Energieversorger kündigen Heizkunden Stilllegung von Gasnetzen an

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Erste Energieversorger kündigen ihren Heizkunden bereits die Stilllegung von Gasnetzen an. Darunter zählen unter anderem die Stadtwerke Augsburg, die ein Ende der Erdgasversorgung bereits in zehn Jahren geplant haben. Haushalte werden bis dahin auf Heizalternativen umsteigen müssen.
Energieversorger kündigen Heizkunden Stilllegung von Gasnetzen an
Energieversorger kündigen Heizkunden Stilllegung von Gasnetzen an Bildquelle: Image by ri from Pixabay

Die Umstrukturierung des Heizens in Deutschland bringt eine Negativschlagzeile nach der nächsten hervor. Alles begann mit den Plänen für das Heizungsgesetz, mit dem alte und fossile Methoden aus Deutschland Gebäuden in Etappen verbannt werden sollen. Zwar hätten Haushalte nach der letztlich finalen Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) Zeit bis zu 2045, um sich von ihrer Gasheizung zu trennen. Für viele könnte ein Warten bis zum letzten Stichtag jedoch nicht länger infrage kommen. Besonders ärgerlich ist die geplante Stilllegung von Gasnetzen für Kunden, die erst kürzlich in eine neue Gasheizung investierten.

Stilllegung von Gasnetzen in ersten Regionen angekündigt

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will sich von den teuren Gasnetzen in Deutschland verabschieden. Als Hauptgrund dafür führt der Minister an, dass Wasserstoff als Rohstoff nicht in der benötigten Menge zur Verfügung stehen wird, um Gasheizungen flächendeckend zu betreiben. Zuvor hatten Experten bereits häufig Warnungen wegen des voraussichtlich teuren grünen Wasserstoff ausgesprochen. Zudem eignet sich Wasserstoff dank der vergleichsweise schlechten Wirkungsgrade nur begrenzt zum Heizen. Für einen flächendeckenden Einsatz in Deutschlands Heizsystemen würden große Mengen an Wasserstoff benötigt. Heutzutage heizen jedoch noch rund 50 Prozent der deutschen Haushalte mit Gas. Zukünftig sollen es weniger als 20 Prozent werden, die ihren Verbrauch mit Gas abdecken. Für viele Regionen soll das Aus der Gasbelieferung darum innerhalb der nächsten 20 Jahre erfolgen.

Die Stadtwerke Augsburg peilen mit ihrer Frist von rund 10 Jahren sogar einen früheren Umstieg an. Wie Ulrich Längle, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Augsburg, dem Handelsblatt berichtet, nehmen 80 Prozent der Kunden die Ankündigung bisher gut auf. Unter den verbleibenden 20 Prozent befinden sich jedoch Menschen, die erst kürzlich in eine neue Gasheizung investiert haben. Sie „lassen sich nicht so leicht überzeugen, in zehn Jahren zu wechseln“ erklärt er der Zeitung. Der Rückbau der Gasnetze wird gewiss noch in vielen Regionen in Deutschland zu Konflikten führen. Bevor sich die Stadtwerke in Augsburg entschlossen, ihre Kunden über die Abschaltung zu informieren, ließen sie sich rechtlich beraten. Ein Ende der Gasversorgung soll nicht erfolgen, ohne eine alternative Wärmeversorgung für die Bevölkerung bereitzustellen. Auch die zeitliche Komponente wurde berücksichtigt, um den Haushalten ausreichend Vorlauf für den Umstieg auf ein anderes Heizsystem zu gewähren.

Weitere Netzbetreiber prüfen Gasnetze

Neben Augsburg prüfen weitere Energieversorger ihre Gasnetzinfrastruktur, um bereits abzuschätzen, welche Teile der Leitungsinfrastruktur bald nicht mehr benötigt würden. Zukünftig sollen Gaskunden keine weiteren Netzanschlüsse mehr erhalten. Im EU-Gas-und-H2-Binnenmarktpaket war das von Anfang an so einkalkuliert, um die Klimaneutralität europaweit erreichen zu können. Neben den möglichen hohen Kosten für Gasheizungen sollten Verbraucher jetzt genau abwägen, ob der Neukauf der alten Heizsysteme eine zukunftsträchtige Entscheidung darstellt. Wer sich jetzt für eine Gasheizung entscheidet, dem könnte es gehen, wie 20 Prozent der Kunden der Stadtwerke Augsburg. Auch sie könnte bald ein Brief des Energieversorgers erreichen, der eine Stilllegung der Gasnetze in der eigenen Region ankündigt.

Die bayerische Stadt Augsburg plant, als Alternative zum Gasnetz, ein Wärmenetz für die eigenen Kunden bereitzustellen. Dieses soll bis zum Jahr 2040 rund 70 Prozent der lokalen Bevölkerung erreichen. Für die verbleibenden 30 Prozent bleibt nur der Umstieg auf eine alternative Heizmethode. Dafür könnten sowohl die vielfach beworbene Wärmepumpe als auch eine Pelletheizung in Betracht kommen. Für Hausbesitzer, die sich jedoch nicht von ihrer Gasheizung trennen wollen, dürfte das kein Trost sein. Der Rückbau des Gasnetzes zwingt sie nun auf eine Alternative zu setzen. Das kann nicht nur für Menschen ein Ärgernis sein, die bereits in eine neue Gasheizung investiert haben. Auch jene, die noch eine alte Heizung besitzen, dürften nicht alle mit dieser Vorgabe glücklich werden. Neben Pelletheizungen und Wärmepumpen gibt es jedoch eine Vielzahl an weiteren Alternativen, die für Bestandsbauten möglich sind.

Mitreden

3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Das ist ja schlimmer, als in der DDR, wo die Partei befohlen hat und alle mussten es machen. Viele wollten den Befehlen nicht folgen, aber aus Angst haben sich trotzdem unterworfen.
    In heutigen Deutschland überbieten sich die staatlichen/öffentlichen Unternehmen in Gehorsam und Eifrigkeit, um Regierungsvorgaben zu erfühlen, so, dass es Angst macht.
    Ich denke, sogar nordkoreanischer Machthaber vor Neid grün wird, wenn er erfährt, wie hörig und voreilend die Bedienstete in Deutschland sind.

    Und wie will Stadt Augsburg das benanntes Wärmenetz für mehrere Anbieter öffnen? Ich sehe hier ein Versuch, eigenes Monopol aufzubauen. Außer Stadtwerke Augsburg darf dann keiner die Wärme ins Netz einspeisen und die Kunden sind dem Monopol ausgeliefert.

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  2. Nutzerbild Achim

    Das hat nix mit DDR zu tun, trägt es sich wirtschaftlich nicht, dann müssen die Stadtwerke und Betreiber den Rückbau anstreben. Insolvenzverschleppung und so. Da sind die “Schlauen” die noch schnell eine Gasheizung eingebaut haben, recht schnell die “Dummen”, wobei 10 Jahre jetzt nicht wirklich plötzlich ist.

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  3. Nutzerbild Achim

    Das Wärmenetz wird also als potentielles Monopol angesehen, das Gasnetz vom selbigem Betreiber aber nicht? 🤷🏻‍♂️

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