Wer in Deutschland einen Handytarif anbietet, muss ihn auch im EU-Ausland anbieten - oder Roaming komplett unterbinden. Das hat der Regulierer jetzt einem Discounter deutlich gemacht, der nur ein bisschen Roaming anbieten wollte.
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Der ausschließlich per App buchbare Discounter freenet Funk hatte seinen Kunden erst vor kurzem ermöglicht, EU-Roaming zu nutzen. Allerdings: Nur 30 Tage pro Kalenderjahr, nur 1 GB Daten pro Nutzungstag und keine Anrufe und SMS. Diese Regelung hat die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde nun kassiert, wie die Kollegen von teltarif.de berichten.
Tatsächlich hat freenet Funk inzwischen neue Roaming-Konditionen veröffentlicht. Demnach kannst du ab sofort täglich 1 GB Daten per LTE übertragen, wenn du im Ausland bist. Diese Drosselung ist auch bei der deutlich als unlimitiert geltenden Flatrate in Ordnung, da eine Fair Use Regelung greift, die die EU Kommission genehmigt hat.
Zur bisher geltenden Begrenzung auf eine Nutzung von 30 Tagen im Jahr sagt die Bundesnetzagentur auf Anfrage der teltarif-Kollegen nach eingehender Prüfung: „Eine pauschale Begrenzung der Nutzung im Europäischen Wirtschaftsraum auf eine bestimmte Anzahl von Tagen (hier 30 Tage) sehen weder die Roaming-Verordnung noch die damit einhergehende Durchführungs-Verordnung zur Anwendung einer angemessenen Nutzungsgrenze vor“. Im Klartext heißt das: Das geht so nicht.
Einkaufspreis deutlich über Endkundenpreis
Für den Discounter bedeutet das, dass er die Nutzung der Daten an jedem Tag im Jahr zulassen muss. Dabei kostet dem Discounter zumindest gemäß regulierter Großhandelskonditionen 1 GB einen Betrag von 4,16 Euro. Seinen Kunden berechnet der Anbieter aber maximal 99 Cent. Kunden, die ihre SIM dauerhaft im Ausland nutzen, dürften so sehr schnell zu einem Verlustgeschäft werden. 2022 sinken die Kosten auf 3,57 Euro pro Gigabyte.
Telefonie bietet freenet funk im Ausland übrigens weiterhin nicht an. Auch der SMS-Versand und Empfang ist nicht möglich, so dass der Discounter nach wie vor im Ausland nur eingeschränkt nutzbar ist. Ob und wann sich das ändern wird, dazu gibt es keine Informationen.
Bis dahin gilt die beschriebene Regelung in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich und Zypern sowie im Europäischen Wirtschaftsraum (Island, Liechtenstein, Norwegen). In allen anderen Ländern bist du weiterhin komplett offline.