Gegen Dunkelflauten: Riesiges Kraftwerk geht nach 2 Jahren Verspätung in Betrieb

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Damit das Stromnetz auch bei ausbleibender Energie aus Wasser-, Wind- und Solarkraft ausreichend versorgt ist, müssen weitere Kraftwerke ans Netz gehen. Eine dieser Anlagen zur Netzstabilisierung sollte bereits vor zwei Jahren angeschlossen werden – und kommt nun endlich ihrer Aufgabe nach.
Kraftwerk
Gegen Dunkelflauten - riesiges Kraftwerk geht nach 2 Jahren Verspätung in Betrieb Bildquelle: Ivo Lukacovic/Unsplash

Die neue EnBW-Netzstabilisierungsanlage „Marbach 4“ konnte endlich nach zwei Jahren Verspätung offiziell ihren Betrieb aufnehmen. Eingeschaltet ist die Gasturbine vorerst jedoch keineswegs. Denn sie ist nicht für den Dauerbetrieb gedacht, sondern soll dann zum Einsatz kommen, wenn dank Dunkelflauten die erneuerbaren Energien in Deutschland nicht mehr im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen. Anlagen wie diese sind zwingend notwendig, damit die Energiewende sowohl von günstigen nachhaltigen Energiequellen profitieren kann als auch die notwendige Versorgungssicherheit weiterhin gewahrt bleibt.

Zahlreiche Hürden hatten das riesige Kraftwerk ausgebremst

Fast viereinhalb Jahre musste EnBW auf die Inbetriebnahme der neuen Kraftwerksanlage warten. Die Bauarbeiten sahen sich vielen unfreiwilligen Verzögerungen ausgesetzt. Corona-Beschränkungen mit Werksschließungen, Lieferengpässe und ein leider defekt gelieferter Trafo waren nur einige Schwierigkeiten, die das 100-Millionen-Euro-Projekt ausbremsten. „Marbach 4“ ist nun perfekt gerüstet, um dem Stromnetz die notwendige Flexibilität in Dunkelflauten zu bescheren. Innerhalb von nur 30 Minuten kann man das Kraftwerk durch die EnBW in Betrieb nehmen. Dadurch kann es auch kurzfristig Strom ans Netz liefern, wenn die Netzbetreiber registrieren, dass nicht ausreichend Strom zur Verfügung steht.

Da sie dabei eine maximale Leistung von 940 Megawatt erreichen kann, lassen sich damit circa 470.000 bis 940.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die Anlage selbst kann laut Aussagen von EnBW dabei mindestens 38 Stunden im Dauerbetrieb gehalten werden und schaffe insgesamt bis zu 500 Stunden pro Jahr. „Die Anlage in Marbach kann zu einem der Helden der Energiewende und der Netzstabilität werden“, sagte Tobias Egeler, Leiter für Netzwirtschaft und Digitales bei Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW.

Großbatteriespeicher soll Anlage bis Ende 2025 ergänzen

Künftig möchte man in Marbach ebenso einen Großstromspeicher ansiedeln, dessen Kapazität 100 Megawattstunden betragen soll. Mit einer zusätzlichen Leistung von 100 Megawatt könnte er ebenfalls ein wichtiges Rad in der Energiewende werden. Denn es wäre der größte Stromspeicher im Erzeugungsbereich der EnBW. Er soll die vorhandene Infrastruktur des Ortes nutzen, die auch die bisherige Netzstabilisierungsanlage verwendet. Dadurch erhofft sich EnBW ein entsprechendes Zusammenspiel der Anlagen. Optional könnte auch ein Gaskraftwerk im Energie- und Technologiepark hinzugebaut werden. Die Pläne sind jedoch noch offen, da das Unternehmen zunächst abwarten will, ob eine geplante SEL-Gasleitung, die unweit des Parks verlaufen würde, tatsächlich dort gebaut wird. Der Großstromspeicher soll bis Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Ein finales Datum gibt es jedoch bisher nicht.

Anlagen wie „Marbach 4“ können einen wichtigen Betrag zur Netzstabilisierung und Versorgungssicherheit in Deutschland während der Dunkelflauten leisten. Sie ist eine von insgesamt vier Netzstabilitätsanlagen, die sich in Süddeutschland befinden. Die drei verbleibenden Anlagen befinden sich in Bayern in Irsching (Betreiber Uniper) und Leipheim (LEAG), sowie im hessischen Biblis (RWE). Jede von ihnen kann eine konstante Leistung von jeweils 300 Megawatt bereitstellen, die umgerechnet einer Leistung von etwa 60 größeren Windkrafträdern entspricht. Eine solche Anlage kann somit etwa 3,5 Prozent der Stromnachfrage im Land decken – alle gemeinsam somit bis zu 14 Prozent. Weitere Reservekraftwerke sowie Großstromspeicher werden daher notwendig sein, um Schwankungen langfristig stabil ausgleichen zu können, ohne zu große Abhängigkeit von EU-Nachbarstaaten.

Bildquellen

  • strom-kunden-erhalten-rueckerstattung-wieso-ein-anbieter-jetzt-die-stromrechnung-senkt: Pierre Jarry/ Unsplash
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