E-Mobilität: So viel fehlt in Deutschland zur grünen Wende

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E-Autos sollen die deutschen Straßen in Zukunft beherrschen. Doch die Autos allein reichen nicht, um dieses Ziel zu erreichen. Wie steht es um die Infrastruktur? Wie sieht es mit der Technik aus und welche Fallstricke ergeben sich für Verbraucher?
Ladevorrichtung an einem Volkswagen Passat GTE
Bildquelle: Volkswagen
Großbritannien will die klassischen Verbrennungsmotoren verbannen und bis 2030 nur noch elektrisch fahrende Autos auf den Straßen sehen. Auch die Bundesregierung plant ein ähnliches Vorhaben in Deutschland, allerdings sollen hier die beteiligten Akteure aus der Wirtschaft stark in den Ausbau integriert werden. Stichwort Ausbau: Neben den E-Autos als solchen muss auch eine entsprechende Infrastruktur her. Wie ist es darum bestellt? Diese Frage hat sich auch das Bundesverkehrsministerium gestellt und eine (Machbarkeits-) Studie in Auftrag gegeben. Das Ziel war es Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Wie viele E-Autos gibt es im Jahr 2030 und wie viele Ladestationen braucht man für diese Anzahl? Die Hochrechnung der Studie kommt auf einen deutlich höheren Anteil von E-Autos im Jahr 2030 als bislang angenommen. Insgesamt 14,8 Millionen E-Fahrzeuge sollen dann auf deutschen Straßen fahren. Die Situation der Infrastruktur und der Bedarf von Ladestationen hängt allerdings von verschiedenen Punkten ab.

E-Mobilität: Ausbau von diversen Szenarien abhängig

Zu unterscheiden sind private und öffentlich zugängliche Ladepunkte. Ab dem 24. November unterstützt die Regierung Privatleute finanziell bei der Installation einer privaten Ladestation. So gehen die hinter der Studie stehenden Autoren davon aus, dass 2030 etwa sieben Millionen private Ladestationen vorhanden sind, an denen mehr als 40 Prozent des Stroms getankt würde. Weitere 2,5 Millionen Ladestationen sieht die Studie bei Arbeitnehmern, sodass sich nach dieser Hochrechnung ein Bedarf von 711.000 öffentlichen Ladepunkten ergibt. Diese sollen auf Hauptverkehrsstrecken, Parkplätzen oder im öffentlichen Verkehrsraum angebracht werden. Die Situation verhält sich allerdings dynamisch – je nachdem, ob beispielsweise mehr oder weniger als 7 Millionen private Ladestationen in zehn Jahren in Deutschland vorhanden sind. Daran orientiert sich letztlich auch der Bedarf an öffentlich zugänglichen Ladepunkten und Schnellladestationen für E-Autos, so die Studienautoren Alexander Windt und Oliver Arnhold. Generell heißt es, das in Städten ein öffentlicher Ladepunkt pro 14 Elektroautos notwendig sei. Auf dem Land kommen auf einen Ladepunkt 23 Fahrzeuge.

So viele Ladepunkte braucht Deutschland

Bislang wollte die Bundesregierung laut Ausbauplan 10 Millionen Ladepunkte in den nächsten zehn Jahren auf den deutschen Straßen und in Städten installieren. Die Studie zeichnet ein anderes Bild: Je nach Szenario ermittelt die Studie, dass Deutschland 2030 mindestens 440.000 Ladestationen braucht – möglicherweise aber auch fast doppelt so viele, nämlich 843.000 Ladepunkte. Laut dem Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft existieren derzeit nur 33.000 öffentliche Ladestationen für E-Autos.

Verbraucher profitieren nicht immer

Auch wenn die E-Mobilität vorangetrieben wird und Verbraucher beim Kauf eines E-Autos unterstützt werden. Langfristig gehen sie nicht immer als Gewinner aus der Situation. Wie das Fachmagazin Automobilwoche schreibt, könnten Verbraucher ihre gebrauchten E-Autos in den kommenden Jahren im Prinzip nicht verkaufen. Den Grund sieht das Magazin vor allem in der staatlichen Bezuschussung beim Kauf eines E-Neuwagens, beispielsweise durch die Umweltprämie. Die Förderung ist unlängst bis 2025 verlängert worden. Darauf einigten sich Regierung und Automobilindustrie auf dem Autogipfel Anfang November. Für Verbraucher, die ein neues E-Auto in den kommenden Jahren kaufen wollen und jetzt schon eines besitzen, könnte der Verkauf somit deutlich erschwert werden. Ob sich auch technische Probleme beim Verkauf von gebrauchten Elektrofahrzeugen ergeben wird, ist unklar.

E-Mobilität steckt noch in Kinderschuhen

Neue Technik kann zum Start auf den Markt unmöglich vollständig fehlerfrei sein – so sieht es auch bei Elektroautos aus. Unter anderem kam erst kürzlich die BMW-Tochter Mini mit dem Countryman Hybrid an, der noch nicht einmal auf die angegebene Reichweite von 60 Kilometern kam. In einem anderen Fall waren bestimmte E-Auto-Modelle im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Über die Zuverlässigkeit von E-Autos hat die US-Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports (CR) eine Studie angestrengt, mit dem Ergebnis, dass viele Elektrofahrzeuge mit deutlichen Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen haben. Die Studie entdeckte unter anderem Ausfälle im Antriebssystem, Motorenprobleme oder Qualitätsmängel. Namhafte Hersteller sind Programm: CR sah beispielsweise bei Kia, Audi oder auch Tesla genauer hin.

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