Gestern ist etwas passiert, womit niemand gerechnet haben dürfte: Netflix hat die Neuverfilmung einer der weltweit beliebtesten Serien angekündigt. Einer Serie, die nicht abgeschlossen ist. Allerdings nicht, weil sich die Verantwortlichen aus wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen gegen eine Weiterführung entschieden haben – wie es schon zuvor so oft der Fall war. Sondern, weil die Serie nach wie vor läuft. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Was soll das Ganze dann? Und welcher Serie gelang es, Netflix in dem Maße in seinen Bann zu ziehen?
Kein weihnachtlicher Aprilscherz: Neuadaption in Planung
Wie Netflix jüngst selbst verkündete, erhält der Erfolgsmanga und -anime „One Piece“ eine neue Adaption unter dem Titel „The One Piece“. Solltest du nun verwirrt an deiner Stirn kratzen und an die erst vor wenigen Monaten veröffentlicht Realverfilmung denken – die ist nicht gemeint. Stadtessen plant Netflix ein Anime-Remake. Und das, obwohl die mittlerweile 1.088 Folgen umfassende Serie noch jahrelang von Studio Tōei Animation produziert werden wird. Der erste Gedanke, der einem dabei durch den Kopf schießen dürfte: „Nichts als Profitgier und Ausbeutung eines Meisterwerks“. Und das wäre auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Klassiker und Franchises aus ihren Gräbern geholt und totgemolken. Star Wars, Rocky, Rambo, Jurassic Park, Matrix, Ghostbusters, Herr der Ringe, Harry Potter. Die Liste kennt kein Ende.
Mit One Piece verhält es sich jedoch anders. Zwar findet sich die Motivation hinter der neuen Serie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach wie vor in wirtschaftlichen Motiven. Doch nebenbei könnte der neue Anime eine riesige Schwäche ausmerzen, die sowohl den Manga, in erster Linie jedoch die laufende Serie heimsucht: das Pacing. Gemeint ist die gemächliche Geschwindigkeit, mit der Eiichirō Oda seine Geschichte erzählt. Wobei die Handlung für den Anime noch einmal deutlich gestreckt und mit Fillern versehen wurde. Der Grund hierfür ist simpel: Die Serie wird nicht in Staffeln ausgestrahlt, sondern wöchentlich. Und das bereits seit 1999. Kommt der Anime dem Manga zu nahe, müssen Filler oder gestreckte Passagen das Problem lösen.
Das ist der Plan
Was könnte die neue Serie nun besser machen? Zum einen könnte sie unnötige Längen ausmerzen und die Handlung auf das Wesentliche beschränken. Ferner dürfte auch die mittlerweile in die Jahre gekommene Optik der East Blue Sage einen neuen Anstrich verpasst bekommen. Die Verantwortlichen sprachen in diesem Kontext bereits von einem neuen und dennoch vertrauten Erlebnis unter Einsatz innovativer visueller Technologien. Und das dürfte kein reines Marketing-Sprech gewesen sein. Denn mit der Umsetzung des Projekts wurde die berühmte japanische Animeschmiede WIT Studio beauftragt. Die Animateure hinter Animehits wie Attack on Titan (Staffel 1 bis 3), Vinland Saga und Spy x Family. Unterm Strich kann auch in diesem Fall eine gesunde Portion Skepsis nicht schaden. Doch die Chancen dafür, dass das Projekt zu einem vollen Erfolg wird, stehen ebenfalls nicht schlecht. Zumal bereits Präzedenzfälle wie „Fullmetal Alchemist: Brotherhood“ existieren. Aktuell heißt es daher: abwarten.
Die Neuinterpretation entsprang einer Zusammenarbeit mit den Vertretern von Shueisha, Fuji Television Network und Toei Animation. Zunächst soll dabei – analog zur Realverfilmung – die East Blue Sage umgesetzt werden. Und damit die ersten 100 der mittlerweile 1.101 Manga-Kapitel.