Motoren, Akkus, Steuerung, Kabel, dicke Bremsen und immer massivere Rahmen sind die Krücken der E-Revolution von Klapprädern. Denn sie sollen genau das Gegenteil sein. Leicht und einfach zu tragen, zusammengeklappt klein und schnell zu verstauen. Das sind die höchsten Werte der Pendelräder zum Falten. Doch die Realität zeigt, dass der Fahrradmarkt hier bis auf wenige Ausnahmen auf dem Holzweg ist. Vello ist keiner davon. Der Hersteller hat auf der IAA seine Klappräder präsentiert und zeigt, dass es anders geht.
10-Kilo-Klapprad von Vello mit Motor
Der Stand von Vello auf der erstmals in München ausgetragenen IAA gibt sich eigentlich bescheiden. Wäre da nicht die Waage, die ein E-Klapprad mit knapp über 10 Kilo Gewicht trägt. Doch wie geht das? Das Geheimnis ist nicht nur der Titan-Rahmen, sondern auch das Einsparen vieler Komponenten durch den Motor. Der nämlich hat schon so einiges integriert. Unter anderem steckt der Akku mit in der Hinterradnabe. Dazu die Antriebseinheit und die Steuerung. So spart sich Vello schon die Kabellage und einiges an Rahmen-Beulen.
Trotzdem soll das Rad auf 50 km Reichweite kommen. Wohlgemerkt ohne seine heimliche Superkraft. Die kommt laut Vello aus der Formel 1 und nennt sich Kers. In der Praxis sieht das folgendermaßen aus: Trittst du in die Pedale passiert erst einmal gar nichts. Erst wenn du während der Fahrt drei Umdrehungen rückwärts pedalierst, steigt der E-Motor mit ein und beginnt anzuschieben. Damit ist man auf dem Niveau eines jeden anderen E-Bikes.
Der Clou ist versteckt
Doch trittst du während der Fahrt erneut rückwärts, verlangsamt sich deine Fahrt spürbar. Was ist da los? Genau dann wird der Motor zum Generator und lädt die Batterie auf. So wie beim Kers-System in der Formel 1 gewinnt der Motor durch die kinetische Energie des Rades elektrische Energie und speichert sie. Das geht apropos nur mit Hinterradmotoren und meist hat ein solches System nur eine Effektivität von wenigen Prozent. Nicht so bei Vello. Durch das Zurücktreten nimmt der Generator spürbar Energie aus dem rollenden System. 30 Prozent sollen so zusammenkommen. Beim kurzen Test auf der IAA in München ist der Effekt überraschend kräftig und bei langsamer Fahrweise erübrigt sich das Bremsen mittels Handbremshebel.
Leichter und mit mehr Reichweite: Vello Bike+ mit stattlichem Preis
Das Ganze hat die schon erwähnten zwei großen Vorteile: Durch die Integration des gesamten Antriebs und damit die Einsparung auch der Schaltung, wird Gewicht reduziert. Das Test-Bike auf der IAA hatte fahrfertig, mit Beleuchtung und allem Zip und Zap sowie eines Riemenantriebs statt Kette ein Gewicht von rund 14 Kilo. Dazu kommt eine zwar geringe Nenn-Reichweite, jedoch erweitert sich die, umso mehr man rekuperiert. Das alles hat aber seinen Preis. Das Bike+ kostet 2.990 Euro. Das Bike+ mit Titanrahmen schlägt mit 4.190 Euro ins Kontor. Zur Einordnung hilft hier ein Blick auf die Konkurrenz: Das Brompton M6L mit Sechsgangschaltung, Stahlrahmen, gut 18 Kilogramm und laut Hersteller 30 bis 70 km Reichweite kommt auf gut 3.700 Euro.
Super! Die Autolobby kann einpacken.