Ford kommt in Deutschland weiter nicht zur Ruhe. Landes-Chef Christian Weingärtner verliert seinen Posten und wird von Christoph Herr abgelöst. Weingärtner wechselt zu Ford Europa und soll dort die Transformation aller Geschäftsfelder leiten. Nun obliegt es wiederum Herr, dem bisherigen Chef für das Service- und Ersatzteilegeschäft, den Konzern in Deutschland aus einer Transformationsphase in eine erfolgreichere Zukunft zu führen. Leicht wird es unter den gegebenen Voraussetzungen nicht.
Ford Explorer und Ford Capri noch weit von einem Erfolg entfernt
Ende vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass im Ford-Werk in Köln Kurzarbeit eingeführt wird. Grund: Die recht hochpreisigen vollelektrischen Modelle des Ford Explorer (Test) und des Ford Capri verkaufen sich viel schlechter als erwartet. Wie schlecht? Dazu gab es zunächst keine Angaben. Man kann sich aber einen Eindruck über die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) verschaffen. Demnach wurden vom Explorer Electric im Dezember nur 409 Modelle neu zugelassen. Beim Capri waren es gar nur 288 Einheiten. Allerdings wird dieses Auto auch erst in den kommenden Wochen offiziell zu den Händlern kommen. Fraglich ist dennoch, ob Ford mit seinen E-Autos in ähnliche Sphären vorstoßen kann wie Tesla mit einem Model Y (3.239 Neuzulassungen im Dezember) oder Skoda mit dem Kassenschlager Enyaq (2.282).
Ohnehin: Die Zukunft des Ford-Werks in Köln wird in den kommenden Monaten vom US-amerikanischen Management des Konzerns stark unter Beobachtung stehen. Droht ein ähnliches Schicksal wie in Saarlouis, wo die Fahrzeugproduktion Ende 2025 ausläuft? Laut eines Berichts der Automobilwoche ist der Absatz des Explorer aktuell so überschaubar, dass derzeit keine kostendeckende Produktion stattfindet. Statt einer notwendigen Auslastung von wenigstens 80 Prozent liege die Werkauslastung in Köln laut Informationen aus dem Unternehmensumfeld derzeit bei unter 20 Prozent.
Marktanteile wandern zu anderen Herstellern
In Summe weist das KBA für das Kalenderjahr 2024 übrigens 99.554 Pkw-Neuzulassungen für Ford aus. Ein Einbruch um fast 15 Prozent gegenüber 2023. Damit erreichte der Hersteller in Deutschland nur noch einen Marktanteil von 3,5 Prozent. Erfolgreichste Modelle waren der Ford Focus (21.896 Neuzulassungen), der Ford Kuga (21.382) und der Ford Puma (18.383). Letztgenannter wurde jüngst auch als E-Auto vorgestellt; erhältlich für mindestens 36.900 Euro. Auch diesen Preispunkt bewerten viele Autoexperten als zu hoch angesetzt, um nachhaltig erfolgreich werden zu können.
Was fehlt? Ein E-Auto für rund 25.000 Euro. Anders als bei Opel, wo ein technologisch stark abgespeckter Opel Frontera Electric (Test) Schlagzeilen macht, zeichnet sich bei Ford am Horizont kein Modell ab, das in diese Lücke vorstoßen könnte. Und erschwingliche E-Autos wie der Hyundai Inster oder der Kia EV3 werden die Lage für Ford nicht gerade verbessern. Auch Renault läuft sich mit dem R5 und dem R4 bereits warm, um weitere Marktanteile zu gewinnen. Ein Elektro-Fiesta wäre eine Lösung. Absehbar ist ein solcher Kleinwagen momentan aber nicht.