E-Bikes mit ABS von Bosch und Shimano: So fährt sich die Technik

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Und plötzlich fährt dir jemand vor dein E-Bike – Vollbremsung, Überschlag, Unfall. Der Horror für viele Radler verliert vielleicht bald seinen Schrecken. Denn nun kommt das ABS für Fahrräder. Und wir haben die Systeme von Bosch und Shimano schon getestet.
ABS im E-Bike
ABS im E-BikeBildquelle: Michael Büttner / inside digital

Shimano und Bosch haben auf der Eurobike jeweils neue Antiblockiersysteme für E-Bikes gezeigt. Sie haben einige Vorteile im Straßen- aber auch im Offroad-Bereich für Radler. Wir haben auf der Messe schon beide Systeme fahren können und verraten dir, wodurch sie sich unterscheiden und ob sie dir einen echten Mehrwert bringen.

Bosch und Shimano fast im Gleichschritt

Das aus dem Auto schon seit Langem bekannte System kommt jetzt auch in E-Bikes auf den Markt. Beim Bosch-System, einfach eBike ABS genannt, wird es noch bis Jahresende 2022 dauern, bis erste Modelle damit ausgestattet sind. Bei Shimano ist man auf der Messe noch verschwiegen, wann die ersten E-Bike-Anbieter das Bremssystem verbauen werden.

Die erste Annäherung beim Bosch-ABS geschieht über eines der kleinen Displays aus dem Sortiment des Ausrüsters. Dabei kannst du zukünftig zwischen einem einstellbaren ABS und einem ohne Regulierung zugreifen. Wir haben die oberste Ausbaustufe mit dreistufiger Auswahl (Aus, Allroad und Trail) gefahren. Dabei kommen vorn und hinten Vierkolben-Bremsen zum Einsatz. Das System greift jedoch nur vorn aktiv in den Bremsdruck ein. Denn das oberste Ziel ist, das Überschlagen bei Notbremsungen zu verhindern. Auf Schotter oder anderen losen Untergründen bringt das ABS jedoch ebenfalls Vorteile, weil das Vorderrad nicht mehr ins Rutschen kommen soll. Doch wie gut funktioniert das?

Bosch ABS im ersten Test

Wir starten in der Allroad-Einstellung, die etwas beherzter eingreifen soll. Sie ist für die Stadt und den Alltag ausgelegt und entspricht der Einstellung des einfacheren uneinstellbaren Systems. Wir beschleunigen also auf circa 25 km/h und greifen beherzt in die Eisen. Das Vorderrad wimmert nur kurz und es rüttelt kräftig im Rahmen. Die Unterbrechungen der Bremskraft sind zu spüren. Nach kurzer Gewöhnung aber kein Problem. Was man vermisst: ein federleicht werdendes Hinterrad und damit eine verbesserte Bremskraft. Stoppies unmöglich – Asphalttest bestanden. Und damit geht es ab auf den Schotter. Doch auch hier: Die Bremsen greifen kräftig zu, die Steuerung regelt die Bremskraft spürbar in kurzen Wellen herunter und der Bock kommt kontrolliert zum Stehen. Alles fast ein wenig langweilig. Aber eine sehr beruhigende Technik.

Bosch ABS Einstellungen
Bosch ABS Einstellungen

Willst du es sportlicher, nimmt die Software in der Trail-Einstellung einiges an ABS-Leistung heraus und dann klappt es auch wieder mit dem Hochlupfen des Hinterrads. Doch so schnell es hochkommt, so schnell wird das Rad auch wieder in die Waagrechte gebracht. Auf Schotter gibt sich das System auch hier keine Blöße und das Bike kommt kontrolliert zum Stehen. Wenn der Untergrund schnell wechselt, spürt man, dass die Software auch das erkennt und darauf reagiert. Auf dem 50 cm langen Asphaltstück zwischen den Schotter-Bereichen wird weit mehr Bremskraft am Stück aufgebaut. Im Trail-Modus lässt das ABS mehr Spaß zu. Doch einen Überschlag wirst du kaum hinbekommen.

Shimano – bisher ohne Einstellungen

Bei Shimano ist man noch nicht ganz so nah an der Marktreife. Doch auch hier ist das System schon fahrbereit. Gegenüber dem Bosch-System bekommst du hier ein weicher agierendes Bremssystem, das vor allem für viel Kontrolle ausgelegt ist. Hier bekommst du auch bei hartem Einsatz das Hinterrad kaum vom Boden abgehoben. Damit macht es zwar weniger Spaß als das Bosch-System, aber es lässt sich auch etwas angenehmer fahren. Kein Geruckel in der Gabel und trotzdem wirkt es gefühlt sogar besser als das System von Bosch.

Auf Schotter lässt die Bremsleistung etwas stärker nach als beim ABS der deutschen Konkurrenz. Hier greift das ABS etwas zu sehr ein und der Bremsweg verlängert sich im Vergleich. Für Straßenrenner und Stadtpendler spielt das aber eher eine untergeordnete Rolle. Was bei Shimano noch drin ist, wird sich zeigen. Bei anderen Komponenten des Herstellers ließen sich bisher oft Einstellungen über die App regeln. Inwieweit das auch beim ABS geplant ist, wollte Shimano aber nicht kommentieren.

Fazit zum ABS in E-Bikes

Die neuen ABS von Shimano und Bosch sind eine erfolgreiche Übertragung einer bestehenden Technik auf den Fahrrad-Markt. Beide Systeme wirken schon in der Vorabversion sehr erwachsen und bieten nicht nur sportlichen, sondern vor allem auf Sicherheit bedachten Radlern einen echten Mehrwert. Überschläge bei Notbremsungen und wegrutschende Vorderräder auf Laub oder Schotter sind damit passé. Bleibt zu hoffen, dass sich die Technik rasch im Markt verbreitet, damit die Preise fallen und nicht nur High-End-Räder davon profitieren.

Mitreden

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Stefan.B

    Wirklich jetzt? ABS für ein Fahrrad? Sorry ich komme aus einer Generation Walter Röhrl!
    Etwas Gespür, Erfahrung und Gefühl!
    Gibt es auch ein ABS für nicht umfallen beim Bremsen bevor ich am Bett anstoße?
    Niemals für mich!

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  2. Nutzerbild M.T.

    Bitte noch Fußgängererkennung und aktiven Bremseingriff dazu, weil dank dieser schweren Radpanzer, die eigentlich schon eher in der Kategorie Moped sind, lebt man als Fußgänger vielerorts schon echt gefährlich.

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