Experten sind sich einig: Diese Sache muss sich für PV-Anlagen grundlegend ändern

4 Min. Lesezeit in Pocket speichern
Das anhaltende Interesse an PV-Anlagen lockt leider nicht nur seriöse, sondern auch unseriöse Anbieter auf den Plan. Schon länger forderten Experten daher eine bestimmte Änderung für PV-Anlagen, um Verbraucher zu schützen. Jetzt gibt es erste Schritte, die für die Qualitätssicherung sorgen sollen.
PV-Anlage bei der Dachmontage

Experten sind sich einig - diese Sache muss sich für PV-Anlagen grundlegend ändern

Bisher herrschte, was die Installation von PV-Anlagen betrifft, eine regelrechte Wildwest-Regelung. Theoretisch konnte jedes Unternehmen die Montage der Anlagen auf Dächern anbieten, eine explizite Ausbildung war dafür nicht erforderlich. Das ermöglichte leider auch weniger seriösen Firmen einen Fuß in die Branche zu bekommen und Kunden für sich zu gewinnen. Für Verbraucher ist es schwierig, die Expertise eines Unternehmens auf den ersten Blick mit Sicherheit zu beurteilen. In einem unserer jüngsten Artikel haben wir daher Warnsignale unseriöser PV-Anbieter für dich aufgelistet und auf Merkmale seriöser Anbieter hingewiesen. Nun hat sich die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sowie der Deutsche Handwerkskammertag (DHTK) eingeschaltet und einen Abgrenzungsleitfaden für PV-Installationen veröffentlicht. Obwohl diese Maßnahme grundsätzlich zur Qualitätssicherung zu begrüßen ist, stößt das Unterfangen auch auf einige Kritikpunkte.

Qualitätssicherung für PV-Anlagen ist zwingend erforderlich

Der zweite Boom der Solarbranche sorgte Anfang 2022 dafür, dass sich zahlreiche Anbieter auf dem Markt in Deutschland einfanden. Bedauerlicherweise finden sich darunter auch genügend Fälle, die sich ohne eine fundierte Ausbildung als Handwerker ausgeben. Bei vielen dieser „Hobby-Solarmonteure“ ist das notwendige Fachwissen nicht gesichert. Eine Einschränkung der Berufsbezeichnung gab es bisher jedoch nicht, sodass sich jeder als Solarinstallateur bezeichnen konnte. In der Praxis können Installationen von solchen Betrieben zu hohen Schäden für die Kunden führen. Dabei werden die größten Probleme häufig nicht kurz nach der Installation sichtbar, sondern erst einige Jahre danach. Häufige Schwierigkeiten, die bei mangelnder Expertise auftreten, sind undichte Dächer oder fehlerhafte Verkabelungen.

Die Billiganbieter sind häufig längst von der Bildfläche verschwunden, bis die echten Schäden bei ihren Kunden aufgetreten sind. So bleiben Geschädigte häufig auf den Kosten sitzen. Umgekehrt erhöhen diese unseriösen Anbieter den Preisdruck auf seriöse Unternehmen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Fachexpertisen werden vom Markt gedrängt, Qualität durch Quantität ersetzt. An genau dieser Stelle soll daher nun offiziell interveniert werden.

PV-Montagen sollten nur von Experten durchgeführt werden um Schäden zu vermeiden

Abgrenzungsleitfaden für PV-Installationen bereitgestellt

Eine Form der Qualitätssicherung für PV-Anlagen forderten Experten und Fachbetriebe bereits seit Längerem. Dementsprechend begrüßt der Bundesverband Deutscher Solarhandwerker (BDSH) grundsätzlich den Vorstoß durch den Leitfaden. Allerdings ordnet die derzeitige Fassung die Dachmontage von PV-Anlagen rein dem Dachdeckerhandwerk zu. Eine nachhaltige Qualitätssicherung für PV-Installationen kann sich so nicht erzielen lassen. Vielmehr könnte die einseitige Festlegung sogar spezialisierte Solarhandwerker ins Abseits drängen und zu weiterer bürokratischer Verunsicherung unter der Bevölkerung führen.  Eine bessere Lösung wäre vielmehr, Richtlinien sowie eine eigenständige Ausbildung für Solarhandwerker zu schaffen. Die Installation von Solaranlagen vereint mehrere Gewerke. Nicht nur die Montage auf einem Dach ist dabei zu berücksichtigen, sondern ebenso elektrische Kenntnisse, die für den korrekten Anschluss der Anlage unerlässlich sind. 

Der Bundesverband Deutscher Solarhandwerker (BDSH) fordert daher ein Umdenken. Anstatt die einzelnen Teilaspekte den bereits bestehenden Gewerken zuzuordnen, wäre eine umfassende Berufsausbildung für Solarinstallateure die sinnvollere Lösung. Dadurch würde nicht nur die Qualitätssicherung für PV-Interessenten sichergestellt, indem künftige Installationsbetriebe das notwendige Fachpersonal vorweisen müssen. Auch die Branche würde davon profitieren, indem sich der Fachkräftemangel langfristig besser ausgleichen ließe. Mit der aktuellen Fassung des Leitfadens bleiben diese Punkte unberücksichtigt.

Unklar ist zudem, welche Auswirkungen die neuen Regelungen auf die Zusammensetzung heutiger Montageteams haben werden. Weder ist bereits sicher, ob eine Art Bestandsschutz für zuvor bestehende Unternehmen greifen wird, noch welche Übergangsfristen oder rechtliche Verpflichtungen für PV-Installationsbetriebe entstehen. Folglich ist der Vorstoß zwar wünschenswert, schafft jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr Sicherheit für PV-Interessenten. Ein gemeinsamer Austausch der Handwerksbetriebe und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DHIK) könnte diese Unsicherheiten bereinigen und eine tatsächliche Qualitätssicherung für PV-Anlagen schaffen.

Keine Kommentare

[-AMP Version-]