Die optimale Temperatur für die chemischen Prozesse, die in einem Akku im Betrieb ablaufen, liegt bei den meisten Zellen zwischen 18 und 25° Celsius. Bei Temperaturen von weniger als 10° Celsius steigt der Innenwiderstand deutlich an, was die zur Verfügung stehende Kapazität weiter schmälert. Gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren haben E-Autos damit im Winter ein Problem. Während erstere quasi systembedingt über eine Heizung verfügen, ist die Abwärme, die Elektromotoren produzieren, deutlich geringer.
Dementsprechend müssen die Energiespeicher in batterie-elektrisch betriebenen Fahrzeugen beheizt werden. Hinzu kommt die Heizung des Innenraums der E-Autos, die ebenfalls mit Hilfe der in den Akkus mitgeführten Reserven bewerkstelligt werden muss. In der Folge steigt der Energieverbrauch mit sinkenden Außentemperaturen.
Wie groß die Unterschiede sein können, hat nun der ADAC in einem umfassenden Wintertest untersucht. Als Referenzgröße nutzte der Automobilclub die von den Herstellern angegebenen WLTP-Werte.
Je teurer der Wagen, desto besser die Reichweite im Winter
Eines der ersten Ergebnisse, die der Test zutage förderte, ist wenig verblüffend. Die Leistung des Akkus im Winter wird umso besser, je mehr für das E-Auto ausgegeben wird. Die geringste Abweichung zwischen der im Standardtest gemessenen Kilometerleistung und der unter winterlichen Bedingungen erreichten weist mit 21 Prozent der NIO ET5 LR auf.
In die Bewertung flossen aber auch Faktoren wie die Ladezeiten sowie der Verbrauch bei einer DC-Ladung. Unterm Strich schlug sich damit der Mercedes EQS 450+ am besten, der die 582 Kilometer lange Teststrecke ohne ein zusätzliches Nachladen absolvierte. Mit 20,4 kWh/100 km war darüber hinaus der Verbrauch am niedrigsten, zudem konnte in 20 Minuten mit 300 Kilometern die größte Reichweite nachgeladen werden. Dem EQS 450+ folgen der Porsche Taycan Performance-Batterie Plus und der Lucid Air Grand Touring AWD. Alle drei kosten dabei mehr als 100.000 Euro.
Unter den besten Zehn finden sich aber auch erheblich günstigere Modelle, etwa Teslas Model 3 MR RW. Dennoch legt der Vergleich nahe, dass im niedrigen Preissegment auch beim Akku geringere Leistungen ermöglicht werden. Der Toyota bZ4X FWD ist zwar das E-Auto mit dem niedrigsten Preisschild in dieser Runde. Doch der 42.900 Euro teure Wagen weist mit 54 Prozent auch die größte Differenz im WLTP-Test und den Praxis-Erfahrungen der Tester auf. Das Schlusslicht stellt der MG4 ER dar.