Was haben Ketten, Riemen oder auch Kardanwellen am E-Bike oder Fahrrad gemeinsam? Sie stellen eine direkte mechanische Verbindung von der Kurbel zum Hinterrad her. Die muss im Idealfall gerade sein und beschränkt damit das Design. Neben dem beschriebenen Kettenproblem ist das das zweite Problem, dass das neue Antriebssystem von Schaeffler lösen will. Schaeffler war damit auf der Eurobike und hat es auch auf der IAA gezeigt. Doch wie funktioniert die Bike-by-Wire-Technologie?
E-Bikes ohne Kette: Das ist das neue System
Das neue System ist eigentlich ganz einfach. Du trittst auf deinem E-Bike nicht mehr in einen mechanischen Antriebsstrang, sondern in einen Generator. Er erzeugt, wie früher Dynamos fürs Licht, eine Spannung. Dazu misst das System deine Trittfrequenz und die Kraft, mit der du in die Pedale trittst. Die erzeugte elektrische Energie wird über einen Motor direkt dort in mechanische Kraft umgemünzt, wo sie gebraucht wird. Überschüsse werden in den Akku transportiert.
Doch was bringt Free Drive? Die Abkopplung von Pedalen zu Antriebsachse(n) hat insgesamt drei echte Vorteile. Erstens ist das System wartungs- und verschleißarm. Am Beispiel der abgefallenen Kette zeigt sich schon, dass es weniger Bauteile gibt, die anfällig für einen Defekt sind. Dazu kann damit das Fahrrad-Design neu gedacht werden. Denn der mechanische Antrieb über eine Kette zwang alle Zweiräder in eine Grundform, die man nun überdenken kann. Davon sollen vor allem Lasten-E-Bikes mit drei oder vier Rädern profitieren. Doch auch normale Zweiräder lassen sich umgestalten. Das System erlaubt letztlich sogar prinzipiell einen Allradbetrieb im E-Bike. Als letzter positiver Aspekt lässt sich anführen, dass die Power ohne mechanische Verluste am Antriebsrad ankommt. Damit kommt effektiv mehr menschliche Kraft auf die Straße.
Das Problem liegt mal wieder in den Regeln
Das Problem dabei ist aber auch schon ersichtlich. Ein E-Bike-Motor darf dich nur mit bis zu 250 Watt unterstützen. Nun kommen diese 250 Watt in der Regel auf deine Trittleistung obendrauf. Klar ist das ein gewaltiger Schub, wenn man nur sachte Tritt und den Rest den Motor machen lässt. Doch wie sieht es aus, wenn keine mechanische Kraft am Hinterrad ankommt? Dann sind es nur die 250 Watt des Antriebs. Das ist gerade bei den angestrebten Lastenräder doch etwas wenig. Hier braucht es Regeln, die ein solches System sinnvoll in die aktuelle Zulassungslandschaft der E-Bike-Antriebe einbinden.
Dabei ist das nicht das erste System, dass am Regelsystem zu scheitern droht. Auch Canyons Vierrad-E-Bike oder BMWs i Vision AMBY werden mit den aktuellen Regeln niemals auf die Straße können.