Nachdem das Wasser in unserem Haushalt zum Duschen oder Spülen benutzt wurde, fließt es schließlich in den Abfluss. Dabei hat es keineswegs die gesamte Wärme eingebüßt, die es zuvor erhalten hat. Der junge deutsche Erfinder Felix Drechsel sah darin eine potenziell nutzbare Energiequelle und entwickelte einen speziellen Wärmetauscher für die Rückgewinnung von Energie aus Grauwasser. Das Ingenieurbüro IBA hat diesen Abwasser-Wärmetauscher nun erstmals im Keller eines Mietshauses installiert, um die Wärme zurückzugewinnen. Vor neun Monaten startete der Dauertest bereits.
Wärme aus Abwasser gewinnen könnte Energiekosten senken
Schon zuvor kamen Menschen auf den Gedanken, dass sich die Energie in Schmutzwasser sinnvoll nutzen ließe. Systeme dieser Art kommen heute bereits in Duschsystemen oder in großen Kanalsystemen zum Einsatz. Eine großflächige Nutzung in Mietobjekten gibt es bis heute jedoch nicht. Genau hier setzt der neue Wärmetauscher des Erfinders an. Im Keller des Mietshauses trennt das System das Wasser in sogenanntes Schwarzwasser (Toilettenwasser) und Grauwasser (Dusch- oder Spülwasser). Das Schwarzwasser gelangt auf direktem Weg in die Kanalisation, während eine Abwasserweiche das noch warme Grauwasser zunächst in einen Tank leitet, den eigentlichen Wärmetauscher. Dieser nimmt die Wärme des Abwassers über eine Spirale auf, die mit Sole gefüllt ist. Diese spezielle Flüssigkeit erhitzt sich auf 20 °C, bevor das nun abgekühlte Grauwasser direkt in die Kanalisation geleitet wird.
Die erwärmte Sole gelangt daraufhin zu einer Wärmepumpe. Dort kann das Heizsystem sie mit einem geringen Stromaufwand auf ein höheres Niveau bringen und so etwa zur Erhitzung von frischem Trinkwasser nutzen. So stellt die letzte Dusche praktisch einen Teil der Energie für das nächste Duschwasser zur Verfügung. Bis zu 60 °C Wassertemperatur kann das System liefern. Theoretisch ginge das bereits mit 7 °C kaltem Grundwasser, aber der Prozess wäre wesentlich energieintensiver als das Abwasser zu nutzen, das in seiner Temperatur längst deutlich höher liegt. Infolgedessen muss die Wärmepumpe weniger arbeiten und benötigt für ihre Leistung auch weniger Strom. Sollten sich Systeme wie diese im langjährigen Gebrauch beweisen, könnten sie einen wertvollen Beitrag zur Kostenreduktion für Verbraucher leisten. Schließlich nutzen sie Wärme aus einer Energiequelle, die zurzeit täglich in jedem Haushalt heruntergespült wird.