Die Wärmewende in Deutschland scheidet nicht nur die Geister, sondern ging auch mit einigen Verunsicherungen in der Bevölkerung einher. Nicht nur die lokale Politik erweist sich dabei mit der neuen Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) als Treiber des Wandels. Auch europäische Vorgaben haben das Ende für Gas– und Ölheizungen längst besiegelt. Viele Haushalte schienen daher in den vergangenen Monaten noch auf die vermeintlich günstiger zu kaufenden Heizsysteme umsteigen zu wollen. Ein Fehler, wie ein Energieberater gegenüber der Berliner Morgenpost ausdrücklich warnt.
Energieberater sieht hohe Kosten für Gas und Öl voraus
Wer ab kommendem Jahr seine Heizung austauschen muss, kann dabei aus einer Vielzahl an Optionen wählen. Zum einen aus der von der Politik vielfach beworbenen Wärmepumpe als klimafreundliches Heizsystem oder der Pelletheizung, die ebenfalls bezuschusst wird. Theoretisch wäre nach heutigem Stand auch eine Gasheizung denkbar, wenn diese mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien beheizt werden könnte. Auf eine H2-ready Gasheizung träfe das zu, da sie mit Wasserstoff beheizt werden könnte. Dennoch ist die Gasheizung nicht unbedingt eine gute Wahl, wie der Energieexperte Benjamin Weismann vom Energieberaterverband (GIH) der Berliner Morgenpost verrät.
Energieexperten raten mehrheitlich vom Kauf neuer Öl- und Gasheizungen ab. Ein entscheidender Grund dafür ist der CO₂-Preis, der in den kommenden Jahren nicht nur beim Tanken, sondern auch beim Heizen zunehmend belastender für Verbraucher wird. Bei Heizsystemen, die gern 20 Jahre an Lebenszeit überdauern, fällt das besonders ins Gewicht. Treffen die Erwartungen von Experten für die kommenden Jahre ein und der CO₂-Preis steigt auf über 100 Euro pro Tonne CO₂, drohen bei neuen fossilen Heizungen hohe Kosten. Zusammengerechnet würden Verbraucher hier schnell hohe fünfstellige Summen bezahlen, weshalb die Empfehlung stark zu einer Wärmepumpe oder einer Hybridlösung mit Gas und Öl rät. Mögliche Hybridlösungen können etwa eine Gasheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe oder einer Photovoltaikanlage darstellen, sofern die 65-Prozent-Bedingung dabei erfüllt würde.
Keine alternativen Brennstoffe für Gas- und Ölheizungen
In den kommenden Jahren steigt der CO₂-Preis noch in festgelegten Rahmen an. Ab 2025 werden 55 Euro pro Tonne CO₂ fällig, ab 2026 zwischen 55 und 65 Euro. Ab 2027 geht der CO₂-Emissionshandel jedoch in eine freie Preisbildung über. Jedes Unternehmen, das fossile Rohstoffe nutzt, muss für diese Nutzung pro verursachte Tonne CO₂-Emissionszertifikate erwerben. Die Mehrkosten für diese Zertifikate geben die Firmen dabei direkt an die Verbraucher weiter. Die Anzahl der Zertifikate wird jedoch zunehmend verringert, um die Emissionen zu reduzieren. Dadurch entsteht ein entsprechender Preisdruck auf dem Markt, der sich auch in steigenden CO₂-Preisen in den kommenden Jahren niederschlagen dürfte.
Alternativen für den klimafreundlichen Betrieb mit Gasheizungen gibt es kaum. Zwar wäre Biogas eine Möglichkeit, die auch ohne Umrüstung die heutigen Netze bedienen könnte. Allerdings genügen die dafür verfügbaren Kapazitäten nicht aus, um alle Haushalte in Deutschland zu bedienen. Rund jeder zweite Haushalt heizt zurzeit noch mit einer Gasheizung. Auch Wasserstoff als Hoffnungsträger dürfte sich als Trugschluss für private Haushalte erweisen. Die Kosten für die Nutzung des Rohstoffes dürften in der Gasheizung zu hoch werden, insbesondere da noch längst nicht ausreichend Produktionskapazitäten oder wasserstofffähige Gasnetze vorhanden sind. Eine echte Alternative zu anderen Heizsystemen ist eine Gasheizung somit nicht mehr länger. Spätestens ab 2040 greift ohnehin das europaweit festgelegte Verbot für Öl- und Gasheizungen. Wer bis dahin in eine neue Heizung investieren muss, sollte daher nach Möglichkeit zu einer langfristigen günstigeren Alternative wie der Wärmepumpe oder einem Hybridsystem greifen.