Die Free-TV-Welt wird kleiner. Mit Ende des Jahres 2023 stellten gleich zwei unverschlüsselte HD-Sender ihren Betrieb in Deutschland ein. Dabei hatten beide einst hohe Erwartungen an sich selbst und wollten die Medienwelt verändert. Nun aber ziehen die Eigentümer den Stecker. Nur einer der Sender wird einen unmittelbaren Nachfolger auf dem Sendeplatz bekommen.
Servus TV: Free-TV-Sender konzentriert sich auf Österreich
So hat der aus Österreich stammende Free-TV-Sender Servus TV seinen linearen Betrieb des deutschen Ablegers Ende des Jahres eingestellt. Servus TV will seinen Fokus in Deutschland auf die eigene Verbreitungsplattform Servus TV On setzen, also auf Streaming wechseln. Beim linearen TV will man sich wieder auf den österreichischen Heimatmarkt konzentrieren, wo der Sender auch weiterhin linear verbreitet werden soll.
Servus TV hatte erst zu Beginn dieses Jahres mit einer langen Vorabend-Livestrecke versucht, neues Publikum zu gewinnen. Die Zulieferung des von Nachrichten geprägten Formats erfolgte durch die Springer-Marke Welt. Der Sender kommt aus dem Imperium des inzwischen verstorbenen Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz. Der Sender ging 2009 aus Salzburg TV hervor und ist seit 2011 mit einem deutschen Ableger aktiv. Während der Sender in Österreich als der inzwischen größte Privatsender gilt, konnte man in Deutschland nie wirklich Fuß fassen.
Beliebt war er dennoch, da er immer wieder Sportrechte – etwa Eishockey – auch für den deutschen Markt erwarbt. Er machte allerdings auch immer wieder Schlagzeilen durch rechtspopulistische Positionen. Im Zuge der Coronapandemie war er Umfragen zufolge zudem bei Corona-Leugnern sehr beliebt. Empfangen konntest du den Free-TV-Sender noch bis Sonntag über die deutschen Kabelnetze, einigen IPTV-Anbietern, per Satellitenplattform Astra und über ServusTV On als Livestream. Ab sofort übernimmt der neue Sender DF1 den Kanal.
Bild TV: Silvester war Schluss
Auch ein deutscher TV-Sender hat die Segel gestrichen. Bild TV, ein TV-Sender der Springer-Gruppe, war einst unter dem inzwischen entlassenen Chefredakteur Julian Reichelt gestartet und ist jetzt am Ende. Schon mit dem Weggang Reichelts hatte Springer das TV-Projekt enorm zurückgefahren. Die einstigen Live-Strecken gibt es schon seit einem Jahr nicht mehr. Auch Talkshows wie „Viertel nach acht“ produzierte man schon seit Monaten nicht mehr. Bild TV zeigte zum Ende vor allem Dokus und Reportagen in Endlosschleife – und ein wenig Sport.
Ab 2024 konzentriere sich das Bewegtbildangebot von Bild auf die eigenen digitalen Plattformen von Bild. Damit geht der Sender dorthin zurück, woher er gekommen war. Die Idee von Bild TV war zahlreichen Livestreams auf der Bild-Webseite entsprungen.
Die Live-Spiele der Handball- sowie der Basketball-Liga in Kooperation mit DYN sowie der Fußball-Talk „Die Lage der Liga“ will Springer ab 2024 bei Welt TV zeigen. Der Nachrichtensender gehört ebenfalls zu Axel Springer. Auch die Dokus wird es weiterhin im TV zu sehen geben. Schon heute sind sie auf dem Springer-Kanal N24 Doku zu sehen oder auch auf Welt TV, wenn dort keine Nachrichtensendungen laufen.
Der Schritt, den Sender abzuschalten, ist auch insofern bemerkenswert, als Springer es mit dem Sender binnen kurzer Zeit zu einer hohen technischen Reichweite gebracht hat. Der Sender war in HD und unverschlüsselt per Satellit und nahezu allen Kabelnetzen zu empfangen. Die Landesmedienanstalten empfahlen zudem, den Sender bei vorprogrammierten Listen in Fernsehern oder TV-Streaming-Diensten auf Platz 25 einzupflegen. Das sollte bei neuen TV-Geräten zu einer guten Auffindbarkeit sorgen. Was künftig auf dem Sendeplatz zu sehen ist, ist noch unklar.