Wie die aktuelle VATM-Marktstudie ergeben hat, werden die Deutschen im Jahr 2020 wohl nur 235 Millionen Minuten pro Tag im Festnetz telefonieren. Das ist ein historischer Tiefststand. 2011 lag dieser Wert noch bei 501 Millionen Minuten pro Tag. Im Vorjahr waren es 24 Millionen Minuten pro Tag mehr als 2020. Erstaunlich ist die Entwicklung vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass viele Büro-Gespräche vor allem im Frühjahr Corona-bedingt aus dem Home-Office stattgefunden haben.
Festnetz verliert gegen Handy
Doch statt das eigene Festnetz zu nutzen, haben die Mitarbeiter im Home-Office offenbar lieber zum Handy gegriffen oder Internet-Dienste genutzt. Denn dort stiegen die Minuten weiter an. So wird man am Jahresende im Schnitt 361 Millionen Minuten pro Tag in den Handynetzen gezählt haben. Das sind 16 Millionen mehr als im Vorjahr. Dazu beigetragen haben dürfte auch die hohe Verbreitung von Handy-Flatrates und die Tatsache, dass man das Handy in aller Regel griffbereit hat während das Festnetztelefon auf dem Flur oder im Wohnzimmer steht.
Internet-Dienste wie Skype, WhatsApp, Facetime und mehr wurden den Schätzungen zufolge 213 Millionen Minuten pro Tag genutzt – 18 Millionen Minuten pro Tag mehr als im Vorjahr.
Erstmal wieder mehr Telefonate
Unterm Strich bleibt eine Mehrnutzung aller Netze gegenüber dem Vorjahr von 10 Millionen Minuten. Zuletzt stiegen die Zahlen 2017, damals vor allem getrieben durch die Internet-Dienste. In diesem Jahr hingegen dürfte es der gestiegene Kommunikationsbedarf durch Corona sein.
Wermutstropfen für die Anbieter: Auf die erwirtschafteten Umsätze wirkt sich das kaum aus. Gerade einmal 200 Millionen Euro mehr erwirtschaften die Telekom, die Alternativanbieter und die Kabelanbieter im Gesamtjahr mehr als im Vorjahr. Insgesamt dürfte der Umsatz im Festnetz in diesem Jahr bei 30,6 Milliarden Euro liegen.
Zur Wahrheit des Festnetzes gehört aber auch: Die Anbieter benutzen die Leitungen auch für das Internet. Und auch, wenn die Nutzer Festnetzleitungen Jahr für Jahr weniger für die Telefonie brauchen, so sind sie doch enorm wichtig für das Internet. Hier wächst die Nachfrage auch weiter an. Binnen Jahresfrist wurden 1 Million neue Breitbandleitungen geschaltet.