Wer sich heute ein E-Auto anschafft, will wissen, wie hoch die Reichweite ist. Doch das ist noch längst nicht alles. Was für Benziner und Diesel die Tankstelle ist, ist für das E-Auto die Wallbox oder Ladesäule. Während Elektrofahrzeuge heute ihren Fahrern zeigen, wie viel Kilometer sie noch fahren können und wo sich unterwegs Ladesäulen befinden, verschweigen sie ein anderes Detail. Wir haben bei VW, Tesla, BMW und Mercedes gefragt, warum.
Batteriezustandsanzeige im E-Auto: „Für Kunden besteht kein Mehrwert“
Vor allem für diejenigen, die ein E-Auto gebraucht kaufen wollen, ist die Angabe des Gesundheitszustandes der Batterie extrem wichtig. Aber auch bei Neuwagen dürfte es für Fahrer interessant sein, wie schnell oder langsam die Batterie altert. Doch während Bordcomputer oder Apps viele Daten zum E-Auto anzeigen, verschweigen Autobauer ihren Kunden den Gesundheitszustand der Batterie und zeigen ihn nicht an. Stattdessen verlangen Hersteller und Werkstätten teils hohe Gebühren für ein Prüfprotokoll.
Für Mercedes-Benz etwa besteht kein Kundenmehrwert durch die sogenannte State Of Health Anzeige (SOH) im Fahrzeug, sagt uns ein Sprecher. Denn man garantiert Kunden – etwa beim EQS – mittels Batteriezertifikat, dass das E-Auto 250.000 Kilometer und 10 Jahre „mit einer leistungsfähigen Batterie ausgestattet ist“. Falls ein Mercedes-Kunde mehr zum Status seiner E-Auto-Batterie wissen will, muss er in eine autorisierte Werkstatt. Dort wird der SOH der Batterie über die Diagnose ausgelesen.
BMW verspricht bessere Ergebnisse
Wer ein E-Auto von BMW fährt, bekommt ebenfalls keine Informationen zum Batteriezustand über den Bordcomputer. Der Autobauer biete aber in den eigenen Werkstätten ein Battery Health Certificate an. „Der Test dauert einige Stunden und ist qualitativ aussagefähiger als das Auslesen des in OBD abgelegten Wertes, der nur aus den historischen Betriebsbedingungen durch die bisherigen Nutzer gebildet wurde“, erklärt uns ein Elektromobilitäts-Experte von BMW.
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Der Gesundheitszustand der Batterie lässt sich zwar mit Tools über die OBD-Schnittstelle im E-Auto auslesen. Doch dem BMW-Experten zufolge ist die Angabe nicht so genau, wie ein Test in einer Werkstatt. Wer aber ein gebrauchtes Elektroauto kaufen oder verkaufen möchte, dem dürfte ein Wert, der auf den bisherigen Fahrten basiert, ausreichen. Und genau so etwas bietet etwa der ADAC gemeinsam mit Aviloo an. Die Box kostet rund 100 Euro und wird einem zugeschickt. Nachdem man das Tool in den OBD-Steckplatz eingesteckt hat, prüft die Box die Batterie im Rahmen von Alltagsfahrten und sendet die Daten zur Auswertung via Mobilfunk an die Aviloo-Cloud. Anschließend bekommt man ein Protokoll.
Warum verschweigen E-Auto-Bauer ihren Kunden dieses Detail?
Während Mercedes mit einem Batteriezertifikat argumentiert und für BMW die Daten über den Gesundheitszustand der Batterie wohl nur in einer Werkstatt qualitativ aussagefähig ausgelesen werden können, antworteten Tesla und VW nicht auf unsere Nachfrage. Vielleicht möchte man Käufer, die zigtausend Euro für einen Neuwagen ausgegeben haben, nicht mit einer fortwährend kleiner werdenden Zahl nervös machen oder verärgern.
Doch spätestens in ein paar Jahren, wenn der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos aufblüht, dürfte es an der Angabe zur Gesundheit der Batterie kein Vorbeikommen mehr geben. Und über die OBD-Schnittstelle lassen sich heute bereits viele Daten auslesen – auch der Zustand der Batterie eines E-Autos.