Anfang der Woche entdeckte der Nord-Stream Betreiber drei Gaslecks an den Ostsee-Pipelines. Ein weiteres, viertes Leck an den bereits beschädigten Ostsee-Pipelines kam nun dazu. „Es gibt zwei Lecks auf schwedischem Gebiet und zwei auf dänischem“, sagte ein Verantwortlicher der schwedischen Küstenwache. Sonntagnacht wurde in der nicht genutzten Pipeline Nord-Stream 2 ein rasanter Druckabfall festgestellt. Etwas später berichtete der Nord-Stream 1-Betreiber einen Druckabfall in beiden Gas-Röhren. Die dänischen Behörden fanden zuerst nur drei verschiedene Lecks an beiden Gaspipelines.
Sabotage, oder nicht? Ursache weiterhin unklar
Die Ursache ist bis auf Weiteres unklar, jedoch geht die EU und die Nato von Sabotage aus. Das Salzwasser der Ostsee könnte den beiden Nord-Stream-Pipelines allerdings nicht direkt schaden. „Das gilt allerdings nur, solange das Salzwasser in die Rohre gelangt“, sagte ein Sprecher des Stahlherstellers Salzgitter. Mit der Zeit könnten die Gaslecks an den Pipelines zu ernsthaften Schäden an wichtigen Ostseeverbindungen führen. Solange noch Erdgas durch die Pipelines fließt, wird dank des Unterdrucks kein Salzwasser in die Röhre eintreten. Sobald der Gashahn zugedreht wird und kein Gas mehr durchfließt, werden die Nord-Stream-Pipelines mit Wasser volllaufen.
Trotzdem kann eine Untersuchung in 80 Meter Tiefe erst in ein bis zwei Wochen stattfinden. Die dänischen Behörden schätzen derzeit, dass sich sehr viel Gas in den Röhren befindet. Deswegen muss an erster Stelle ein bis zwei Wochen gewartet werden, damit Ruhe in dem Gebiet einkehrt. Dennoch müssen die Rohre auf schnellsten Wege wieder funktionsbereit sein, denn sonst ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis diese nicht mehr zu retten sind.
FDP-Wirtschaftspolitiker fordert ein sofortiges Handeln
Der FDP-Bundestagsabgeordnete und Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben fordert eine sofortige Einrichtung des Krisenstabes. „Das Bundeskanzleramt muss sofort eine Taskforce ins Leben rufen unter Einbeziehung des Wirtschaftsministeriums, des Verteidigungsministeriums, des Auswärtigen Amtes, des Innenministeriums, des Ministeriums für Digitales und Verkehr sowie der Bundesnetzagentur. Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren“, sagte Wirtschaftspolitiker Houben dem Handelsblatt. „Kritische Infrastruktur in Nord- und Ostsee muss jetzt effektiv geschützt werden“. Dazu zählen nicht nur die Europipe und die Baltic-Pipe, sondern auch insbesondere das Telekommunikationskabel auf dem Meeresgrund.