Seit März 2022 ist das Unternehmen Senec in den Fokus bei Bränden unter Stromspeichern geraten. Mittlerweile hat die Firma ein umfangreiches Tauschangebot für die eigenen Kunden gestartet, um defekte Batteriezellen zu ersetzen. Solche Schlagzeilen schüren jedoch Unsicherheit unter Stromspeicher-Interessenten. Wie groß ist das Risiko für einen Brand tatsächlich? Wie kann man sich am effektivsten davor schützen? Wir haben mit Peter Knuth, Mitgründer von Enerix, einer der größten Solaranlagen-Installationsketten in Deutschland über die Gefahren durch Stromspeicher gesprochen.
Welche Warnzeichen deuten auf eine potenzielle Brandgefahr hin?
Solarstromspeicher gelten im Allgemeinen als sicher und stellen bei korrekter Installation und Wartung keine Brandgefahr dar. Statistisch betrachtet kommt es nur äußerst selten zu Bränden. Das Fraunhofer-Institut liefert dazu konkretere Zahlen. Stromspeicher brennen lediglich in 0,00077 Prozent aller Fälle. Das heißt, dass nur 7 bis 8 unter 1.000.000 Stromspeicher ein Brandereignis erleben. Die meisten Warnhinweise lassen sich dabei frühzeitig erkennen, noch bevor sie zu ernsthaften Problemen führen.
„Mechanische Schäden wie Dellen oder Risse sind klare Warnzeichen“, erklärt Peter Knuth. Derartige Schäden am Akku oder an der Speicherstruktur selbst – wie etwa durch ein Umkippen oder das Herausrutschen aus der Wandhalterung – sollte man ernst nehmen. „Vorsicht ist geboten, wenn der Akku auffällig warm wird oder sich in einer Umgebung mit hohen Temperaturen oder starken Temperaturschwankungen befindet“, erläutert Knuth weiter. Auch die Lebensdauer des Akkus spielt eine Rolle: Wenn dieser über das empfohlene Nutzungsende hinaus verwendet wird, steigt das Risiko einer Überhitzung. Tritt eines oder mehrere dieser Anzeichen auf, sollte der Speicher umgehend von einem Experten geprüft und gegebenenfalls repariert oder ausgetauscht werden, um Risiken vorzubeugen.
Was sind die Hauptursachen für Brände bei Solarstromspeichern?
Die meisten Brände bei Solarstromspeichern lassen sich auf wenige mögliche Hauptursachen zurückführen. Zum einen sind fehlerhafte Installationen ein erhebliches Risiko. Peter Knuth weiß: „Wenn der Speicher unsachgemäß installiert wurde, können sich Kabel überhitzen oder es kann zu Lichtbögen und Kurzschlüssen kommen.“ Es ist somit besonders wichtig, qualifiziertes Personal für die Installation zu beauftragen. Außerdem gilt es, die Qualität der verwendeten Komponenten zu beachten. „Minderwertige Bauteile aus unbekannten Quellen erhöhen das Brandrisiko. Man sollte daher in zertifizierte, hochwertige Speicher investieren“, fasst Knuth zusammen. Aber auch äußere Einflüsse wie Blitzschläge oder technische Defekte in der Elektroinstallation des Gebäudes können Brände auslösen. „Hier hilft übrigens der rechtlich verpflichtende Überspannungsschutz als Vorsorge“, empfiehlt der Experte. Überlastung und die natürliche Alterung der Batterie sind weitere Ursachen, können aber durch regelmäßige Wartung und Überprüfung des Speichers nach den neuesten Sicherheitsstandards vorgebeugt werden.
Wie kann ich das Brandrisiko meines Solarstromspeichers minimieren?
Um das Brandrisiko zu minimieren, sollte direkt beim Kauf auf einen qualitativ hochwertigen und zertifizierten Stromspeicher geachtet werden. Zusätzlich ist der richtige Standort des Speichers essenziell. Peter Knuth betont: „Der Speicher muss in einem gut belüfteten, trockenen Raum installiert werden, idealerweise bei Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad Celsius.“ Orte wie Wohn- oder Schlafräume sind jedoch ungeeignet. „Der Speicher entwickelt im Betrieb Wärme und im seltenen Fall von Störungen könnten auch Gase freigesetzt werden.“ Der Speicher muss zudem ausreichend Abstand zu brennbaren Materialien wie Holz oder Papier halten, um im unwahrscheinlichen Fall einer Überhitzung kein Brandrisiko zu schaffen. „Feuchte Kellerräume oder Außenbereiche sind ebenfalls tabu, da Feuchtigkeit Kurzschlüsse und Korrosion begünstigen kann“, ergänzt Knuth. Eine regelmäßige Wartung und Rauchmelder in der Nähe erhöhen zusätzlich die Sicherheit.
Was muss ich im Ernstfall bei einem Stromspeicherbrand tun?
Sollte der unwahrscheinliche Fall doch einmal eintreten und der Photovoltaik-Heimspeicher tatsächlich in Brand gerät, ist überlegtes Handeln entscheidend. Als Erstes gilt es, die Feuerwehr zu alarmieren. Dabei ist unbedingt anzugeben, dass es sich um einen Solarspeicherbrand handelt. „Die Einsatzkräfte müssen eventuell spezielle Maßnahmen ergreifen“, rät Peter Knuth. Wenn es, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, möglich ist, sollte man den Feuerwehrschutzschalter oder Sperrschalter vor Verlassen des Gebäudes drücken, um den Stromfluss zu unterbrechen. „Danach sollte man sich umgehend in Sicherheit bringen“, warnt Knuth.
Wie bei jedem Brand gilt außerdem: Falls ohne Gefahr möglich, ist es ratsam, Türen und Fenster zu schließen, um die Rauchentwicklung zu verlangsamen und dem Feuer Sauerstoff zu entziehen. „Man sollte auf keinen Fall versuchen, den Brand selbst zu löschen. Solarspeicherbrände, insbesondere von Lithium-Ionen-Batterien, benötigen spezielle Löschmittel und bergen die Gefahr giftiger Gase und explosionsartiger Entzündungen“, ermahnt Knuth. Sobald die Feuerwehr den Brand gelöscht hat und man das Gebäude wieder betreten kann, sollte man die Versicherung kontaktieren und den Speicher von einem Fachmann überprüfen lassen. „Bei jeglicher Art von Zwischenfällen ist es unbedingt erforderlich, dass der Speicher von einem Experten untersucht wird, bevor er frühzeitig in Betrieb genommen wird“, ergänzt der Experte.
Wie versichere ich meinen Solarstromspeicher richtig?
Um einen Solarstromspeicher optimal zu versichern, empfiehlt Peter Knuth eine spezielle Photovoltaikversicherung oder einen Zusatzbaustein in der bestehenden Wohngebäudeversicherung. „Eine gute Versicherung sollte Schäden durch Feuer, Überspannung, Kurzschluss und Überstrom, aber auch Naturereignisse wie Sturm, Hagel und Schneedruck abdecken“, erklärt der Experte. Solche Policen bieten auch Schutz vor Risiken wie Explosionen, Diebstahl und höherer Gewalt. Die Stiftung Warentest hat einige PV-Versicherungen getestet, um die besten Policen für PV-Besitzer zu bestimmen.