Festnetz & Mobilfunk: Vodafone will Tarife streichen

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Marcel de Groot, seit April 2024 Chef von Vodafone Deutschland, hat große Pläne, um das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. In einem Interview mit dem Handelsblatt kündigte er jetzt eine radikale Vereinfachung der Tarife an.
Vodafone-Shop in Dresden
Vodafone-Shop in DresdenBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

De Groot hat nach eigenem Bekunden erkannt, dass die Vielzahl an Tarifen bei Vodafone für Verwirrung sorgt. Deswegen will er kräftig aufräumen. Im Gespräch mit dem Handelsblatt sagte er, man werde in den nächsten Wochen und Monaten an mehreren Stellschrauben im Unternehmen drehen. „Zeitgleich werden wir unsere Tarife deutlich einfacher gestalten.“, so de Groot. Künftig solle es nach Leistung und Bedarf gehen, unabhängig von der Technologie. „Dem Kunden ist es egal, ob er DSL, Kabel oder Glasfaser hat. Wichtig ist, dass wir zuverlässig die Leistung liefern, die er braucht.“ Wie das konkret aussieht, verriet er noch nicht. Einen ähnlichen Ansatz hatte bereits O2 vor einigen Jahren im Festnetz unternommen, musste aber feststellen, dass es allein schon technisch unmöglich ist, identische Tarife für Kabel, DSL und Glasfaser anzubieten. Der Grund: Die Datenraten sind je nach Technologie sehr unterschiedlich.

Vodafone Festnetz: Kaum noch Probleme

Auch beim Netz hat de Groot einiges vor. In der Vergangenheit hatte Vodafone mit Problemen im Festnetz zu kämpfen, was viele Kunden verärgerte. Vor allem das Kabelnetz war ein Problem, da es vor allem während der Corona-Pandemie je nach Region zu Überlastungen kam. Doch laut de Groot seien diese Zeiten vorbei. Das Kabelnetz sei besser als je zuvor und die Zahl der Kundenbeschwerden sei in diesem Jahr deutlich gesunken. Ähnlich äußerte sich auch vor einigen Monaten schon der kommissarische Privatkundenchef von Vodafone Marc Albers im Gespräch mit inside digital.

Zudem will Vodafone den Glasfaserausbau beschleunigen und hat hierfür Partnerschaften mit anderen Anbietern wie der Deutschen Telekom geschlossen. In Partnerschaft mit OXG baut man auch selbst Glasfaser bis zum Haushalt aus. Das Ziel: das größte Glasfasernetz Deutschlands anzubieten. „Dank unseres Kabelnetzes sind wir jetzt schon der größte Anbieter von Gigabit-Internet in Deutschland“, sagte de Groot. Allerdings krankt es hier noch am Upstream, der in den meisten Regionen auf 50 Mbit/s begrenzt ist. Nur in wenigen Gebieten gibt es bereits 400 Mbit/s.

Doch nicht nur die Infrastruktur soll gestärkt werden. Auch der Kundenservice steht im Fokus: Wenn du ein Problem hast, sollst du in Zukunft nur noch einmal anrufen müssen, um eine Lösung zu erhalten. Diese Maßnahme könnte den Frust über lange Wartezeiten und mehrfache Anrufe deutlich reduzieren. „Vodafone soll bis 2027 zum kundenfreundlichsten und einfachsten Telekommunikationsanbieter Deutschlands werden“, so de Groot. Allerdings: Messen lassen muss sich Vodafone an seinen Taten, nicht an seinen Absichten.

Netzüberlastung durch 1&1?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit mit 1&1, die Vodafones Netz künftig nutzen werden. Trotz Bedenken, dass dies zu einer Konkurrenzsituation führen könnte, sieht de Groot darin vor allem eine Chance, das Netz besser auszulasten und wirtschaftlich zu profitieren. Kunden befürchten allerdings auch, dass die zwölf Millionen neuen Mobilfunkkunden das Vodafone-Netz überfordern könnten. Der Deutschland-Chef sieht das entspannt. „Unser Mobilfunknetz ist stark. Wir haben 5G deutlich schneller als alle Vorgänger-Technologien in die Fläche gebracht“, so der Manager. Man erhöhe stetig die Leistung an den Funkstationen, „damit viele Kunden zeitgleich schnell in unserem Netz surfen können“.

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