrei und flächendeckend Glasfaser in Deutschland auf. Einen kostenlosen Glasfaseranschluss könne jeder in Deutschland buchen, so das Unternehmen. Man müsse sich lediglich per App registrieren und mit dem Stichtag der Umstellung auf den kostenlosen Giga Fiber-Anschluss bestimmte Zahlungen über einen bis dato nicht genannten Zahlungsdienstleister realisieren – unter anderem die Zahlung der Miete. Dieses Geschäftskonzept gepaart mit den Ankündigungen zum Ausbau sorgte für Skepsis bei Verbraucherschützern und Medien.
Giga Fiber nennt Zahlungsdienstleister – ohne ihn zu nennen
Jetzt wagt sich Giga Fiber aus der Deckung – aber auch nur minimal. Man erreiche den nächsten Meilenstein, heißt es in einer Pressemitteilung. Denn man kooperiere mit dem größten deutschen Zahlungsdienstleister. „Die Zusammenarbeit bedeutet Klarheit und Sicherheit für sämtliche Kundinnen und Kunden“, so Giga Fiber. Tatsächlich aber schafft man keine Klarheit. Denn nicht an einer Stelle der fast 800 Wörter langen Pressemitteilungen nennt Giga Fiber den Namen seines Partners.
Zwar lässt sich Giga-Fiber-Geschäftsführer Jörg Müller damit zitieren, dass „jeder in Deutschland, der im stationären Geschäft oder online mit Karte bezahlt“, mit dem Partner schon in Berührung gekommen sei. „Wir sind stolz, heute diesen so erfahrenen, zuverlässigen und weltweit führenden Zahlungsdienstleister als Vertragspartner für unsere Payment-Services integriert zu haben.“ Die über 250.000 Bezahlterminals des Partners würden von mehr als 100.000 Unternehmen in Deutschland genutzt, um kontaktlos, schnell und sicher Zahlungen per Karte, Smartphone oder Smartwatch durchzuführen.
Einen Namen des Partners nennt Giga Fiber an keiner Stelle. Nur wer die Pressemitteilung genau liest, sieht in einer der Überschriften einen Hinweis auf den Ort Bad Homburg, der der Sitz des Partners sei. Die Tatsache, dass der Ort nur hier und der Name gar nicht auftaucht, weckt fast den Anschein, als habe man sich kurzfristig entschlossen, den Namen wieder aus der bereits geschriebenen Pressemitteilung zu löschen. Zu vermuten ist, dass hinter dem ominösen Partner der Zahlungsdienstleister TeleCash steckt. TeleCash wurde einst von T-Systems gegründet, dann an First Data verkauft und gehört inzwischen der amerikanischen FiServ. Bei TeleCash handelt es sich tatsächlich um einen der größten Zahlungsdienstleister Deutschlands. Warum man eine Pressemitteilung zu einer Partnerschaft verschickt, ohne den Partner zu benennen – unklar.
Giga Fiber will an Cashback-Provisionen verdienen
Um die kostenlose Glasfaser-Leitung zu bekommen, sollen die Kunden bestimmte Zahlungen wie ihre Kaltmiete und die Energiekosten über den Dienstleister abwickeln. Das sei kostenlos und gelte „ab dem Zeitpunkt, ab dem Glasfaser verlegt ist und genutzt wird.“ Der Kunde bekomme eine Möglichkeit zur Verfügung gestellt, um die Payment-Funktionen „sicher, flexibel und bedienerfreundlich zu nutzen“. Es werde kein Mindestumsatz vorgeschrieben, „da sich das Verfahren über die unterschiedlichen Nutzergruppen und deren durchschnittliche Umsätze trägt“.
Zusätzlich sollen Mieter ihre Miete künftig später als am 1. des Monats gegen eine geringe Gebühr bezahlen – der Vermieter erhalte die Miete beziehungsweise die Energiekosten dennoch bereits zum vereinbarten Stichtag, nach dem „Buy-now-pay-later“-Prinzip, verspricht Giga Fiber. Man betont in der Pressemitteilung: „Damit ist auch klar, dass es bei dem Modell nicht um die Erhebung und Nutzung von Kundendaten geht.“ Damit reagiert Giga Fiber auf die öffentliche Kritik.
Giga Fiber wiederum partizipiere nach eigenen Angaben über ein Cashback-Verfahren an den Einsparungen, die durch diese Zahlungswege entstehen. Diese Einnahmen reinvestiere man direkt in den kostenlosen Glasfaser-Anschluss, so die Eigendarstellung.
Ob und wie das Angebot am Ende wirklich funktionieren kann, gilt es aus unserer Sicht weiterhin abzuwarten. Seit dem Start der Webseite von Giga Fiber gibt es dort eine hochlaufende Zahl, die sich stets verändert. Aktuell liegt diese Zahl bei mehr als 2,7 Millionen. Ob man damit die Zahl der tatsächlichen Interessenten oder eingehenden Aufträge anzeigen will, oder die Zahl vollkommen ohne einen Zusammenhang steht, ist offen. Im Google-Play-Store wurde die zur Registrierung benötigte App jedoch laut Google gerade einmal „5000+“ mal heruntergeladen. Zwei Zahlen, die nicht zusammenpassen.