Die Beendung des jahrelangen Streits zwischen Israel und dem Libanon ist von großer energie- und regionalpolitischer Bedeutung. Nun will Israel zur Eindämmung der Energiekrise in Europa unterstützen. Mit Hoffnung kann der Libanon durch seine chronische Finanzkrise die Abhängigkeit vom Teheran reduzieren. „Das Gas, das Israel bereits heute aus seinen beiden Feldern Tamar und Leviathan fördert, könnte mittelfristig zehn bis 15 Prozent des Gases ersetzen, das die EU aus Russland importiert hat“, sagte Gina Cohen, israelische Erdgasberaterin, laut dem Handelsblatt.
Hoffnung auf Milliardengeschäfte
Zurzeit liefert Israel sechs bis sieben Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr an Ägypten. Davon wird ein Teil in verflüssigtes Gas von ägyptischen LNG-Terminals umgeändert und dann global weiter verkauft. In den kommenden Jahren will der Staat seine Gasproduktion auf 40 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bringen. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine importierte Europa rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland. Das entspricht etwa 40 Prozent des europäischen Gesamtverbrauchs. Bis 2023 plant die Europäische Union nach der Kairoer Einigung 10 Milliarden Kubikmeter Gas ein.
„Dieses historische Abkommen wird Israels Sicherheit stärken und Milliarden in die israelische Wirtschaft spülen“, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) Jair Lapid. Am Mittwoch, 12. Oktober 2022 versammelt sich das israelische Sicherheitskabinett, um über das Abkommen zu beraten. Anschließend wird sich dann das gesamte Kabinett versammeln und die Einwilligung der Regierung holen, bevor das Abkommen dem Parlament präsentiert wird. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine brach die Energiekrise aus. Israel hatte dann zugesagt, mehr Gas nach Europa zu liefern. Im Libanon hat die Landeswährung seit 2019 einen stark spürbaren Wertverlust, seit dem nimmt die Arbeitslosigkeit und Armut rasant zu. Somit hofft der Staat, dass die Gasförderung der Wirtschaftskrise des Landes helfen wird. Derzeit beliefert Israel seinen östlichen Nachbarstaat Jordanien mit Gas.
Doch keine Einigung zwischen beiden Ländern
Der israelische Regierungschef nannte die Einigung „historisch“, auch ein Mitglied der libanesischen Verhandlungsgruppe, Elias Bou Saab, fand das Abkommen zufriedenstellend. Somit sollten beide Länder einen Zugang zu den Gasfeldern im östlichen Mittelmeer bekommen. Das Karische-Gasfeld liegt an der Meeresgrenze, das Israel und der Libanon ausschließlich als Wirtschaftszone nutzen. Vor dem Abkommen beider Länder bezeichnet die Terrororganisation „Hisbollah“ sie als „rote Linie“, sofern Israel von dort aus Gas befördern würde, wie die Tagesschau berichtet.