Fernwärme-Kostenfalle ade? Preis soll transparenter werden

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Die Fernwärme stößt in Deutschland schon seit Langem auf starke Kritik. Grund dafür ist vor allem die riskante Monopolstellung von Anbietern und deren undurchsichtige Preise. Die Bundesregierung will Anbieter nun zu mehr Transparenz verpflichten, doch Verbraucherschützer genügt das nicht.
Fernwärme-Kostenfalle ade - Preis soll transparenter werden
Fernwärme-Kostenfalle ade - Preis soll transparenter werdenBildquelle: Shutterstock

Kaum eine Energieversorgung muss sich so viel Kritik stellen wie Fernwärme in Deutschland. Die Preisunterschiede in der Versorgung sind absurd hoch, teilweise finden sich Abweichungen von mehreren hundert Prozent – oder über 1.000 Euro. Dabei sind Fernwärmekunden umso abhängiger von ihren Versorgern. Im Gegensatz zu anderen Gasanbietern, bei denen mehrere einen Kundenkreis beliefern, lohnt sich bei Fernwärme kein Konkurrenzkampf. Nur wenn die Versorgung flächendeckend erfolgt, ist das Modell für Anbieter überhaupt lukrativ. Leider führt dies auch dazu, dass Kunden damit an einen Anbieter gebunden sind, der mit seiner Preisgestaltung alles in Händen hält.

Kunden sind Fernwärme-Monopol ausgeliefert

Überall in Deutschland protestieren Menschen über teure Nachzahlungen bei Fernwärmeanbietern. Die Preisgestaltung in der Fernwärme ist so undurchsichtig wie in keinem anderen Bereich der Energieversorgung. Mittlerweile hat selbst das Bundeskartellamt mehrere Verfahren gegen Stadtwerke und Fernwärmeversorger eröffnet. Sie stehen im Verdacht, missbräuchlich überhöhte Preissteigerungen vorgenommen zu haben. „Es wirft zum Beispiel Fragen auf, wenn ein Unternehmen den Fernwärmepreis an die Entwicklung des Gaspreises angepasst hat, obwohl tatsächlich auch andere günstigere Alternativen für die Wärmeerzeugung verwendet wurden“, so erklärt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts gegenüber der Tagesschau.

Üblicherweise würde das Bundeskartellamt nicht aktiv, wenn es um Preiserhöhungen bei Energieversorgung geht. Bei Fernwärmeversorgern liegen jedoch besondere Umstände zugrunde. Durch die Monopolstellung der Unternehmen können Kunden sich nicht einfach mit einem Wechsel gegen hohe Preise wehren. Sie sind den Preisen des Versorgers damit ausgeliefert – und nicht selten kann dieser Umstand zu höheren Preisen für die Gewinnmaximierung verleiten.

Die Bundesregierung will die Fernwärme-Kostenfalle für Kunden beenden. Als erster Schritt sollen Fernwärmeanbieter darum zu einer größeren Kostentransparenz gezwungen werden. Die Versorger sollen etwa Musterrechnungen im Internet veröffentlichen. Ebenso müssen Preisänderungsklauseln in Verträgen mit den Anbietern „konkretisiert“ werden. Dadurch hofft man, dass Preisanpassungen transparenter für Kunden ausfallen und sich die Kostenentwicklung tatsächlich an eingesetzte Energieträger bindet. So könnte ein Unternehmen nicht die Mehrkosten für Gas auf die gesamte, erzeugte Fernwärme ansetzen, die zum Teil auch aus anderen Quellen stammt. Dass Energieversorger bei höheren Einkaufspreisen für Heizmedien diese an ihre Kunden weitergeben müssen, kann nicht vermieden werden. Allein um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, darf ein Fernwärmeversorger nicht insolvent werden. Dabei sollte jedoch nur der tatsächliche Mehraufwand an Kunden übertragen werden. Ein zusätzlicher Gewinn in Krisenzeiten darf weder das Ziel noch eine geduldete Tat in der Energieversorgung darstellen.

Opposition und Verbraucherschützer äußern Kritik am Entwurf

Aus Sicht der CDU kommt der Entwurf der Ampel-Regierung bereits zu spät. Zusätzlich mahnt man, dass sich der Entwurf nicht als ein weiteres „Bürokratiemonster“ entpuppen dürfe, damit nicht eine weitere Technologie unter den Folgen leidet. Damit spielt die Opposition offensichtlich auf die negativen Folgen für die Absätze im Wärmepumpen-Markt an, die unter all den Unsicherheiten bezüglich des Heizungsgesetzes stark litten. Noch heute sind die Nachwirkungen in der Heizungsbranche deutlich zu spüren. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen ist mit dem aktuellen Entwurf bislang nicht zufrieden. Als größten Kritikpunkt führt man die nicht enthaltende Preisaufsicht an. „Der Fernwärmemarkt stellt im Energiesektor das stärkste Monopol dar. Dennoch fehlt eine zentrale Preisaufsicht bei einer Bundesbehörde“, so erklären die Verbraucherschützer.

Tatsächlich könnte eine Preisaufsicht durch eine Bundesbehörde hier wohl den größten Nutzen erzielen. Wenngleich es ein trauriges Zeugnis des entschwundenen Verbrauchervertrauens ist, dass eine solche Institution überhaupt notwendig ist. Wäre eine zentrale Stelle dafür zuständig, die Rechtmäßigkeit solcher Preiserhöhungen zu prüfen, könnte schneller zugunsten von Verbrauchern reagiert werden. Dort, wo Verbraucher keine Alternative nutzen können, tritt förmlich eine Grundversorgung der Bevölkerung ein. Diese sollte nicht zu endlos hohen Gewinnen durch einzelne Unternehmen erfolgen, sondern eine kontinuierlich sichergestellte Versorgung sowie ein lukratives Geschäft vereinen. Wenn Unternehmen selbst nicht imstande sind, die notwendige Grenze sinngemäß zu setzen, bleibt nur eine unparteiische Dritte als Kontrollinstanz zu nutzen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Zitat: „Kunden sind Fernwärme-Monopol ausgeliefert“.
    Aus diesem Grund darf Fernwärme nicht privatisiert werden.
    Solange es kein freier Wettbewerb in der Sache gibt, muss Fernwärme in der Staatshand bleiben.
    So einfach ist das.

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